Der Dow Jones Industrial Average, der S&P 500 und der Nasdaq steuern auf ihre größten prozentualen Jahresverluste seit der Finanzkrise 2008 zu. Schuld daran sind wachsende Befürchtungen, dass der Kampf der Fed gegen die Inflation mit aggressiven Zinserhöhungen zu einer tiefen Rezession führen könnte.
Die US-Notenbank hat letzte Woche die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt angehoben. Bis Ende 2023 rechnet sie mit weiteren Zinserhöhungen von mindestens 75 Basispunkten. Wie Fed-Chef Jerome Powell warnte, will er die Zinsen im nächsten Jahr weiter anheben, selbst wenn das die Wirtschaft in eine Rezession treiben sollte.
Wegen des restriktiven geldpolitischen Ausblicks der Fed drohen die Kurse des kostenpflichtigen Streamingdienstes FuboTV und des Elektroautoherstellers Lucid Motors in den kommenden Monaten weiter zu sinken.
1. FuboTV
- Kursentwicklung im laufenden Jahr: -86 %
- Entfernung zum Allzeithoch: -96,5 %
- Marktkapitalisierung: 423,8 Mio. USD
In den vergangenen Sitzungen sind die Aktien von FuboTV (NYSE:FUBO) mehrfach auf neue Rekordtiefs gefallen. Der Grund: Investoren sorgen sich weiterhin um die negativen Auswirkungen mehrerer fundamentaler und makroökonomischer Faktoren, die den angeschlagenen Streaming-Dienst belasten.
Weniger als zwei Wochen vor dem Jahreswechsel liegt die FUBO-Aktie im Jahr 2022 um satte 86 % im Minus. Der gesamte Technologie-Sektor musste in dieser Zeit drastische Einbußen hinnehmen, ausgelöst durch die von der Federal Reserve ergriffenen Straffungsmaßnahmen
Im Oktober 2020 notierte FuboTV bei rund 10 USD, nachdem die in New York ansässige Streaming-Plattform über eine Zweckgesellschaft (SPAC) an die Börse gegangen war. Im Dezember 2020 kletterte das Papier dann mit 62,29 USD auf ein Rekordhoch, bevor es um 96,5 % einbrach und am Donnerstagabend bei rund 2 USD gehandelt wurde.
Die Marktkapitalisierung des ehemaligen SPAC-Favoriten liegt derzeit bei 423,8 Mio. USD. In der Spitze war das Unternehmen mit mehr als 5 Mrd. USD bewertet.
Ich glaube, dass den Aktien des defizitären Streaming-Unternehmens im Jahr 2023 weitere Verluste drohen, insbesondere angesichts der hohen Ausgaben für Live-Sport-Inhalte, die mit einem hohen Cash-Burn einhergehen.
Der auf Sportübertragungen spezialisierte Streaming-Dienst hat in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 mehr als 294 Mio. USD verbraucht und damit ein alarmierendes Cashflow-Niveau erreicht. Ende September hatte das Unternehmen folglich nur noch 307,4 Mio. USD in seiner Bilanz.
Für ein Unternehmen, das erst für das Jahr 2025 einen positiven Cashflow prognostiziert, besteht die berechtigte Befürchtung, dass ihm bis Ende nächsten Jahres das Geld ausgehen könnte, da es weiterhin viel Geld für den Erwerb von Rechten an Sportinhalten ausgibt, um Abonnenten zu gewinnen.
FuboTV hat im 3. Quartal 152,7 Mio. USD oder 0,52 USD pro Aktie verloren und sich damit gegenüber dem Nettoverlust von 105,9 Mio. USD im Vorjahreszeitraum verschlechtert, was in erster Linie auf steigende Betriebskosten und höhere Ausgaben für Live-Sportangebote zurückzuführen ist. Seit dem Börsengang hat das Unternehmen nun in jedem Quartal einen Nettoverlust ausgewiesen, also seit dem 3. Quartal 2020.
So gesehen bleibe ich hinsichtlich der Wachstumsaussichten pessimistisch. Eine Kapitalerhöhung oder ein völliges Scheitern halte ich für das wahrscheinlichste Szenario. In dieser Hinsicht steht dem Unternehmen ein schwieriges neues Jahr bevor. Anleger sollten um die FUBO-Aktie einen großen Bogen machen.
2. Lucid
- Kursentwicklung im laufenden Jahr: -80,4 %
- Entfernung zum Allzeithoch: -88,5 %
- Marktkapitalisierung: 12,5 Bio. USD
Die Lucid Group (NASDAQ:LCID), deren Börsengang im Jahr 2021 inmitten des florierenden Marktes für Tech-IPOs und SPACs stattfand, ist in diesem Jahr aufgrund der Talfahrt unrentabler, wachstumsstarker Unternehmen mit hohen Gewinnmultiples, insbesondere im Bereich der Elektrofahrzeuge, in Ungnade gefallen.
Nachdem LCID im Februar 2021 mit 64,86 USD ein Rekordhoch erreicht hatte, ist der Aktienkurs inzwischen rasant gefallen und hat bei 7,45 USD einen Tiefpunkt erreicht. Die Kursverluste belaufen sich auf 80,4 %. Auf dem aktuellen Niveau kommt das in Kalifornien ansässige EV-Unternehmen, dessen Papiere 88,5 % unter ihrem Allzeithoch gehandelt werden, auf eine Marktkapitalisierung von 12,5 Mrd. USD.
Trotz des monatelangen Abverkaufs bleibt die Lucid-Aktie überbewertet. Sie wird mit mehr als dem 33-fachen des diesjährigen Umsatzes gehandelt und ist damit im aktuellen Marktumfeld für Anleger nicht besonders attraktiv.
Auch die Höhe der Barmittel, die Lucid benötigt, um mit Tesla (NASDAQ:TSLA), Ford (NYSE:F), General Motors (NYSE:GM), Volkswagen (ETR:VOWG_p) und anderen etablierten Autobauern auf dem E-Auto-Markt mithalten zu können, bereitet zunehmend Sorgen. Lucid beendete das dritte Quartal mit 3,85 Mrd. USD an Cash, die das Unternehmen voraussichtlich bis mindestens zum vierten Quartal 2023 über Wasser halten werden.
Folglich lieferte das Unternehmen im vergangenen Monat enttäuschende Ergebnisse für das dritte Quartal. Wegen des schwierigen operativen Umfelds wurden sowohl die Gewinn- als auch die Umsatzziele verpasst.
Der Nettoverlust des Unternehmens stieg auf 670,2 Mio. USD oder 0,40 USD pro Aktie (im Vorjahreszeitraum 524,4 Mio. USD bzw. 0,43 USD pro Aktie). In seiner kurzen Geschichte als börsennotiertes Unternehmen konnte Lucid noch nie einen Gewinn erzielen. Mit 195,5 Mio. USD blieb der Umsatz hinter den Schätzungen von 210,7 Mio. USD zurück. Es wurden 1.398 Fahrzeuge ausgeliefert.
Unrentable Unternehmen mit hohen Cash-Burn-Raten sind auf jedem Markt gefährlich - aber jetzt mehr denn je. Auch wenn ich einen Sturz auf Null ausschließe, werden die nächsten Monate für den angeschlagenen E-Fahrzeughersteller entscheidend sein.
Es ist ein beunruhigendes Signal, dass die Vorbestellungen für künftige Modelle im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten Quartal zurückgegangen sind, teilweise aufgrund stornierter Bestellungen und aus Angst vor langen Wartezeiten. Der Hersteller von Luxus-Elektrofahrzeugen gab an, im dritten Quartal mehr als 34.000 Vorbestellungen erhalten zu haben, das sind 3.000 Vorbestellungen weniger als im vorherigen Quartal.
Offenlegung: Jesse Cohen ist derzeit Short auf den S&P 500 und den Nasdaq 100 durch den ProShares Short S&P 500 ETF und den ProShares Short QQQ ETF investiert.
Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.