Der boomende Sektor der Elektrofahrzeuge zählte im letzten Jahr zu den profitabelsten Bereichen am Markt, bevor die Branche in den letzten Wochen von einem aggressiven Bewertungsrückgang unter Druck gesetzt wurde.
Dies zeigt sich am deutlichsten beim Börsenliebling Tesla (NASDAQ:TSLA), dessen Aktien in nur fünf Wochen 21% ihres Wertes eingebüßt haben.
Eine Vielzahl negativer Faktoren belastet derzeit den Sektor, darunter: steigende Anleiherenditen, die die Anleger dazu veranlassen, überzogene Bewertungen zu überdenken; ein Mangel an Chips, der die Hersteller zwingt, einige Produktionslinien vorübergehend zu schließen; und auch Sorgen über die zunehmende Konkurrenz durch Elektrofahrzeuge von Ford (NYSE:F), General Motors (NYSE:GM) und Volkswagen (OTC:VWAGY).
Nach dem jüngsten Rückgang gibt es unter den Elektropionieren einige Schnäppchen, die eine Überlegung wert sind. Hier sind drei für die engere Wahl:
1. Fisker: der nächste große Elektrorevolutionär
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Prozentsatz unter Allzeithoch: 30,5%
Fisker (NYSE:FSR), wie viele der neuen Elektro-Startups, die an die Börse gekommen sind, entschied sich für einen Börsengang über eine Zweckgesellschaft (Special Purpose Acquisition Company, SPAC) anstelle eines traditionelleren Börsengangs.
Der von Henrik Fisker geführte Autohersteller feierte am 30. Oktober 2020 sein Börsendebüt nach einer Blankoscheck-Fusion mit Spartan Energy Acquisition. Der Deal bewertete Fisker mit 2,9 Milliarden US-Dollar.
Fisker hat in letzter Zeit einige Turbulenzen erlebt, als der jüngste branchenweite Ausverkauf dem Überflieger etwas den Wind aus den Segeln nahm. Nach einem Anstieg von 94,5% in den ersten beiden Monaten des Jahres ist die FSR-Aktie im März bisher um 22,2% gefallen.
Die Aktien beendeten den Dienstag bei 22,18 USD und lagen damit fast 31% unter ihrem Rekordhoch von 31,93 USD, das am 2. März erreicht wurde. Damit ist der in Los Angeles, Kalifornien, ansässige Elektroautohersteller an der Börse immer noch 6,5 Mrd. USD wert.
Fisker hat das Potenzial, die nächste Sensation auf dem Markt für Elektrofahrzeuge zu sein. Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, dass die weltweit bezahlten Reservierungen für seinen elektrischen SUV Fisker Ocean mit einem Startpreis von 37.499 USD seit Mitte Oktober um mehr als 500% gestiegen sind und die Marke von 14.000 überschritten haben.
Das Unternehmen, das mit Magna International (NYSE:MGA) eine Partnerschaft eingegangen ist, um den Ocean herzustellen, will ab dem vierten Quartal 2022 mit der Produktion beginnen.
Ein vielversprechendes Zeichen war, dass Fisker kürzlich eine wichtige Vereinbarung mit Taiwans Foxconn unterzeichnete - Auftragshersteller von Apples (NASDAQ:AAPL) iPhones -, um zusammen sein zweites Elektroauto zu entwickeln.
Die Produktion des noch zu benennenden Fahrzeugs soll Ende 2023 beginnen. Das Volumen wird voraussichtlich über 250.000 Fahrzeuge betragen. Die beiden Unternehmen geben an, schon in 24 Monate mit der Herstellung beginnen zu wollen.
2. Nio: Chinas schnell wachsender Elektropionier
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Prozentsatz unter Allzeithoch: 38,3%
Die Aktien von Nio (NYSE:NIO) haben einen beachtlichen Anstieg hinter sich, seit sie mit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie im März 2020 ein Tief von 2,11 USD erreicht hatten.
An einem Zeitpunkt lagen die Aktien des in Schanghai ansässigen Elektroautoherstellers - der als chinesisches Tesla angesehen wird - um mehr als 3.000% im Plus, als sich Investoren angesichts des starken Wachstums der Fahrzeugauslieferungen um die Papiere rissen.
Seit dem Rekordhoch vom 11. Januar von 66,99 USD hat die NIO-Aktie an Dynamik verloren und fiel seither um fast 40% auf gestern 41,35 USD. Bei den aktuellen Bewertungen hat der EV-Hersteller aber immer noch eine Marktkapitalisierung von 67 Milliarden US-Dollar.
Nio, der nach Marktkapitalisierung fünftgrößte Autohersteller der Welt, sollte dank seines wachsenden Status als eine der führenden Marken auf dem schnell wachsenden chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge in den kommenden Monaten wieder auf seine jüngsten Höchststände zurückkehren.
Der Autohersteller, der derzeit drei Elektrofahrzeugmodelle im Angebot hat - alle SUVs - lieferte im vierten Quartal 17.353 Fahrzeuge aus, ein Plus von 111% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit hat er im Jahr 2020 insgesamt 43.728 Fahrzeuge an die Kunden gebracht, was einem Anstieg von mehr als 113% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Im Vergleich dazu beliefen sich die inländischen Fahrzeuglieferungen der in China ansässigen Konkurrenten Li Auto (NASDAQ:LI) und Xpeng Motors (NYSE:XPEV) im vergangenen Jahr auf 32.624 bzw. 27.041.
Nio sieht die Auslieferungen im ersten Quartal in einer Bandbreite von 20.000 bis 20.500 Fahrzeugen, was 421% bis 434% mehr als im Vorjahreszeitraum wäre.
Letzte Woche prognostizierte Xpeng für das erste Quartal einen Absatz von 12.500 Fahrzeugen, während Li Auto mit 10.500 bis 11.500 Auslieferungen die niedrigste Prognose der drei Hersteller für das erste Quartal ablieferte.
3. Canoo: Hohes Risiko und hohes Potential
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Prozentsatz unter Allzeithoch: 50,9%
Canoo (NASDAQ:GOEV) war einer der vielen Elektrofahrzeughersteller, die sich für einen Börsengang über einen Blankoscheck-Deal Ende letzten Jahres entschieden hatten, als es eine umgekehrte Fusion mit Hennessey Capital einging. Der Deal bewertete Canoo mit 2,4 Milliarden US-Dollar.
Die Aktien des in Los Angeles ansässigen Startups, das Ende 2017 von einer kleinen Gruppe gegründet wurde, die sich vom Elektropionier Faraday Future abgespalten hatte, kamen am 22. Dezember 2020 an die NASDAQ.
Nach dem Allzeithoch von 24,90 USD am ersten Handelstag fiel die Aktie seitdem um fast 51% und war gestern Abend noch 12,22 USD wert. Damit hat das Unternehmen immer noch einen Börsenwert von 2,94 Mrd. USD.
Canoo ist zwar weiterhin hochspekulativ, könnte aber in den kommenden Jahren zu einer der überzeugendsten Wachstumschancen für Investoren in der Elektromobilität werden, da das Unternehmen das Potenzial hat, mit seiner patentierten, skalierbaren Steer-By-Wire Niederflurechnologie, genannt "Skateboard", eine Vielzahl von Fahrzeugtypen herzustellen.
Das Startup will mit Monatsabonnements Geld verdienen und ist auf Autos, Lieferwagen, Kleinbusse und Nutzfahrzeuge für Miet- und Sharingdienste spezialisiert. Es hat auch die Möglichkeit diskutiert, in Zukunft einen elektrischen Pickup zu entwickeln.
Das erste Angebot von Canoo, das das Unternehmen als "Lifestyle-Fahrzeug" oder "Loft auf Rädern" bezeichnet, soll in 2022 in limitierter Auflage produziert werden. Die kommerzielle Produktion und die Einführung des Mehrzweck-Lieferfahrzeugs (MPDV) mit einem Startpreis von 33.000 US-Dollar ist dann für 2023 geplant.
Apple hat Berichten zufolge im ersten Halbjahr 2020 Treffen mit dem Unternehmen abgehalten, bevor dieses über die SPAC-Route an die Börse ging. Im Rahmen der geheimen Bemühungen von Apple, ein eigenes Elektrofahrzeug zu bauen, diskutierten die beiden Unternehmen Optionen, die von einer Beteiligung bis zur Übernahme reichten, bevor die Gespräche schließlich scheiterten.