Im Zickzack abwärts: Die deutschen Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche bei sehr wechselhaftem Verlauf weiter nachgegeben. Nach einer zaghaften leichten Erholung zu Wochenbeginn belasteten Sorgen wegen der Corona-Pandemie sowie in Bezug auf die weitere US-Geldpolitik. Der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hatte angedeutet, dass die Fed ihre Anleihekäufe früher als erwartet zurückfahren sowie dass die aktuell hohe Inflation doch nicht nur ein vorübergehendes Phänomen sein könnte, was bislang die offizielle Position der Fed gewesen war. Am Mittwoch sorgten dann zwar Käufe nach den vorangegangenen Kursrücksetzern für ein deutliches Plus bei den wichtigen Indizes, der Auftrieb blieb allerdings von kurzer Dauer. An den beiden übrigen Handelstagen nahmen die Corona-Lage und die Sorgen vor den Folgen der Gegenmaßnahmen den Anlegern die Risikofreude. Wir stellen die Einschätzung von Robert Ertl, Börse München, vor.
Automobilwerte erholten sich gegen den Trend
Der Deutsche Aktienindex (Dax) ging im Wochenvergleich um 0,6 Prozent auf 15.169,98 Punkte zurück. Der MDax reduzierte sich um 0,4 Prozent auf 33.711,12 Zähler. Der TecDax verlor 1,6 Prozent auf 3.759,02 Punkte. Der m:access All-Share gab 1,7 Prozent ab auf 2.716,59 Zähler.
Gegen den Trend erholten sich in der vergangenen Woche Automobilwerte, die in der Vorwoche erheblich unter Druck geraten waren. Die Papiere von Daimler (DE:DAIGn) legten auf Wochensicht um 4,2 Prozent und die von BMW (DE:BMWG) um 1,8 Prozent zu, der Kurs von Volkswagen (DE:VOWG) kam immerhin um 0,4 Prozent voran. Weiter abwärts ging es dagegen bei Delivery Hero (DE:DHER) (- 10,2 Prozent), hier belasteten Gewinnmitnahmen sowie Berichte, die EU plane eine Stärkung der Rechte der Fahrer von Essenslieferdiensten. Noch deutlicher, nämlich um 12,5 Prozent, sackte der Kurs von HelloFresh (DE:HFGG) ab. Auch hier realisierten Anleger vorangegangenen Gewinne.
Anleihen: Unterm Strich konnten die Kurse zulegen
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche analog zu denen an den Aktienmärkten geschwankt, dabei unter dem Strich aber zugelegt. Während die Aussicht auf eine raschere Straffung der US-Geldpolitik die Notierungen der Bundespapiere belastete, sorgte die Unsicherheit in Bezug auf Corona und die neue Omikron-Mutante für Unterstützung. Im Wochenvergleich fiel die Rendite der marktbestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,34 auf -0,39 Prozent, den tiefsten Stand seit rund drei Monaten. Die Umlaufrendite ging von -0,42 auf -0,46 Prozent zurück.
US-Börsen weiter mit Verlusten
Die US-Börsen haben in der vergangenen Woche erneut Verluste verzeichnet. Neben den Entwicklungen in der Corona-Pandemie drückte vor allem die von vielen als realistisch gesehene Ansicht, die Fed könnte ihre Geldpolitik rascher straffen als zuletzt angenommen, auf die Stimmung. Der Dow-Jones-Index sank im Wochenvergleich um 0,9 Prozent auf 34.580,08 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index büßte 1,2 Prozent ein auf 4.538,43 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index gab um 2,0 Prozent auf 15.712,04 Punkte nach. Technologiewerte dürften der allgemeinen Ansicht nach stärker unter höheren Finanzierungskosten leiden als andere Industriezweige.
Ausblick: Ausreichend Gründe für Nervosität
Viel ruhiger als zuletzt dürfte es in der aktuellen Woche an den deutschen Aktienbörsen nicht werden. Denn auch, wenn einige Investoren die deutlichen Kursrückgänge der beiden vergangenen Wochen zum Einstieg nutzen könnten, dürften die Sorgen in Bezug auf Corona, die Mutante Omikron und die Auswirkungen staatlicher Maßnahmen gegen die Pandemie weiterhin für Nervosität an den Märkten sorgen. Zwar gibt es durchaus Stimmen, die anmerken, durch die eventuell weniger tödliche, aber sich schneller verbreitende Omikron-Variante könnte die Gefährlichkeit von Corona insgesamt nachlassen, doch allgemein könnten die Befürchtungen vor neuen Beschränkungen und deren wirtschaftlichen Folgen überwiegen.
Für zusätzlichen Druck könnte die sich immer mehr verbreitende Ansicht sorgen, die US-Notenbank Fed werde ihre Anleihekäufe rascher reduzieren und stoppen, als noch vor einigen Wochen angenommen. Neben Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell hatten auch die gemischt ausgefallenen US-Arbeitsmarktzahlen in der vergangenen Woche entsprechenden Spekulationen neue Argumente geliefert. Die an diesem Freitag anstehenden Daten zu den Verbraucherpreisen in den USA dürften von den Anlegern auch in dieser Hinsicht mit großer Spannung erwartet werden.
Börsengang von Daimler-Lkw-Sparte
Unter den Konjunkturdaten könnten aus den USA daneben das Verbrauchervertrauen und die Handelsbilanz interessieren. Aus Deutschland kommen neben den Werksaufträge und der Industrieproduktion die ZEW-Konjunkturerwartungen, aus der Eurozone steht die Handelsbilanz zur Veröffentlichung an.
Eine Rolle an den Märkten spielen könnte zudem wieder die zuletzt in den Hintergrund getretene Situation von Evergrande (HK:3333). Ende der vergangenen Woche hatte der in finanzielle Schieflage geratene chinesische Immobilienkonzern neue Zahlungsschwierigkeiten mitgeteilt.
Auf Unternehmensseite dürfte die Abspaltung der Lkw-Sparte von Daimler interessieren, die in der vergangenen Woche erfolgte und den Börsengang der Sparte an diesem Freitag mit sich bringt – dann sind für einen Handelstag 41 statt 40 Werte im Dax enthalten.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
- Montag, 06.12.: Werksaufträge in Deutschland
- Dienstag, 07.12.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Industrieproduktion in Deutschland; Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; Handelsbilanz der USA; Arbeitsproduktivität außerhalb der Landwirtschaft in den USA; Verbraucherkredite in den USA; Handelsbilanz Chinas
- Mittwoch, 08.12.: Bruttoinlandsprodukt Japans
- Donnerstag, 09.1.: Handelsbilanz Deutschlands; Verbraucherpreise in China
- Freitag, 10.01.: Verbraucherpreise in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA)