Vor genau einer Woche schrieb ich hier im Newsletter „Börse-Intern“: „Man gewinnt aktuell sehr deutlich den Eindruck, dass ausschließlich Informationen, die aus den USA auf die Börsen treffen, die Aktienmärkte aus ihrem Dornröschenschlaf wecken können – allerdings jeweils nur für relativ kurze Zeit.“ Und genau dies hat sich gestern bestätigt.
Aktienindizes sacken kurzzeitig ab
Bis 14:30 Uhr (MEZ) plätscherten die Notierungen an den Börsen vor sich hin. Am Aktienmarkt gab es dabei eine freundliche Tendenz. Doch dann brachen die Kurse plötzlich ein. Der Dow Jones verlor zum Beispiel binnen weniger Sekunden rund 400 Punkte bzw. 1,18 %. Zeitgleich rutschte der DAX um rund 1 % ab. Grund dafür waren enttäuschende Daten zu den Erzeugerpreisen aus den USA.
US-Erzeugerpreise: Inflationsdruck lässt nicht stark genug nach
Grundsätzlich hatten diese die richtige Tendenz. Denn die Jahresrate gab von 8,1 % im Oktober auf 7,4 % im November weiter nach und fiel auf den niedrigsten Wert seit Mai 2021. Gleiches gilt für die Kernrate ohne Nahrungsmittel, Energie und Transport, die von 5,4 % auf 4,9 % zurückging und damit nur noch so stark ausfiel wie zuletzt im April 2021.
Allerdings lagen die durchschnittlichen Markterwartungen für die Jahresrate bei 7,2 %. Und im Vergleich zum Vormonat hatte man sich einen leichten Anstieg von nur noch 0,2 % erhofft. Tatsächlich waren es aber +0,3 %, genau wie in den beiden Vormonaten.
Das reichte bereits, um den Aktienkursen im Vorfeld der wichtigen Notenbanksitzungen in der kommenden Woche wieder einen Dämpfer zu verpassen. Allerdings hielt die Wirkung der Daten nur sehr kurz an. Schon nach wenigen Minuten tendierten die Kurse am Aktienmarkt schon wieder in deutlich engeren Bahnen seitwärts bzw. moderat aufwärts.
DAX konsolidiert am 61,80%-Fibonacci-Retracement
An der charttechnischen Situation des DAX hat sich dadurch wenig geändert. Er hat nun am 61,80%-Fibonacci-Retracement des gesamten Bärenmarktes ein kleines Doppeltop gebildet. Das Zwischentief der beiden Hochs wurde unterschritten und damit ein leicht bearishes Signal gesendet.
Doch bislang fällt der Rücksetzer sehr moderat aus, so dass man immer noch von einer Konsolidierung auf dem erreichten Niveau sprechen kann.
Ganz ähnlich hatte ich vorgestern die Situation des Dow Jones beschrieben. Die beiden Aktienindizes haben also charttechnisch weiterhin viel gemeinsam. Und so gilt auch für den DAX: „Das Chartbild (…) strahlt damit zwar Stärke aus und ist somit bullish, es ist aber noch überkauft und bedarf damit eigentlich noch einer weiteren Bereinigung, durch stärkere Rücksetzer oder einer längeren Konsolidierung.“
Startet bald die Jahresendrally?
Ich bin daher sehr gespannt, für welche Richtung sich die beiden Aktienindizes entscheiden. Eigentlich hatte ich ja prognostiziert, „dass der deutsche Leitindex (..) bis in den Dezember hinein konsolidiert, bevor er dann im Rahmen der Jahresendrally wieder zulegen kann“ (siehe Börse-Intern vom 18. November). Und bislang liege ich damit auch komplett richtig. Doch bei der letzten DAX-Analyse vom 2. Dezember hatte ich bereits eingeräumt, dass ich mir die Konsolidierung etwas anders vorgestellt hatte – mit wesentlich größeren Kursschwankungen bzw. stärkeren Kursrücksetzern. Da diese nach wie vor ausgeblieben sind, habe ich so meine Zweifel am Potential einer Jahresendrally.
Und daher bleibe ich vorerst in einer Beobachterrolle, so schwer mir das als aktiver Trader fällt und so sehr mich inzwischen einige der jüngsten Kursbewegungen nerven. An der Börse braucht man manchmal auch einfach Geduld. Denn sonst gilt häufig: Hin und her macht Taschen leer.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus