Seit ungefähr einem Jahr verzeichnen die chinesischen Aktienmärkte einen kontinuierlichen Rückgang. Trotz mehrerer Liquiditätsmaßnahmen konnte die Regierung bisher nicht verhindern, dass die Märkte abstürzen. Am Dienstagmorgen kündigte Ministerpräsident Li Qiang neue "kraftvolle" Schritte an, um die Märkte zu stabilisieren.
China plant, etwa zwei Billionen Yuan (278 Milliarden Dollar), hauptsächlich aus den Offshore-Konten chinesischer Staatsunternehmen, zu mobilisieren. Dies soll Teil eines Stabilisierungsfonds sein, um über die Hongkonger Börsenanbindung Aktien im Inland zu erwerben, berichteten Insider gegenüber Bloomberg. Der technologielastige Hang Seng Index reagierte mit einem Plus von drei Prozent auf diese Nachricht, ebenso wie die Aktien von BYD (F:1211) und Alibaba.
Die Regierung hat zusätzlich mindestens 300 Milliarden Yuan (42,1 Milliarden Dollar) an lokalen Mitteln bereitgestellt, die sie über die China Securities Finance Corp. oder Central Huijin Investment in Inlandsaktien investieren möchte. Es werden auch andere Optionen geprüft, die noch in dieser Woche von der Regierung genehmigt werden könnten.
Diese verstärkten Maßnahmen verdeutlichen die Bemühungen Pekings, den Abwärtstrend an den heimischen Börsen zu stoppen, besonders um die besorgten Privatinvestoren nach der Immobilienkrise zu beruhigen.
Es bleibt jedoch unsicher, ob die zusätzlichen Interventionen ausreichen, um den Rückgang zu stoppen. Die Immobilienkrise, die gedrückte Verbraucherstimmung und das verringerte Vertrauen der lokalen Unternehmen aufgrund der volatilen politischen Situation üben starken Druck auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte aus. Bisherige Bemühungen zur Stabilisierung des Aktienmarktes erwiesen sich als unzureichend und zeigten nur vorübergehende positive Effekte.
"Dies ist ein bedeutender Vertrauensschub", sagte Li Weiqing, Fondsmanager bei JH Investment Management. "Die Aussagen des Staatsrats bestätigen auch, dass die obersten Entscheidungsträger dieser Angelegenheit hohe Bedeutung beimessen, aber ob die Gewinne nach dem Kauf nachhaltig sind oder ob die Menschen in die Rallye verkaufen werden, ist derzeit schwer zu sagen."
Alibaba – Eine Erfolgsgeschichte?
Alibaba-Mitbegründer Jack Ma war einst das herausragende Gesicht der chinesischen Technologiebranche. Ma, intelligent und kontaktfreudig, erlangte weltweite Bekanntheit durch seine unkonventionelle Art, beispielsweise durch das Tanzen zu Michael Jackson vor Tausenden von Menschen. Er schien das Gegenteil des stereotypen chinesischen Managers zu verkörpern, der ausschließlich den Richtlinien der Kommunistischen Partei folgt. Obwohl selbst Parteimitglied, präsentierte sich Ma anders.
Jedoch verschwand Ma Ende 2020 aus der Öffentlichkeit, nachdem er die chinesischen Aufsichtsbehörden kritisiert hatte. Peking reagierte daraufhin mit strengen Maßnahmen gegen seine Unternehmen. Dies verdeutlichte, dass selbst Ma, als Parteimitglied, nicht über dem Einfluss von Präsident Xi Jinping steht. Seit diesem Konflikt rankten sich zahlreiche Spekulationen um Ma's Aufenthaltsort und Aktivitäten, basierend auf sozialen Medien, unangekündigten Besuchen und anonymen Quellen.
Es scheint nun, als präsentiere Ma eine überarbeitete Version seiner selbst, die als Jack Ma 3.0 bezeichnet werden könnte.
Jack Ma 1.0: Ein kämpfender Lehrer, der in die Tech-Szene einsteigen wollte
Ma's Lebensgeschichte, vom Durchschnittsschüler zum erfolgreichen Unternehmer, fand sowohl in den USA als auch in China großen Anklang. Nachdem er zwei Mal die Hochschulaufnahmeprüfung nicht bestanden hatte, wurde er schließlich am Hangzhou Teachers Institute aufgenommen.
Nach seinem Abschluss 1988 bewarb er sich auf Dutzende von Stellen, erhielt jedoch zahlreiche Absagen. Sein erster Job nach dem Studium brachte ihm lediglich zwölf US-Dollar im Monat ein. Ma sprach offen über seine Karriere-Misserfolge.
1994 gründete er sein erstes Unternehmen für Übersetzungsdienstleistungen, gefolgt von einem digitalen Unternehmen im Jahr 1995. Obwohl sein erstes Unternehmen scheiterte, rief er 1999 mit 17 Freunden Alibaba ins Leben, das China in die Ära des elektronischen Handels führte.
Jack Ma 2.0: Ein charismatischer Big-Tech-Manager – bis zu seinem Rückzug
Als Internet-Unternehmer spielte Ma eine maßgebliche Rolle in der Leitung von Alibaba, und sein Charisma verschaffte ihm breite Unterstützung. Er war ein Meister darin, gemeinsame Ziele zu vermitteln. Im Jahr 2014 ging Alibaba an die New Yorker Börse, und Ma wurde Ende des Jahres zum reichsten Menschen Asiens.
Doch Ma geriet in Konflikt mit den chinesischen Aufsichtsbehörden, indem er im Oktober 2020 ihre Innovationshemmungen öffentlich kritisierte. Peking verlor die Geduld, und Ma verschwand für längere Zeit aus der Öffentlichkeit.
Jack Ma 3.0: Ein Titan der Hightech-Landwirtschaft
Obwohl er sich zurückzog, war Ma in den letzten zwei Jahren aktiv und wurde an verschiedenen Instituten weltweit gesichtet, die sich auf Hightech-Landwirtschaft spezialisiert haben. Im Oktober 2021 informierte er sich in Spanien über Landwirtschaft und Umwelttechnologien. Auch in den Niederlanden, Japan und Thailand studierte er Agrartechnologie.
Im Mai übernahm Ma einen Lehrauftrag am Tokyo College, um über nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu forschen. Im Januar besuchte er Thailand, aß mit dem Vorsitzenden eines Tierfutterherstellers zu Abend und gründete im November das Unternehmen "Hangzhou Ma's Kitchen Food", das sich auf den Verkauf von abgepackten Lebensmitteln und den Einzelhandel landwirtschaftlicher Produkte konzentriert.
Ma scheint also mit Alibaba zumindest innerlich abgeschlossen zu haben. Wir wollen kein politisches Statement abgeben. Das können gern andere machen, die sich dazu berufen fühlen. Wir weisen nur auf einen uns wirklich wichtigen Umstand hin: Freiheit. Diese sehen wir in repressiven Systemen in Gefahr und damit gleichzeitig genau die Menschen, die mutig sind und Innovationen wagen. Sei es als Entrepreneur, Wissenschaftler, Schriftsteller, Journalist oder ganz normaler Mensch, der einfach eine andere Meinung vertritt.
Amazon (NASDAQ:AMZN) – Der westliche Konkurrent
Generative KI ist im Jahr 2023 eines der aufregendsten Themen. Unternehmen überbieten sich geradezu im Wettlauf um die Pole Position in diesem Multimilliardenmarkt. Amazon-Chef Andy Jassy hat in einem CNBC-Interview klargestellt, wie ernsthaft das Unternehmen diese Technologie angeht. Der Einsatz von generativer KI werde bei Amazon alles verändern.
Jassy betonte: „Wenn Sie viel über generative KI gelesen haben, aber immer noch spotten, dann haben Sie es nicht richtig verstanden.“ Amazon ist stolz darauf, bereits jetzt Vorhersagen darüber treffen zu können, was Kunden gerne kaufen. Generative KI wird diese Prozesse jedoch noch effektiver gestalten. „Generative KI wird jedes Kundenerlebnis verändern und die Prozesse für Entwickler und Verkäufer weiter verbessern.“ Die neue Technologie wird auch dazu beitragen, Alexa fortschrittlicher zu gestalten, so der CEO von Amazon. Es wird ein viel umfangreicheres Sprachmodell implementiert.
Bereits im Juni 2023 kündigte AWS, die Cloudtochter von Amazon, an, 100 Millionen Dollar in ein KI-Zentrum zu investieren. Ende November brachte das Unternehmen einen neuen Chatbot namens Q auf den Markt.
In Bezug auf das Wettrennen haben Microsoft (NASDAQ:MSFT) und sein Copilot zwar einen leichten Vorsprung vor Amazons „Q“. Seit der Einführung von ChatGPT im letzten Jahr und der Kooperation mit OpenAI hat Microsoft nicht nur Zugang zu einer führenden KI-Technologie, sondern ist auch in der breiten Öffentlichkeit als KI-Unternehmen stärker bekannt. Dennoch bleibt unklar, ob Microsoft durch KI langfristig mehr Einnahmen von Firmenkunden generieren wird. Der Copilot ist noch zu jung, um sich auf die Bilanz auszuwirken.
Das KI-Wettrennen unter den Big-Tech-Konzernen ist mittelfristig noch nicht entschieden. Amazon ist mit seinem starken Engagement im Cloud-Geschäft und seinen zahlreichen Rechenzentren eine ernstzunehmende Konkurrenz. Auch Unternehmen wie Alphabet (NASDAQ:GOOGL) (Google) oder Meta (NASDAQ:META) (Facebook) sind aktiv und investieren Milliarden in die für das Training künstlicher Intelligenz erforderlichen Rechenzentren
Die Frage, ob sich die Milliardenausgaben der Tech-Konzerne lohnen, bleibt eine teure Wette auf die Zukunft. Die großen Tech-Konzerne sind jedoch überzeugt, dass sich diese Investitionen auszahlen werden. Statista Market Insights prognostiziert für die kommenden Jahre ein rapid wachsendes Umsatzvolumen in der Branche. Die Analysten sehen das Marktvolumen für generative KI im Jahr 2030 bei 207 Milliarden Dollar, verglichen mit voraussichtlich 45 Milliarden Dollar im Jahr 2023.
Welche Aktie hat die Nase vorn – Alibaba oder Amazon?
Alibaba
Die Alibaba-Aktie (NYSE:BABA) hat im Zeitraum von Oktober 2020 bis jetzt die Gemüter aller Investoren mit fallenden Kursen gereizt. Das Papier ist vom Allzeithoch bei 319,32$ bis zum tiefsten Tief bei 58,01$ um vernichtende 82 % gefallen. Und jetzt stellt sich freilich die Frage, ob der jüngste Anstieg schon das Ende dieser Zerreißprobe ist.
Sagen wir es Mal so: Die Chancen für eine nachhaltige Trendwende sind jetzt höher denn je.
Sehr gut möglich, dass der Anstieg vom Tief bei 58,01$ bis zum letzten relevanten Hoch bei 121,30$ ein sauberer Impuls gewesen ist. In diesem Fall könnte die Trendwende nun jederzeit vollzogen werden, oder ein leichter Abfall etwas tiefer in unsere violette Box (NYSE:BOX) zwischen 66,82$ bis 60,04$.
ABER: Aufgrund des sehr starken Rücksetzers, der nahezu an das Tief bei 58,01$ heranreicht, ist uns das eindeutig noch zu wenig. Die Gefahr auf einen finalen Ausverkauf bis auf 38,68$ (oder gegebenenfalls sogar noch tiefer), schätzen wir eben aus diesem Grund sehr hoch ein. Sollte sich die Aktie nun nach oben bewegen, wäre zunächst abzuwarten, ob das Papier in der Lage ist, eine impulsive Struktur nach oben auszubauen. Wenn ja, sehen wir im nächsten übergeordneten Schritt Kurse im Bereich der roten Box oben im Chart zwischen 169,32$ bis 193,50$. Ein guter Ausblick – immerhin.
Amazon
Amazon hat es in der letzten Korrektur bei Weitem nicht so sehr zerrupft wie Alibaba. Dennoch sehen wir hier noch keine generelle Entwarnung, auch wenn sich der Kurs seit dem Tief bei 88,12$ mit einem Anstieg in Höhe von fast 76 % wirklich gut erholen konnte.
Allein die Struktur gefällt uns nicht. Und das ist auch der Grund, weshalb wir annehmen, dass es Amazon lediglich gelungen ist, eine korrektive Aufwärtsbewegung zu etablieren, die aber nicht nachhaltig ist. Wir erwarten innerhalb unserer roten Box zwischen 155,88$ und 174,42$ ein markantes Hoch und dann einen finalen Ausverkauf bis auf die Region unserer violetten Box bei 67,85$ bis 38,01$.
Wesentlich besser würde uns die Alternative gefallen. In diesem Fall müsste Amazon aber deutlich mehr Gas geben und im nächsten Schritt mindestens 177,61$ überschreiten. Gelingt das, wäre erst im Bereich des roten Kreises zwischen 211,61$ und 221,33$ mit einem markanten Hoch zu rechnen. Im Anschluss daran käme der Kurs nur leichter zurück bis auf etwa 180$, um dann wieder die Reise gen Norden anzutreten.
Als Fazit sehen wir bei Alibaba langfristig deutlich mehr Potential als bei Amazon. Kurzfristig könnte es Alibaba gelingen, sich nach oben abzusetzen, während wir bei Amazon eine ernsthafte Gefahr auf einen starken Ausverkauf sehen.
Auch wenn beispielsweise bei Amazon mit einem starken Ausverkauf zu rechnen ist, haben wir zahlreiche Aktien auf dem Schirm, die bald in die Einstiegszonen kommen. Wir glauben, dass das Jahr 2024 insgesamt ein sehr starkes werden kann.