Der chinesische Aktienmarkt tendiert seit sechs Jahren abwärts und befindet sich in einem Bärenmarkt Der Hang Seng Index notiert satte 55 % unter seinem Hoch aus dem Jahr 2018. Nun will die chinesische Regierung mit einem milliardenschweren Stabilisierungsfonds den Aktienmarkt stützen. Bester Zeitpunkt, um sich China aus Investorensicht genauer anzuschauen.
China war lange Zeit Wachstumsmotor der Weltwirtschaft und drohte bereits an den USA als größte Volkswirtschaft der Welt vorbeizuziehen. Dennoch pflegten die US-Amerikaner gute Wirtschaftsbeziehungen zu China, nicht zuletzt aufgrund der großen gegenseitigen Abhängigkeiten und wirtschaftlichen Verflechtungen.
Handelskrieg unter Donald Trump (seit 2018)
Spätestens seit der Trump-Administration hat sich das dramatisch verändert. Der republikanische US-Präsident entfachte einen regelrechten Handelskrieg und verhängte bereits Anfang 2018 Strafzölle gegen China. Zunächst ging es nur um Stahl und Aluminium. Später kamen viele weitere Güter hinzu.
Diese restriktive Handelspolitik wird auch unter Joe Biden fortgeführt, wenn auch mit weniger scharfer Rhetorik in Richtung Fernost. Im Oktober 2022 hat die Biden-Administration ein Exportverbot von Hochleistungschips nach China angeordnet. Betroffen sind unter anderem die KI-Chips von Nvidia (NASDAQ:NVDA), die leistungsfähigsten Halbleiter dieser Art. Ein großer Schlag gegen die chinesische Digitalisierungsindustrie.
Taiwan-Konflikt und Regulierung
Eine weitere Belastung stellt der Taiwan-Konflikt dar. Eine Eskalation des Konflikts hätte eine enorme Tragweite für die Weltwirtschaft. Schließlich wird der Großteil der Chips nach wie vor in Taiwan gefertigt. Dennoch dürfte es eine Frage der Zeit sein, bis China sich Taiwan einverleibt. Schließlich gehört dies zur Staatsdoktrin, die Taiwan als festen Bestandteil des chinesischen Territoriums ansieht.
Nicht zu vergessen ist die Regulierungswut der chinesischen Regierung, die auch vor den Technologiegiganten wie Alibaba (NYSE:BABA), Tencent (HK:0700), Jd.com (NASDAQ:JD) und Co. nicht Halt macht. Das schreckt Investoren ab, da sie jederzeit ein noch strikteres Vorgehen befürchten müssen und China zum Teil als eine unberechenbare „Black Box (NYSE:BOX)“ ansehen.
Konjunktur hat sich abgekühlt
Angesichts dieser Probleme überrascht es nicht wirklich, dass die chinesische Konjunktur sich abgekühlt hat. Der Außenhandel geht zurück und es ist ein klarer deflationärer Druck erkennbar, der mit Konsumabschwächung einhergeht. Und so wird für 2024 nur noch ein Wachstum von 4,6 % für China erwartet. Damit setzt sich der Abwärtstrend des BIP-Wachstums seit 2008 fort, wie Du dieser Grafik von Nikkei entnehmen kannst.
In diesem Kontext ist die demographische Entwicklung in China nur wenig vorteilhaft. Die Zahl der Rentner steigt von Jahr zu Jahr, während die Geburtenrate stetig zurückgeht. Ein wesentlicher Grund, warum China von seiner Ein-Kind-Politik in den vergangenen Jahren abgerückt ist.
Ist China noch investierbar?
Beim Investieren geht es primär um eine Frage: Überwiegen bei einer bestimmten Anlage die Risiken oder die Chancen? Während ich Investitionen in Einzelwerte weiterhin für spekulativ halte, überwiegen für mich in Bezug auf den breiten chinesischen Aktienmarkt die Chancen. Aus folgenden Gründen:
Die chinesischen Aktien sind auf einem historisch günstigen Niveau angekommen. Die Unternehmen im Hang Seng Index (HSI) werden nur noch mit dem 8-fachen ihrer Gewinne bewertet. Die Investoren werden also für ihr Engagement in China mit einer hohen Risikoprämie entlohnt.
Nicht zuletzt sorgt nun auch die chinesische Regierung für fundamentale Impulse. Laut Bloomberg sollen die Aktienmärkte mit einem Maßnahmenpaket im Volumen von bis zu 300 Mrd. USD (über zwei Bio. Yuan) gestützt werden. Das Geld soll aus dem Budget von chinesischen Staatskonzernen in einen Stabilisierungsfonds fließen, der über die Hongkonger Börse in heimische Werte investieren soll.
So kannst Du in China investieren
Für antizyklische Investoren stellt sich spätestens jetzt die Frage, wie man am besten in China investieren kann. Ich favorisiere derzeit die Beteiligung über einen ETF, der einen breiten Index (wie etwa Hang Seng) nachbildet und das Anlagerisiko streut.
Darüber hinaus bietet sich auch die indirekte Beteiligung über westliche Unternehmen an, die ein starkes China-Exposure haben. Beispielsweise Unternehmen aus der Luxusgüter- oder Technologiebranche.
Anleger, die sich für die direkte Beteilung an Einzelwerten entscheiden, sollten aufgrund der bestehenden Risiken auf eine niedrige Gewichtung dieser Aktien im Vergleich zum Gesamtdepot achten. Ich favorisiere an dieser Stelle Marktführer mit einem starken Burggraben und global ausgerichteten Geschäftsmodell.
Ich werde mich im Rahmen des Börsenbriefs in den nächsten Tagen nach spannenden chinesischen Investments umschauen, die für das Qualitätsdepot in Frage kommen. Mehr Informationen zum Börsenbrief findest Du hier.
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