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Anleger sollten politische Börsen besser ignorieren – 
außer in China

Veröffentlicht am 07.03.2024, 10:56
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Militärische Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten, Chinas Taiwan-Fantasien oder die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl werfen dunkle Schatten auf den Börsenhandel und trüben die Anlegerstimmung. Doch bei der Umsetzung der Anlagestrategie sollten sich Anleger nicht beirren lassen, denn politische Börsen werden in ihrem Einfluss auf die langfristige Börsenentwicklung zumeist überschätzt. Nur in China liegt der Fall anders.

Es gibt politische Ereignisse und Entwicklungen, die das Potenzial dazu haben, Börseninvestoren in Angst und Schrecken zu versetzen. Leider haben wir es in den vergangenen Jahren zunehmend mit solchen Entwicklungen zu tun. Russlands Angriff auf die Ukraine vor zwei Jahren war ein solches Ereignis, ebenso der Terrorangriff der Hamas auf Israel. Auch Umbrüche wie der Brexit oder die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA haben vielen Anlegern Kopfzerbrechen bereitet. Doch ich warne davor, ihnen mit Blick auf den langfristigen Anlageerfolg eine zu hohe Bedeutung beizumessen.

Zumindest im Rückblick bestätigen diese Ereignisse eine alte Börsenweisheit: „Politische Börsen haben kurze Beine.“ Zum Beispiel beim Brexit: Als das Thema nach dem Referendum in Großbritannien Fahrt aufnahm, war das in den Sommermonaten ein großes Thema. Viele dachten, das werde Europa für immer verändern. Doch schon zum Herbst hin konnte sich der britische Börsenindex FTSE erholen. Der befürchtete Zusammenbruch der britischen Wirtschaft ist ausgeblieben, der FTSE entwickelte sich ähnlich wie die europäischen Festlandbörsen und zählte im vergangenen Jahr sogar zu den Top-Performern. Heute ist der Brexit – zumindest an den Aktienmärkten – kein Thema mehr, in der Wahrnehmung der Anleger hat sich eigentlich nichts geändert. 

Politische Umbrüche sind an der Börse oft zahnlose Tiger

Noch deutlicher wurde die geringe Halbwertszeit politischer Ereignisse an den Börsen bei der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten 2016/2017. Die Furcht vor seinem Wahlsieg war insbesondere in Europa sehr groß. Doch als nach seinem Wahlsieg die Börsen korrigierten, dauerte es nur sechs Stunden, bis die Verluste wieder ausgeglichen waren. Noch im gleichen Jahr erreichte die Börse ein neues Allzeithoch. Vergleichbares ist in Italien geschehen: Georgia Meloni und Matteo Salvini sind als Rechtspopulisten und Nationalkonservative im europäischen Ausland gefürchtet, treten seit ihrem Amtsantritt aber deutlich moderater auf. Gerade Meloni hat die EU-Politiker in Brüssel mit ihrer Kompromissfähigkeit positiv überrascht. Doch zunächst haben die Märkte nach ihrem Wahlsieg schroff reagiert, die Renditen für italienische Staatsanleihen schossen nach oben und am Mailänder Aktienmarkt ging es abwärts. Aber die Bewertungen sind danach alle wieder auf ihr vorheriges Niveau zurückgekehrt. Der italienische Aktienmarkt hat sich unter Melonis Regierung hervorragend entwickelt. In meinen Augen sind vor diesem Hintergrund viele politischen Drohszenarien, wie ein Ital-Exit, ein deutscher EU-Exit mit der AfD oder ein Wahlsieg von Marine Le Pen und ihrer Front National in Frankreich, mit Blick auf die Börsenentwicklung zahnlose Tiger.

China ist ein Sonderfall

Nur hinsichtlich China herrscht ein anderes Bild vor. Die Angst, dass sich China Taiwan gewaltsam einverleibt, geht an der Börse um. Doch wie soll die Börse die Folgen eines solchen Risikos einpreisen? Die Wahrscheinlichkeiten für solch ein Ereignis lassen sich nicht berechnen. Das war auch beim Ukraine-Krieg so. Wie wahrscheinlich war es vor einigen Jahren noch, dass Russland die Ukraine angreift? Solch einen schwarzen Schwan und seinen Einfluss auf die Börsenkurse kann man unmöglich vorhersagen.

In China haben wir neben dem Damoklesschwert Taiwan aber eine Reihe anderer Faktoren, die die Risiken für Anleger erhöhen und der eigentliche Grund dafür sind, warum die große Mehrheit der Investoren derzeit einen großen Bogen um China-Aktien macht. Da wären zum einen die Belastungen der Wirtschaft aus der Corona-Pandemie mit den langen, harten Lockdowns in China. Außerdem währt der Handelskrieg mit den USA bereits seit 2018, ohne dass Besserung in Sicht wäre. Das belastet unter anderem den Halbleitermarkt stark. Dann wurden die chinesischen Technologiekonzerne von der Regierung gegängelt und ganze Branchen wie etwa E-Learning zu Non-Profit-Organisationen umgewandelt und an der Börse abgeschrieben. Und nicht zuletzt ist auch noch die Immobilienblase in China geplatzt und macht ein Eingreifen des Staates erforderlich.

Die politische Börse ist in China der Normalzustand

Diese Aneinanderreihung politischer Ereignisse und staatlicher Eingriffe führen nach meiner Auffassung dazu, dass die politische Börse in China viel länger anhält, als wir es aus den USA oder Europa kennen. Das Vertrauen in die Börse und in den Staat wird immer wieder aufs Neue erschüttert und hat sich insgesamt erheblich reduziert. Aktuell ist die Mehrheit der Anlageprofis deshalb der Meinung, China sei nicht investierbar. 

Der Aktienindex CSI 300, der Leitindex Festlandchinas, korrigierte von seinem letzten Top bis zu 50 Prozent und ist trotz einer leichten Erholung im Zuge jüngster Konjunkturpläne seitens der Regierung trotzdem weiter stark ausverkauft. Dabei ist die politische Börse in China ehrlicherweise eher ein Dauerzustand. In „Ein-Parteien-Demokratien“ wie es sie in China gibt, wird sie wohl nie vergehen. Dessen ungeachtet bietet die chinesische Wirtschaft mit ihren 1,4 Milliarden Verbrauchern und ihren führenden Technologiekonzernen großes Potenzial für Anleger. Durch das geschwundene Vertrauen sind selbst die Marktführer aus dem Industrie- und Technologiesektor günstig bewertet. Baidu (NASDAQ:BIDU) (Chinas Google (NASDAQ:GOOGL)), Tencent (HK:0700) (Multimediakonzern und größter Videospielhersteller der Welt), Alibaba (NYSE:BABA) (Asiens Amazon (NASDAQ:AMZN)) und BYD (F:1211) (E-Autos) sind gemessen am Potenzial, das diese Top-Konzerne bieten, im Vergleich zu den US-Tech-Riesen niedrig bewertet. Womöglich erweist sich für Anleger in Nachhinein die Zeit, da die Mehrheit glaubte, China sei nicht mehr investierbar, als ideale Investmentchance. Zumal es China zuzutrauen ist, die Immobilienkrise abzuschütteln und fiskal- sowie geldpolitisch der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Das würde der chinesischen Börse neuen Schub geben.

Chancen nutzen, Risiken diversifizieren

Ich will aber die Risiken bei allem Optimismus für Chinas Techkonzerne nicht verschweigen: Chinas Regierung wird weiter Einfluss auf die Tech-Konzerne nehmen, um zu verhindern, dass ihr Einfluss so groß wird wie in den USA, wo Facebook, Twitter, Zensurverhalten und Werbung die öffentliche Meinung und sogar Wahlen beeinflussen. Das will die Kommunistische Partei Chinas natürlich nicht zulassen. Außerdem ist ein Krieg um Taiwan nicht ausgeschlossen, auch wenn diese Drohkulisse schon seit Jahrzehnten immer wieder in Erscheinung tritt. Für Anleger besteht somit das Risiko, dass sie im Ernstfall ihre Investments nicht mehr verkaufen können. Doch diesem Risiko begegnen Anleger am besten dadurch, dass sie den China-Anteil im Depot niedrig halten und durch Diversifikation die Risiken minimieren. So können sie zumindest teilweise von den Chancen in China profitieren – ganz unabhängig davon, ob politische Börsen kurze oder lange Beine haben.

Zur Do Investment AG: 

Eingebunden in ein einzigartiges Netzwerk und in enger Verknüpfung mit dem Family Office der Familie Silvius Dornier werden Privatpersonen, mittelständische Unternehmerfamilien, konservative Institutionen und Stiftungen ganzheitlich in allen Fragen der Vermögensplanung und des Vermögensmanagements betreut. Die Kernkompetenzen der Do Investment AG liegen neben der Strukturierung und Verwaltung von liquiden Vermögenswerten in ausgewählten Sachwertinvestments im Bereich der Agrarwirtschaft. Die Do Investment AG ist durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gemäß Wertpapierinstitutsgesetz (WpIG) zugelassen und unterliegt deren Aufsicht. 

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