Bitcoin im Bärenmarkt: Liquidationen und die Rolle der Retail-Investoren

Veröffentlicht am 26.02.2025, 18:32

Der Bitcoin-Kurs setzte am Mittwochnachmittag seine Talfahrt fort und fiel kurzzeitig auf 85.500 US-Dollar, den tiefsten Stand seit November. Seit dem Rekordhoch im Januar bei über 109.000 Dollar hat Bitcoin rund -20 % verloren und befindet sich damit offiziell in einem Bärenmarkt. Der Kursrutsch hatte sich am Dienstag beschleunigt, nachdem Bitcoin unter 90.000 Dollar gefallen war, was zu Zwangsliquidationen von gehebelten Positionen führte und den Verkaufsdruck verstärkte. Analysten sehen Handelsstreitigkeiten und die Angst vor weiteren US-Strafzöllen als Belastungsfaktoren. Zudem enttäuscht das Ausbleiben strategischer Bitcoin-Reserven in den USA, während ein Cyberangriff auf den Dienstleister Bybit die Marktstimmung zusätzlich drückt.

Großer Verkaufsdruck- BTC bei 87.000 USD

Seit dem 17. Dezember ist BTC um ganze -20% gefallen- derzeitiger Kurs liegt bei knapp über 87.000 USD.


Quelle: glassnode

Die Mutter aller Kryptowährungen erlitt gerade den größten Verkaufsdruck an den Spotbörsen seit dem chinesischen Mining-Verbot im Mai 2021. In Angesicht dieser Tatsache ist zu sagen, dass der Bitcoin-Preis sich bis dato noch einigermaßen stabil zeigte.


Quelle: @KobeissiLetter / X

Genau diese Stabilität ist auf eine gewisse Kapitalumschichtung zurückzuführen. Denn während Institutionen Ethereum leerverkauften, allokierten diese große Kapitalmengen in Bitcoin. Demnach ist die in Bezug auf die vorherige Statistik relativ resistent gesehene Preisbewegung durch große Institutionszukäufe gestützt.

Das Einzelhandelskapital in Bitcoin ging bis Januar 2025 stark zurück und die Memecoin-Begeisterung beschleunigte den Rückgang nur. Denn während des $TRUMP oder $MELANIA Coins waren besonders kryptointeressierte Privatanleger an dem schnellen, spekulativem Weg zu viel Geld interessiert. Dieses durch Preisverfälle vernichtete Geld wird jedoch nun logischerweise nicht wieder zurück in den Bitcoin fließen.

Während wir über ein Rekordniveau an Retail-Kapital in Kryptowährungen verfügen, ist das Bitcoin-Engagement zurückgegangen.

Liquidationsprinzip als Katalysator

Während wir schon über den Preisverfall der Kryptowährung Ethereum sprachen und den Kursverfall von knapp -41,5% ansprachen, bringen einige mit dieser Kryptowährung in Verbindung zu bringende Charts Auskunft über die aktuelle Situation.

Denn die Short-Positionierung in Ethereum ist in einer Woche um +40 % und seit November 2024 um ganze +500 % gestiegen.


Quelle: zerohedge.com

In der Vergangenheit waren Wall-Street-Hedgefonds noch nie so knapp bei Ethereum investiert. Das Problem dieser hohen Kapitalabflüsse ist das Liquidieren gehebelter Positionen. Laut CoinGlass wurden nur in den letzten Tagen über 1 Milliarde USD in gehebelten Positionen ausgelöscht. 

Von diesem Gesamtbetrag stammen erstaunliche 847 Millionen USD aus der Liquidation von Long-Positionen, die auf steigende Kurse gesetzt hatten. Dagegen stammen nur 191 Millionen USD aus Short-Liquidationen, bei denen Trader, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, ihre Positionen schließen mussten.

 


Quelle: @KobeissiLetter / X

An dem obliegenden Chart erkennt man ein Muster, welches das derzeitige Problem sehr gut illustriert. Denn wenn der Markt einen Liquiditätsrückgang feststellt, sinkt der Preis rasend schnell. Die medialen Berichte wie etwa der Cyberangriff auf den Dienstleister Bybit hat diesen Trend nochmals verstärkt.

Genauso funktioniert dieser Mechanismus auch in die entgegengesetzte Richtung. Aus dem Grund der dynamischen Liquidationseffekte von gehebelten Positionen, welche in der Kryptobranche einfach in einer deutlich stärkeren Konzentration auftreten als in klassischen Märkten, erhöht Krypto manchmal innerhalb weniger Stunden die Marktkapitalisierung um hunderte Milliarden.

Der ausschlaggebende Faktor für den weiteren Kursverlauf

Es ist kein Geheimnis, dass Bitcoin nicht etwa über einen intrinsischen Wert oder einen Cash-Flow verfügt, welcher es erlaubt, fundamentale Bewertungen zu treffen. Es gibt keine Geschäftsberichte, welche in irgend einer Form signalisieren können, wie es um die Rentabilität und Finanzgesundheit des digitalen Coins steht. Damit möchte ich nicht aussagen, es gäbe keine Daseinsberechtigung, sondern einzig und allein, dass die Bewertungskriterien deutlich subjektiver sind.

Wie wir schon gesehen haben, ist die Kaufkraft und das Volumen institutioneller Investoren deutlich entscheidender als das der Privatanleger. Jedoch sind die Retail-Kapitalabflüsse nichts desto trotz ein echtes Problem. Denn Großanleger wie Blackrock oder Strategy investieren großflächig in Bitcoin, in der Hoffnung, dass eine große Masse von Privatanlegern einen nachhaltigen Kaufdruck verursacht, womit logischerweise die gewinnorientierten (wie sollte es auch anders sein) Großinvestoren Kapitalzuwächse verzeichnen. Das annullierte Kapital der Meme-Coin Spekulationen wird nicht zurückkommen und ein weiterer Preisverfall dürfte Privatanleger vor weiteren Käufen abschrecken. Somit wird dann auch beispielsweise Strategy in Probleme geraten, denn ihr durchschnittlicher Kaufpreis liegt deutlich über dem jetzigen.

Zu schlussfolgern ist, dass ohne ermutigtes Kaufverhalten von Retail-Investoren ein Kursrutsch auf 70.000 USD äußerst realistisch ist. Dann werden auch die Large Investors Positionen überdenken müssen- mit -20% befinden wir uns jedenfalls per Definition in einem Bärenmarkt. Gewinnt man jedoch die Retail-Investoren dazu, ist ein erneuter Angriff meiner Meinung nach nicht auszuschließen.

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