von Pinchas Cohen
Der Artikel erschien am 18. April 2018 im englischen Original unter dem Titel 'Chart Of The Day: Why This S&P 500 Rally Might Still Lead To A Crash' auf Investing.com.
Gestern war ein guter Tag für US-Aktien. An den Börsen ging der Anstieg weiter, obwohl die geopolitischen Risiken nach dem Luftschlag gegen Syrien am Sonnabend keineswegs verschwunden sind. Russland könnte den Konflikt eskalieren und dann gibt es einen sich immer mehr ausweitenden Handelskrieg mit China, sowie ein mögliches nukleares Wettrüsten zwischen Saudi-Arabien und dem Iran im Hintergrund.
Trotz alledem machte der S&P 500 einen Satz nach oben, auf eine Ausbrecherlücke—einem Anzeichen auf einen Bullenmarkt. Zur gleichen vervollständigte er ein kleines, sich seit dem 22. Mai aufbauendes, inverses H&S-Muster, als er die 50 Tagelinie durchbrach und über der 100 Tagelinie schloss.
Wieso steigen Aktien also, wenn die Risiken nach wie vor groß erscheinen? Die Investoren, denen seit der Brexit-Abstimmung Mitte 2016 ein dickes Fell gewachsen zu sein scheint, haben etwas anderes gefunden, an dem sie sich festhalten können, was es ihnen erlaubt, die verwickelten und komplexen geopolitischen Fußangeln zu ignorieren...nämlich die Profite. Netflix Inc (NASDAQ:NFLX) schnellte in die Höhe, nachdem es ein über den Schätzungen liegendes Abonnentenwachstum berichten konnte, was auch den Rest des Technologiesektors mit nach oben zog; der Kurs von UnitedHealth Group(NYSE:UNH) kletterte ebenfalls, nachdem es ein starkes Ergebnis präsentieren konnte.
Wir haben jüngst geschrieben, dass die Vervollständigung des kleinen inversen H&S-Musters seit dem Tief vom Februar einen viel größeren Doppelboden ins Spiel bringt, dessen Ausschnittslinie das Kursniveau von 2.800 (rote Linie) ist.
Während sich das alles sehr vielversprechend anhört, gibt es eine Betrachtungsweise, der nach das Kursmuster seit dem Rekordhoch vom 26. Januar die Form eines abwärts führenden Dreiecks hat. Das zeichnet ein völlig anderes Bild.
Ein Abwärtsdreieck bildet sich heraus, wenn die Verkäufe stetig über die Käufe steigen. Das kann man im Chart erkennen, als die Verkäufer zunächst das Niveau von 2.857 als überteuert erachteten, aber dies später Ende Februar und Mitte März auch von Niveaus um 2.800 glaubten.
Die Käufer auf der anderen Seite, dachten der Index wäre unterbewertet erst auf dem Niveau von 2.575, sowohl Anfang Februar, als auch Anfang April. Sollte dieser abweichende Ausblick Bestand haben, dann würde der Kurs an der Dreiecksoberkante auf starken Widerstand stoßen, die auch eine Abwärtstrendlinie ist, gefolgt von einem Ausbruch nach unten, als die Verkäufer weiter glauben der Kurs sei zu hoch.
Ein Ausbruch nach unten würde Stopps für die Bullen auslösen. Wenn die Nachfrage einmal austrocknet, dann stünde den Bären nichts mehr im Wege, den Kurs stetig weiter nach unten zu treiben. Schon bald würden frühere Bullen zu Bären konvertieren und den Abwärtsdruck verstärken, was zu einer weitaus bedeutsameren Korrektur für den Leitindex führen würde, etwas was wir seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen haben, seit dem Finanzkrach in 2008.
Sollte allerdings die Marke von 2.750 genommen werden, dann würde die negative Kursdynamik des Abwärtsdreiecks sich umkehren, als die Bären gezwungen wären, ihre Leerverkäufe abzusichern, was die Nachfrage erhöht. Wenn das Angebot auf diesen Kursen erst einmal aufgezehrt ist, dann steht den Bullen nichts mehr im Weg, die den Kurs immer weiter nach oben treiben würden, in Richtung des vom Doppelboden vorhergesagten 2.800er Niveau, die Ausschnittslinie (rot).