Direkt kommt einem doch die Geschichte von Jack Ma in den Sinn, der Ende 2021 nicht mehr auffindbar war – just nach der gescheiterten IPO der Ant Group, welche der größte Börsengang der Geschichte werden sollte. Nun ist auch seit letzter Woche von Bao Fan nichts mehr zu hören. Der Investmentbanker, der prominent bei den Mergers & Acquisitions (M&A) von Didi (OTC:DIDIY) und Meituan mitwirkte, ist laut Angaben von China Renaissance Holdings nicht mehr erreichbar. Fan gründete die Investmentbank, an der er weiterhin einen Anteil von fast 50% besitzt.
In China kommt es ab und zu schonmal vor, dass Business-Magnate einfach so eingesammelt werden und teilweise jahrelang keinen Zugang zur Vertretung haben, bis rechtliche Prozesse eingeleitet werden. Oftmals gibt es seitens der Regierung keine Einblicke in die Hintergründe von Verhaftungen von Geschäftsleuten und auch im Nachgang wird kein Wort darüber verloren, was passierte, wenn es dann doch nicht zu einem Prozess kommt. Erst am 10. Februar verschwand der Vizepräsident der Seazen Group, Qu Dejun, und tauchte am 16. Februar mit der Erklärung wieder auf, dass er von seinem Amt zurücktrete. Im März 2020 verschwand ein Manager namens Ren Zhiqiang über einen Monat nachdem er den chinesischen Präsidenten einen Clown nannte. Zhiqiang wurde bereits im April 2020 zu 18 Jahren Haft verurteilt. 2018 verschwand der Casinobetreiber Yang Zhihui für drei Monate. Der Käufer des New Yorker Hotels Waldorf Astoria, Wu Xiaohui, wurde zwischen Juni 2017 und März 2018 festgenommen und wegen Veruntreuung und Betrug zu 18 Jahren Haft verurteilt.
Die Liste lässt sich weiter fortsetzen und dürfte darüber hinaus noch wesentlich umfangreicher ausfallen, wenn wir auch mittelgroße Millionäre mit einbeziehen würden. Im Falle des nun verschollenen Bao Fan können wir uns ebenfalls auf eine staatlich koordinierte Aktion einstellen, da es hier auch bestimmt Motive gibt, die im Hintergrund für eine Festnahme sprechen. Im Mai 2021 verlangte eine Gruppe von chinesischen Kreditinstituten, dass Bao Fan als Vorsitzender des Verwaltungsrates von China Renaissance Holdings zurücktritt oder seinen Mehrheitsanteil aufgibt, damit ein Kredit in Höhe von $300 Millionen gewährt werden könne. Warum die Banken die Macht von Fan eindämmen wollen, ergibt sich aus seiner strategischen Position im Technologiesektor Chinas. China Renaissance gründete er im Jahr 2005 und entwickelte das Unternehmen zu einer spezialisierten Bank im Bereich M&A. Bis 2020 war Fans Bank an 980 Deals beteiligt, die insgesamt ein Volumen von $146 Milliarden hatten – darunter Schwergewichte wie Alibaba (NYSE:BABA), Tencent (HK:0700) und Didi.
Was China Renaissance so erfolgreich machte, war nicht, dass man sich in allen Sektoren ausbreitete und im Wettbewerb mit Goldman Sachs (NYSE:GS) oder Citic Securities stand, sondern, dass man sich nur auf M&A im Bereich Technologie und Gesundheit konzentrierte. Dadurch konnte hier eine Vormachtstellung aufgebaut werden, die auch Fan mit seinem Riesen-Anteil an der im Jahr 2018 am Hongkonger Handelsplatz debütierenden Bank sehr mächtig machte. Mit den strengeren Regeln im Technologiesektor, den die chinesische Regierung immer umfangreicher regulieren möchte, werden auch verwandte Dienstleister scheinbar nicht in Ruhe gelassen. Natürlich gibt es hier keine belegbare Verbindung, aber der chinesische Staat wird sicherlich nicht verkünden, dass man Tech-Magnate aus dem Verkehr zieht, damit man den Sektor besser lenken kann. Aktuell schwächelt auch der chinesische Leitindex Hang Seng, was aber schon länger im Rahmen unserer Analyse zu erwarten war. Langfristig sehen wir diesen Index aber große Gewinne abwerfen, was darauf hindeutet, dass Sorgen um den Technologiesektor in China unbegründet sein dürften.
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