Es hat etwas gedauert, doch in dieser Woche konnte der S&P500 in den USA einen neuen Rekord vermelden. Das gleiche Bild sah man beim Russell 2000, der die Nebenwerte in den USA repräsentiert, die ihre Erträge eher auf dem US-Markt erwirtschaften. Während es in den USA also noch sehr gut läuft, ist die Lage in Europa anders. Der DAX ist über 1000 Punkte vom Rekord entfernt. Der Höchsstand des EuroStoxx50 liegt im April 2015. Sollte man daher in Europa aus antizyklischer Sicht zuschlagen? Lyxor bietet mit den ETFs FR0010261198 auf den MSCI Europe (DE:MEU) und der FR0007054358 aus den EuroStoxx50 (VIE:FR0007054358) das passende Werkzeug. Wir blicken auf die ausführliche Einschätzung der Lyxor-Experten:
Wenig überzeugt zeigten sich die Anleger zuletzt von den europäischen Aktienmärkten. Dass sich die Risiken dort verflüchtigt hätten, daran mochten viele nicht wirklich glauben. Vielmehr hatte es den Anschein, als suchten manche Investoren nach Gründen, ihre Gelder abzuziehen und woanders anzulegen. Seit Februar beließen sie es nicht bei Überlegungen. An den europäischen Aktienmärkten kam es zu erheblichen Mittelrückflüssen.
Investoren kehren den europäischen Aktienmärkten den Rücken:
Mittelrückflüsse in Mio. Euro
Quelle: Daten vom 1. Juni 2017 bis zum 1. Juni 2018, Bloomberg, Lyxor.
Vor allem die Entwicklung in Italien ist ein erneuter Beweis dafür, dass die Herausforderungen und Risiken des Populismus nach wie vor existent sind. Der Koalitionsvertrag der europakritischen 5-Sterne-Bewegung und der rechtsnationalen Lega ist fordernd, enthält allerdings nur wenig Details. Die darin zum Ausdruck kommenden Vorstellungen über den Kurs der Staatsfinanzen und der Flüchtlingspolitik dürften die EU jedoch vor Herausforderungen stellen. Und Spanien? Obwohl es in Sachen Unabhängigkeit Kataloniens gegenwärtig relativ ruhig ist, bleibt der Konflikt ungelöst. Zudem müssen die Märkte den Regierungswechsel in Madrid erst noch verdauen.
Abstimmung mit den Füßen:
Renditen und Mittelbewegungen
beim IBEX und MIB (in Euro) Rückflüsse insgesamt YTD
Quelle: Renditen von Thomson Reuters Datastream und Lyxor International Asset Management mit Stand vom 22. Juni 2018 in lokaler Währung. Mittelbewegungen vom 1.6.2017 bis zum 1.6.2018 von Bloomberg und Lyxor ETF Research.
Zwei Jahre sind nach dem Brexit-Votum vergangen, und noch sind keine tragfähigen Lösungen erkennbar. Für die Europäer mag dies vor allem als ein Problem der Briten erscheinen. Bei internationalen Investoren hingegen entsteht der Eindruck, dass sich Europa zunehmend zersplittert. Die britische Wirtschaft dürfte in jedem Fall unter Druck bleiben. Und für die Bank of England wird Inflation ein Thema der kommenden Monate sein.
Europa nicht vorschnell abschreiben
Die Turbulenzen am Tiber und die spezifische Schwäche einiger Sektoren, wie etwa der Finanz- und Exportbranche, haben den Markt vorübergehend gedrückt, bevor es wieder aufwärts ging. Nach einem erneuten Rückfall sind die Kurse zuletzt dann wieder geklettert. Wie geht es nun weiter?
Die Entwicklung der großen Aktienmärkte seit Jahresbeginn
(Total (PA:TOTF) Return und in lokaler Währung)
Quelle: Thomson Reuters Datastream, MSCI, Lyxor International Asset Management
Unter der Voraussetzung eines anhaltenden binnenwirtschaftlichen Momentums gehen wir weiterhin von einer positiven Entwicklung der Wirtschaft in der Eurozone aus. Viele Unternehmen berichten über Engpässe am Arbeitsmarkt und im Bereich der Betriebsmittel bei gleichzeitig anhaltender Nachfrage. Die Industrie läuft unter Volllgas und in den meisten Ländern steigen die Investitionen der Unternehmen. Die Wirtschaftsdaten für das zweite Quartal sollten diese Entwicklung widerspiegeln. Für dieses Jahr erwarten wir daher ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent. 2019 dürfte es nur geringfügig darunter liegen.
Die EZB wird den Geldhahn zum Ende des Jahres zudrehen, es sei denn, dass die Ansteckungsgefahr aus Italien zunimmt und die Wirtschaftsdaten in der Eurozone sich signifikant verändern. Darüber hinaus hat die Notenbank angekündigt, die Zinsen wohl erst mit Ablauf des nächsten Sommers anzuheben, was sich stabilisierend sowohl auf den Euro also auch auf die Renditen der Bundesanleihen auswirken dürfte. Ein schwächerer Euro kommt zudem dem Export zugute. Ausgewählte Sektoren und Länder sollten von einem solchen Umfeld profitieren können.The bank has also confirmed it’s unlikely to raise interest rates until we’re through the summer of next year at least, keeping the euro and bund yields anchored for now. A weaker euro should support exports, inflation and, ultimately, the ECB’s exit stance. Some sector and country selectivity could prove rewarding in this environment.
Genauer hinschauen
Die Bewertungsunterschiede zwischen dem europäischen und dem US-Markt sind zuletzt geringer geworden. Nach wie vor können Investoren hiervon profitieren. Allerdings haben die zentralen Treiber wie beispielsweise Umsatzwachstum oder Margenerholung an Kraft eingebüßt.
Vorsicht bei den Bewertungsunterschieden:
Kurs-Buchwert-Verhältnis seit Januar 1975
Quelle: Thomson Reuters Datastream, MSCI, Lyxor International Asset Management. Stand 31.05.2018.
Es lohnt sich also, etwas genauer hinzuschauen. Nach wie vor empfehlen wir Kernmärkte wie den CAC oder den DAX gegenüber den europäischen Peripheriemärkten wie etwa dem FTSE MIB und dem IBEX. Der Grund hierfür: stärkeres Wachstum, höhere politische Stabilität und deutlich bessere Unternehmensbilanzen. Insbesondere der französische CAC dient als gutes Muster für die Erholung in der Eurozone. Der Index verfügt über einen ausgewogenen Mix an binnen- und exportwirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen, die von den langfristigen Reformen im Lande profitieren sollten. Kurzfristig versprechen auch griechische Aktien einige Chancen, insbesondere vor dem Hintergrund möglicher Schuldenerleichterungen für Athen.
Insgesamt setzen wir derzeit eher auf Unternehmen, die auf ihren Heimatmarkt ausgerichtet sind. Dabei stehen für uns vor allem zyklische Werte aus dem Bereich der gehobenen Konsumgüter im Vordergrund. Deren Gewinnaussichten sollten sich mit der Erholung in Europa, erhöhten Verbraucherausgaben und steigenden Immobilienpreisen verbessern. Demgegenüber vermeiden wir teure defensive Sektoren mit geringen Gewinnaussichten, insbesondere Unternehmen aus dem Basiskonsumgüterbereich.
Quelle: Lyxor, eigene Recherche