Während die meisten Anleger noch damit beschäftigt waren, über die nächsten Schritte der Fed angesichts der jüngsten Bankenpleiten nachzudenken, geschahen in Moskau interessante Dinge.
Während seines dreitägigen Staatsbesuchs führte der chinesische Präsident Xi Jinping freundschaftliche Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Beide Länder bemühen sich zunehmend um eine Positionierung als Anführer einer „multipolaren Weltordnung“, mit der sie die US-zentrierten Bündnisse und Abkommen in Frage stellen wollen.
Zu diesen Abkommen gehört auch der Petrodollar, den es bereits seit über 50 Jahren gibt.
Für den Fall, dass Sie davon noch nie etwas davon gehört haben - der „Petrodollar“ ist natürlich keine echte Währung. Es ist einfach nur eine Bezeichnung für die Dollarkontingente, die im Handel mit Öl fließen. Anfang der 1970er Jahre gewährte die US-Regierung Saudi-Arabien, ihrem wichtigsten Rivalen im Ölgeschäft, Wirtschaftshilfe im Gegenzug für eine Zusicherung, dass Riad seine Rohölexporte ausschließlich in US-Dollar abrechnen würde. Im Jahr 1975 schlossen sich weiter Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) an diese Vereinbarung an, und der sogenannte Petrodollar war geboren.
Das führte zu einer unmittelbaren Stärkung des US-Dollar. Da die Länder der Welt über US-Dollar verfügen mussten, um Öl (und andere wichtige Rohstoffe wie Gold, die ebenfalls in USD gehandelt werden) zu kaufen, wurde er zur Weltreservewährung, ein Status, der zuvor schon einmal dem britischen Pfund, dem französische Franc und dem niederländischen Gulden zukam.
Doch alles hat einmal ein Ende. Möglicherweise erleben wir gerade das Ende des Petrodollars, denn immer mehr Länder, darunter China und Russland, sind bereit, in anderen Währungen als dem US-Dollar abzurechnen. Eine solche Entwicklung könnte weitreichende Auswirkungen nicht nur auf die makroökonomische Ebene, sondern auch auf Anlageportfolios haben.
Zukunftsmusik für den Petroyuan?
Putin hätte es nicht deutlicher sagen können. Während des Staatsbesuchs von Xi bezeichnete er den Chinesischen Yuan als seine bevorzugte Handelswährung. Seit der Verhängung westlicher Sanktionen gegen das osteuropäische Land aufgrund das Angriffs auf die Ukraine Anfang letzten Jahres ist Russland zunehmend auf seinen südlichen Nachbarn angewiesen, der dann das Öl kauft, das andere Länder aufgrund seiner Herkunft ablehnen.
Allein in den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 beliefen sich die Einfuhren Chinas aus Russland auf insgesamt 9,3 Mrd. USD und übertrafen damit die Einfuhren des gesamten Jahres 2022 (auf USD-Basis). Allein im Februar importierte China mehr als 2 Mio. Barrel russisches Rohöl, ein neuer Rekordwert - nur dass diese Lieferungen jetzt vermutlich in Yuan fakturiert werden.
Zoltar Pozsar, Ökonom und Investment Research Director bei der Credit Suisse (SIX:CSGN) in New York, hat es kürzlich so formuliert: „Das ist der Anfang vom Ende für den Petrodollar... und der Beginn des Aufstiegs für den Petroyuan."
Der US-Dollar ist immer noch die Weltreservewährung, allerdings schwindet seine Dominanz allmählich
Bevor Sie Pozsars Kommentar als übertrieben abtun - bedenken Sie an dieser Stelle, dass andere wichtige OPEC-Länder und BRICS-Mitglieder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) den Yuan bereits akzeptieren oder dies ernsthaft in Erwägung ziehen. Auf Russland, den Iran und Venezuela entfallen etwa 40 % der erschlossenen Ölfelder der Welt, und diese drei Schwergewichte verkaufen ihr Öl gegen Yuan. Die Türkei, Argentinien, Indonesien und der führende Ölproduzent Saudi-Arabien haben alle die Aufnahme in die BRICS-Organisation beantragt, Ägypten wurde gerade in dieser Woche als neues Mitglied aufgenommen.
All das deutet darauf hin, dass die Rolle des Yuan als Reservewährung weiter gestärkt wird, was eine breitere Verschiebung des globalen Machtgleichgewichts signalisiert und China möglicherweise mehr Einfluss auf die Gestaltung der Weltwirtschaftspolitik einräumt, die uns alle betrifft.
Zur Klarstellung: Der USD bleibt vorerst die wichtigste Reservewährung der Welt, auch wenn sein Anteil an den offiziellen Beständen der Zentralbanken weltweit in den letzten 20 Jahren von 72 % im Jahr 2001 auf aktuell knapp 60 % gesunken ist. Der Anteil des Yuan an den offiziellen Beständen hat sich hingegen seit 2016 mehr als verdoppelt. Die Währung Chinas machte im September 2022 etwa 2,8 % der Reserven aus.
Russland wendet sich vom US-Dollar ab und investiert in Gold
Es geht natürlich nicht nur um den Yuan. Auch die Bedeutung von Gold als Währungsreserve hat insbesondere in Schwellenländern, die sich vom Dollar abwenden wollen, zugenommen.
Letzte Woche gab Russland bekannt, dass seine Goldbarrenbestände in den letzten 12 Monaten um ca. 1 Million Unzen gestiegen sind, da die Zentralbank ihre Goldbestände angesichts der westlichen Sanktionen aufgestockt hat. Die Bank meldete, dass sie Ende Februar 2023 über fast 75 Mio. Unzen verfügte (rund 74 Mio. im Vorjahr).
Langfristige Auswirkungen für Investoren
Sollte der USD seinen Status als Weltwährung verlieren, brächte das eine Vielzahl von Änderungen mit sich. Zunächst einmal kann es zu Währungsrisiken führen, während ein Rückgang der Nachfrage nach US-Staatsanleihen eine Anstieg der Zinsen bewirken könnte. Ich würde in einem solchen Fall massive Schwankungen bei den Rohstoffpreisen erwarten, insbesondere beim Ölpreis. Hier können sich Chancen bieten - solange man Volatilität verkraften kann.
Gold würde meiner Meinung nach außerordentlich von einer solchen Entwicklung profitieren. Ein wesentlicher Verfall des relativen Werts des US-Dollars würde den Goldpreis unterstützen, und ich wäre überrascht, wenn er nicht neue Höchststände erreichen würde. Aus diesen Gründen empfehle ich immer eine 10-prozentige Gewichtung von Gold - 5 % in physischen Goldbarren und 5 % in Aktien erstklassiger Goldminen. Denken Sie daran, mindestens einmal im Jahr eine Neugewichtung vorzunehmen.
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