EUR/USD eröffnet bei 1,0314 (05:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0281 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 151,31. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,28. EUR-CHF oszilliert bei 0,9394.
Märkte: Woche der US-Zölle
An den Finanzmärkten dominierte zum Wochenschluss und in Fernost zu Wochenbeginn eine verhaltene Modalität.
Trump kündigte Zölle auf alle US-Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25% an. Zudem sollen weitere Zölle gegenüber Ländern/Regionen in der ersten Wochenhälfte bekannt gemacht werden. Japan und Indien haben bereits Konzessionen gegenüber den USA ins Spiel gebracht. Auch die EU erscheint bereit, begründeten US-Forderungen (Kfz-Zölle) nachzugeben. Als Fazit lässt sich ziehen, dass Trump in seiner Zollpolitik zunächst erfolgreich ist.
Bezüglich Geopolitik ergeben sich positive Signale. Angeblich kam es zu einem ersten Austausch zwischen Putin und Trump. Das Thema Nahost ist weniger eindeutig. Die US-Avancen, den Gaza-Streifen zu kaufen und Palästinenser abzuschieben, stößt auf internationalen Widerstand. Der am Freitag im Mittelpunkt gestandene US-Arbeitsmarktbericht lieferte ein durchwachsenes Bild. Insbesondere die geringeren Arbeitsstunden und Benchmark Revision nivellieren die weitgehend positiven Entwicklungen.
Russland lieferte ein starkes Datenset. In China ist Inflation kein Thema. Unsere deutschen Daten fallen prekär aus (siehe unten). Die Fallgeschwindigkeit nimmt zu. Die Notwendigkeit einer massiven politischen Wende wird täglich zwingender.
Aktienmärkte: Late Dax -0,74%, EuroStoxx 50 -0,58%, S&P 500 -0,93%, Dow Jones -0,96%, US Tech 100 -1,29%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:45 Uhr: Nikkei (Japan) +0,15%, CSI 300 (China) -0,08%, Hangseng (Hongkong) +1,43%, Sensex (Indien) -0,83% und Kospi (Südkorea) +0,14%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,38% (Vortag 2,37%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,48% (Vortag 4,45%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0060) verlor gegenüber dem USD im Vortagesvergleich. Gold (+10,00 USD) legte gegenüber dem USD zu, während Silber (-0,18 USD) gegenüber dem USD nachgab. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 96.840 USD (05:48 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 710 USD.
Deutsche Produktion fällt auf niedrigsten Stand seit Mai 2020
Die Produktion der Unternehmen ist im Dezember auf den niedrigsten Stand seit mehr als viereinhalb Jahren abgerutscht. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 2,4% weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit sank die Produktion auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Seinerzeit sorgte die Corona-Pandemie (Wirtschaftsverbot) für Einbrüche. 2024 schrumpfte die Produktion insgesamt um 4,5%. Zum Jahresende sei noch keine konjunkturelle Erholung in der Industrie erkennbar, so das Bundeswirtschaftsministerium.
Kommentar: 2024 schrumpfte die Produktion in Deutschland um massive 4,5%. Weltweit legte die Industrieproduktion 2024 um 1,5% zu. Ergo ergibt sich zwischen Deutschland und der Welt ein Negativdelta in Höhe von 6% binnen eines Jahres. Für ein Land, das sich als Industrielandbezeichnet, ist dieser Verfall massiv und prekär.
Eine Fortsetzung des Verfalls, der bei Verzicht auf die massivste Reformpolitik, die dieses Land je gesehen hat, definitiv ansteht, hätte eine Destabilisierung des gesamten Sozialgefüges zur Folge (Krankenkassen, Renten, Sozialbezüge). Ist Berlin diese Komplexität der Thematik und deren Konsequenzen nicht bewusst? Was muss noch passieren? Alles hängt an dem Wohlergehen der Ökonomie und des Geschäftsmodells!
Deutschland: Autoindustrie im freien Fall
Die Stimmung in der Autoindustrie hat zum Jahresanfang laut IFO-Barometer ein neues Tief erreicht. Der Index für das Geschäftsklima der Branche sank im Januar auf -40,7 Punkte von zuvor -35,0 Punkten. Das Geschäftsklima wurde sowohl von der aktuellen Geschäftslage als auch von den Erwartungen nach unten gezogen. Die Lage wurde mit -39,1 Punkte deutlich schlechter bewertet als im Vormonat (-32,6 Punkte). Die Erwartungen fielen auf -42,3 Punkte, von -37,3 Punkten.
Kommentar: Die Autobranche ist eine Schlüsselbranche Deutschlands. Der Index des IFO-Geschäftsklimas steht jetzt tiefer als während der "Wirtschaftsverbots" in der akuten Corona-Krise! Was muss noch passieren, dass der Tiefschlaf unserer Eliten unterbrochen wird?
Deutschland: "It is the energy, stupid!"
Ich verweise immer wieder auf den Kontext Energie/Wirtschaft. Seit mehr als 300 Jahren ist der effizientere, der optimierte und der ausgeweitete Einsatz der Energie Schlüssel für Wachstum, Wohlstand und Stabilität (die Demokratie hängt daran, 1929/1932, Folge 1933)
Kommentar: Die erkennbar gescheiterte Politik der EU, aber noch mehr Deutschlands, messbar an dem relativen Abstieg im Weltvergleich, liefert die anekdotische Evidenz dieses Zusammenhangs. Das sind Fakten, die hier präsentiert werden, keine ideologisch verbrämten Narrative. Zurecht sprach ein bayrischer Politiker im Jahr 1986, der für das erfolgreichste Wirtschaftsprojekt der EU (Airbus (EPA:AIR)) steht, von den Risiken eines rot-grünen Narrenschiffs.
Die Themen nachhaltige Versorgungssicherheit (Grundlast), Wachstumspotential der Energiewirtschaft (Aspekt Investitionen) für die Zukunft und preisliche Konkurrenzfähigkeit definieren bei Vorhandensein Zukunftsfähigkeit eines Landes oder Standorts.
Bei Fehlen dieser Grundlagen steht Abstieg und Destabilisierung in Gesellschaft und Politik auf der Agenda.
Kein Land der westlichen Hemisphäre ist so abhängig von Energie wie Deutschland. Unser Geschäftsmodell ist industriell geprägt. Der Anteil dieses Sektors liegt bei mehr als 28% des BIP (USA circa 11%).
Der Atomausstieg kostet uns bitter. Wie ein "Luftikus" agierte Kanzlerin Merkel und startete für den energieintensivsten Standort der Welt eine "Energiewende ohne Netz". Jetzt will "Grün" die Gasnetze zurückbauen, ohne dass Alternativen stehen. Was bedeutet das für denInvestitionsstandort (Erhaltung des Kapitalstocks, der uns alle ernährt)? Sind unsere Eliten so bildungs- und verantwortungsfern, diesen Weg weiterzugehen?
Ich danke A.D. aus Berlin für die Zusendung nachfolgender Grafik. Sie zeichnet die unterschiedliche Energiepolitik zwischen China und Deutschland auf. Chinas Atomstromproduktion legte von 2006 bis 2023 um 690% von 55 Terrawattsunden auf 435 Terrawattstunden zu (Russland von 39 auf 217 Terrawattstunden). Deutschlands Atomstromproduktion sank von 167 Terrawattstunden auf 0 (erstmalig seit 1962!). Atomstrom steht für Grundlastfähigkeit! China läuft, Deutschland fällt!
Mahnung: Die Stabilisierung Deutschlands und seiner Wirtschaft hängt existentiell am Energiethema. Ein vollständige Kehrtwende ist adhoc erforderlich, sonst wird es sehr dunkel!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Schwache deutsche Industrieproduktion
Deutschland: Die Industrieproduktion sank per Dezember im Monatsvergleich um 2,4% (Prognose -0,6%, Vormonat revidiert von 1,5% auf 1,3%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 3,12% nach zuvor -2,95% (revidiert von -2,85%).
Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Dezember einen Überschuss in Höhe von 20,7 Mrd. EUR (Prognose 17,0 Mrd. EUR) aus. Der Vormonatswert wurde von 19,7 Mrd. EUR auf 19,2 Mrd. EUR revidiert. Exporte nahmen um 2,9% zu (Prognose -0,6%, Vormonat revidiert von 2,1% auf2,3%), während Importe um 2,1% stiegen (Prognose 1,8%, Vormonat revidiert von -3,3% auf - 2,7%).
Deutschland: Im Gesamtjahr 2024 sanken die Exporte laut Statistischem Bundesamt im Jahresvergleich um 1,0% auf 1.560 Mrd. EUR. 2023 kam es zu einem Rückgang um 1,2%. Importe fielen per 2024 im Jahresvergleich um 2,8% auf 1.318,5 Mrd. EUR. Insgesamt stellte sich der Handelsbilanzüberschuss auf 241,2 Mrd. EUR.
USA: Arbeitsmarktbericht durchwachsen (inklusive Benchmark Revision)
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stellte sich per Februar laut vorläufigen Daten auf 67,8 Punkte (Prognose und Vormonat 71,1). Verbraucherkredite stiegen per Dezember um 40,85 Mrd. USD (P. 12,35 Mrd. , VM -5,37 Mrd.).
Russland: Umfassend starke Datensätze
Die Einzelhandelsumsätze stiegen per Dezember im Jahresvergleich um 5,2% nach zuvor 6,0%. Die Industrieproduktion verzeichnete per Dezember einen Anstieg in Höhe von 8,2% (VM 3,5%). Reale Löhne nahmen per November im Jahresvergleich um 7,3% nach zuvor 7,2%. Die Arbeitslosenrate lag per Dezember bei 2,3% und bestätigte das Allzeittief.
China: Weiter sehr entspanntes Inflationsszenario
Die Verbraucherpreise stiegen per Januar im Jahresvergleich um 0,5% (P. 0,4%, VM 0,1%). Die Erzeugerpreise nahmen per Januar im Jahresvergleich um 2,3% ab (P. -2,1%, VM -2,3%).
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe