Revidieren wir nochmal die letzte Woche und bringen die Ereignisse in unseren Kontext der wesentlichen Rahmenbedingungen, von denen die Einflußfaktoren unserer Meinung nach, an den heutigen Märkten größtenteils abhängen. Zu Erinnerung- wir glauben der Markt, im Wesentlichen der Währungsmarkt, hängt aktuell stark davon ab, wie sich die geldpolitischen Divergenzen zwischen den Notenbanken FED und EZB darstellen und nicht zu vergessen die Erwartungen daran.
Wir haben seit dem 3. Dezember kennengelernt, dass sich die Ausprägung dieser Divergenzen durchaus abrupt ändern kann. Ein gutes Beispiel dafür, dass reine Prognosen ihren Mehrwert verlieren, sofern man nicht bereit ist auf sich verändernde Marktzustände zu reagieren. Die EZB hat ihre Lockerungsmaßnahmen nicht wie erwartet ausgedehnt. Wir haben hier darüber berichtet, was das für Investoren und Marktteilnehmer bedeuten könnte.
Andererseits hat das FED in der letzten Woche wie erwartet den Zins angehoben. Bereits vorher verfielen Aktien-Märkte in Vorfreude, was ja auch berechtigt war, denn die Wahrscheinlichkeit, dass das FED erneut enttäuscht, stand so gut wie bei null. Der Unsicherheitsfaktor lag darin, wie dovish oder hawkish das FED mit weiteren Zinsanhebungen verfahren wird.
Und hier gibt es durchaus nun eine Überraschung vom Markt zu verarbeiten, denn die Notenbank stellte einen steilen, wenn auch datenabhängigen Anstieg der Zinsen in Aussicht. Dass Märkte nicht sofort darauf reagierten und weiter angestiegen sind, kann durch mehrere Faktoren beeinflußt worden sein. Zum einen ist da immer noch die Saisonalität. Wir sehen hier allerdings einen momentumgetriebenen Anstieg der US Aktienmärkte. Denn diese stiegen weiter an, obwohl der Euro längst schwächelte.
Ob die OpEx oder der Ölpreis für den anschließenden starken Verfall verantwortlich waren, kann nicht eindeutig gesagt werden. Wir werden den Gedanken nicht los, dass der letzte Push im S&P500 über den Widerstand eher großen Playern geschuldet ist, die vor den Ferien noch den letzten Reibach machen wollten, bzw. ihre Positionen zu einem passablen Preis auflösen. Und Fehlausbrüche sind wie prädestiniert dafür.
In diesem Zusammenhang wird einem immer wieder bewusst, warum das richtige Timing so wichtig ist. Auch wir haben überlegt, ob wir nicht auf den fahrenden Zug aufspringen sollten. Da uns aber das richtige Timing fehlte, haben wir es gelassen, was letztendlich die richtige Entscheidung war. Zwar haben wir am Freitag dennoch einen Versuch gestartet (siehe Live-Trading Channel), die Position aufgrund Unschlüssigkeit wieder zum Kaufpreis geschlossen. Auch das war die richtige Entscheidung.
Der Trade hatte wenig mit unserer aktuellen Markteinschätzung gemein. Wie wir im letzten Beitrag erklärt haben, sollten sich die Märkte im Zuge einer hawkishen FED- Entscheidung eher ungewiss verhalten.
Zitat:
Bei (2) sehen wir eine größere Chance dafür, dass Marktteilnehmer allergisch reagieren, also Aktienmärkte ihren Abverkauf weiter fortsetzen, während die aktuelle Euro-Korrektur deutlich gebremst würde. In diesem Fall hätte der DAX eine bessere Chance wieder nach oben zu laufen, obwohl wir hier keine großen Hoffnungen haben, dass es sehr schnell zu neuen Hochs geht, da die EZB den Trend aktuell ebenfalls belastet.
Diese Sicht behalten wir weiterhin bei. Tendenziell bedeutet es aber nicht, dass der US-Markt nun in einen Bärenmarkt übergeht, zumindest die Range sollte weiterhin Bestand haben. Um bei dem wesentlichen zu bleiben: Die Ausprägung der geldpolitischen Divergenz wurde am 3. Dezember zuerst zu Gunsten des Euro und am 16.Dezember wieder zu Gunsten des US-Dollars verändert, in Summe scheinen sich die Marktteilnehmer nun aber zunächst unsicher zu sein, wo die Reise hingeht.
Wir beziffern die Chancen 70 zu 30 zu Gunsten eines wieder stärker werdenden US-Dollars. Das ist aber nur unsere Meinung, ob der Markt das genauso sieht, bleibt abzuwarten. Anzumerken ist dabei, dass wir nun langsam in ein sich veränderndes Marktumfeld eintreten. Wurden Daten vorher als kontraindikativ gesehen, also Bad News gleich mehr Stimulation gleich steigende Aktienmärkte, könnte sich dieses Muster bald abschwächen. Wir werden sehen und genau beobachten wie die nächsten relevanten Daten aufgenommen werden. In Anbetracht dessen würden wir es durchaus begrüßen, wenn nun die konjunkturbedingte Bewertung mehr in den Fokus der Investoren kommt.
Für die nächsten Wochen, gehen wir persönlich von keinen starken Bewegungen mehr aus, wobei wir eine leichte Tendenz aufwärts in den Aktienmärkten nicht ausschließen. Wir werden uns bis nächstes Jahr nicht mehr darauf konzentrieren neue Positionen zu eröffnen. Denn unserer Meinung nach, zeigt uns der Markt aktuell äußerst unschlüssige Signale. Sowohl von Seiten des FED und EZB sind ungewisse Zeiten hinsichtlich der Geldpolitik entstanden und das müssen die Märkte nun erst einmal verdauen. Dass das bereits zwischen den Feiertagen passiert, wagen wir allerdings zu bezweifeln.
Viel Erfolg!
Ihr 2i-Services Team