Die Ölmärkte werden in erhöhter Alarmbereitschaft sein, auf jegliche Anzeichen auf eine steigende oder fallende Produktion als wir uns auf das Inkrafttreten der Sanktionen gegen den Iran zubewegen, während Gold seinen Anstieg fortsetzen könnte, auf Spekulationen über den Ausgang der US-Zwischenwahlen und Donald Trumps Auseinandersetzungen mit der Federal Reserve. Aber der überragende Faktor am Markt wird die Verwundbarkeit der globalen Aktienmärkte bleiben.
Die Rohölpreise fielen letzte Woche rund 3% und haben damit drei Wochen in Folge Verluste erlitten, als der globale Ölbenchmark Brent sich bei 77 USD das Fass entlang bewegt, während noch vor einem Monat darauf gewettet wurde, dass er 100 USD erreichen könnte. Gold unterdessen verteuerte sich die vierte Woche in Folge und erreichte ein Dreimonatshoch von 1,250 USD die Feinunze.
Anfälligkeit von Aktienmärkten einer der Schlüsselfaktoren
Für beide Rohstoffe war der Einbruch an den Aktienbörsen der Welt eine Haupttriebkraft, als der Ölpreis auf Wachstumssorgen absackte und Gold von der Flucht in Sicherheit Aufwind bekam.
In der Theorie, wenn Aktienmärkte fallen, dann sollten Öl und andere Rohstoffe an Wert gewinnen, da diese als “echte” Wertanlagen angesehen werden, mit einem intrinsischen Wert, der in diversifizierten Portfolios eine Absicherung gegen niedrige Kurse am Aktienmarkt geben. In Wirklichkeit allerdings, bewegen sich Rohstoffe und Aktien häufig in die gleiche Richtung, wenn es eine Bewegung ins Risiko gibt, während Gold häufig die Sicherheit der Wahl bleibt.
In dieser Woche sollen den Erwartungen nach eine Reihe von Quartalsberichten aus führenden Technologiekonzernen die Wall Street auf Trab halten. Der Druck erhöht sich durch den Dollar, der in der Nähe seiner höchsten Stände in 10 Wochen gehandelt wird und der Veröffentlichung von Konjunkturdaten wie dem Q3-BIP aus der Eurozone, einem Einkaufsmanagerindex zum verarbeitenden Gewerbe aus China und Daten zum Verbrauchervertrauen und dem Arbeitsmarkt für Oktober aus den Vereinigten Staaten.
“Meine Sicht auf Öl ist … das meiste ist bedeutungslos, bis an den Aktienmärkten wieder Ruhe eingekehrt ist,” sagte Scott Shelton, Broker von Energiefutures bei ICAP aus Durham in North Carolina in einer abschließenden Bemerkung letzte Woche.
Unsicherheit ohne Ende auf Iran-Sanktionen
Als die Frist vom 4. November, an dem die US-Sanktionen gegen Teherans Ölexporte in Kraft treten werden, in dieser Woche abläuft, geht die Debatte weiter, ob die Vereinigten Staaten in der Lage sein werden, die Welt daran zu hindern, ihr Öl in der Islamischen Republik zu kaufen. Seit Trump das Nuklearabkommen zwischen dem Iran und dem Westen im Mai auflöste und die Sanktionen gegen den viertgrößten Ölexporteur der Welt neu auflegte, gab es Zweifel, ob er die Ölverkäufe des Landes auf null senken könnte, wie er es versprochen hat.
Diese Zweifel bekamen am Sonntag neue Nahrung, nachdem das iranische Ölministerium gesagt hatte, es habe mit dem Verkauf von Rohöl an private Unternehmen in dem Land begonnen, damit diese es exportieren, was ein Teil einer Strategie zur Umgehung der Sanktionen ist.
Bislang konnte Raffinerien in Privatbesitz im Iran nur Öl erwerben, um es in Ölprodukte zum Weiterverkauf zu verarbeiten. Seit Sonntag allerdings, wir Rohöl an diese Firmen in Tranchen zu 35.000 Fass zum direkten Export verkauft, sagte das Ölministerium SHANA ohne die Käufer beim Namen zu nennen. Es machte auch keine Aussagen dazu, wie diese Raffinerien letztlich die Vereinigten Staaten bei der internationalen Verschiffung umgehen können.
International hat China seine Staatsunternehmen angewiesen kein Öl mehr im Iran zu kaufen, andere große Importeure wie die EU und Indien suchen nach wegen, die US-Sanktionen zu umgehen. Die Trump-Administration fürchtet unterdessen, dass Russland iranisches Öl kaufen und es als eigenes weiterverkaufen wird.
Neben der Unsicherheit über die Wirksamkeit der Sanktionen haben Saudi-Arabien, die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) und Russland unklare Signale ausgesandt, ob sie die Produktion angesichts steigender Lagerbestände kappen werden. Die US-Lager sind in den letzten fünf Wochen ohne Unterlass voller geworden und die US-Vorräte haben sich um fast 30 Mio Fass Öl erhöht.
Die überwiegend negative Stimmung zum Öl hat Hedgefonds letzte Woche veranlasst, ihre Long-Positionen auf den US-Ölpreis auf ihr tiefstes Niveau in mehr als einem Jahr einzudampfen.
Gold betritt Neuland und steigt zusammen mit dem Dollar
Unterdessen haben Spekulationen auf einen Gewinn der Demokraten bei den Zwischenwahlen zum US-Kongress am 6. November und wie diese die Handlungsfähigkeit der Trump-Administration behindern könnte, Golds Attraktivität als Sicherheit zunehmen lassen, da schon jetzt von den Ausfällen des Präsidenten gegen die Fed wegen deren Zinserhöhungen profitiert hat.
Fundamental gesehen ist Gold ebenfalls auf Neuland vorgestoßen, als es zusammen mit dem Dollar eine Rallye erlebt, was der Meinung von Analysten nach, für das Edelmetall eine konträre Entwicklung darstellt.
Gold ist auf dem Weg zu einem 4 prozentigen Wertgewinn im Oktober, während der Dollarindex, der die Stärke der amerikanischen Währung gegenüber sechs anderen Leitwährungen abbildet, fast 1,6% höher steht. Und wichtiger noch, seit dem 16. Oktober sind beide Werte gleichzeitig gestiegen, was die Theorie über ihre negative Korrelation in Frage stellt.
"Die Frage für mich ist, 'Beginnt hier eine Entkopplung zwischen dem Dollarindex und dem Goldpreis?'" fragte Walter Pehowich, geschäftsführender Präsident von Dillon Gage Metals aus Addison in Texas in seinem täglichen Ausblick auf das Edelmetall am Freitag.