Die jüngste Veröffentlichung der Ergebnisse der Europawahlen fiel letztendlich besser als erwartet aus, obwohl sie von den Anlegern weitgehend gefürchtet worden war. Trotz dem Verlust der Mehrheit in der Mitte-Links- und Mitte-Rechts-Koalition scheint es so, als sind die Gewinne der Anti-Establishment-Parteien niedriger als erwartet ausgefallen, während auch die Grünen und Liberalen Fortschritte machten, was für die Einheitswährung eher gute Nachrichten sind. Aber jetzt, wo die Schlagzeilen verdaut sind, scheint es so, als würden sich die Anleger auf längerfristige Probleme konzentrieren, u. a. das Risiko im Zusammenhang mit den Schulden der italienischen Regierung, dem Brexit oder einem Handelskrieg zwischen den USA und der EU.
Der Überwachungsprozess des EU-Haushalts um den 5. Juni 2019 sollte dazu führen, dass die Kommission ein umfassendes Defizitverfahren gegen Italien implementiert, da die Beurteilung wohl zu dem Schluss führen wird, dass das aktuelle Defizit der Strukturausgaben 2019 sich 2,4% und nicht dem Zielwert 2% annähert und mit den aktuellen politischen Massnahmen bis 2020 3,60% erreichen dürfte. Italien, nach Griechenland das Land in der EU mit dem zweitgrössten Verhältnis Schulden/BIP könnte sich Strafen ausgesetzt sehen, die ganze 0,20% des BIPs ausmachen könnten, was die Zinsen steigen lassen und das Insolvenzrisiko erhöhen würde. Der Zeitpunkt einer solchen Ankündigung könnte jedoch zu Unruhen im EU-Parlament führen, da die populistischen, euroskeptischen Parteien möglicherweise den Zeitraum der Verteilung der Exekutivgewalt verhindern könnten, und das zu einer Zeit, zu der die Einheit der EU wesentlich ist.
Unter den aktuellen Umständen sehen wir recht wenig Aufwärtspotenzial für den EUR, das die EZB-Sitzung am 6. Juni 2019 stattfinden wird. Aktuell liegt der EURUSD bei 1,1193 und ist kurzfristig auf dem Weg zu 1,1180.