Energieriese Exxon Mobil Corp (NYSE:XOM) ist in dem wahllosen Ausverkauf, der diese Woche den Markt erfasst hat, mitgerissen worden. Dies ist keine große Überraschung - das Schicksal der Ölaktien hängt stark vom Konjunkturausblick ab, der sich nach dem Ausbruch des Coronavirus in China, dem größten Ölimporteur der Welt, eingetrübt hat.
Nach einem Rückgang von rund 8% in den letzten zwei Tagen hat die Exxon-Mobil-Aktie ihren niedrigsten Stand seit 15 Jahren erreicht. Sie fiel gestern auf 54,20 USD und vergrößerte damit den Verlust in diesem Jahr auf 22%. Das letzte Mal, dass die Aktien des in Texas ansässigen Ölunternehmens auf diesem Niveau gehandelt wurden, war Ende 2005, als US-Rohöl zu 59 Dollar das Fass einbrachte.
Dieser massive Einbruch hat die Dividendenrendite der Exxon Mobil-Aktie auf mehr als 6% steigen lassen, ihr höchster Wert seit Mitte der neunziger Jahre, was sie zu einer der renditestärksten Blue-Chip-Aktien im S&P 500 macht.
Diese Art von Rendite einer Aktie mit AAA-Rating dürfte für Anleger mit langfristigem Einkommen sehr verlockend sein, deren Anlageziel darin besteht, wachsende Dividendenerträge mit Unternehmen zu erzielen, die in ihren jeweiligen Branchen führend sind. Exxon ist ein verlässlicher Dividendenzahler, der in den letzten 37 Jahren die Ausschüttung an seine Aktionäre jedes Jahr erhöht hat. Derzeit zahlt der Ölkonzern eine Dividende von 1,74 USD pro Aktie im Jahr.
Die jüngsten Finanzdaten des Unternehmens lassen jedoch Bedenken hinsichtlich seiner Fähigkeit aufkommen, die Dividendenzahlungen zu finanzieren. Im vierten Quartal deckte Exxons operativer Cashflow die Kapitalausgaben nicht ab. Es war das fünfte Quartal in Folge, in dem sich das Unternehmen auf den Verkauf von Vermögenswerten oder die Aufnahme von Krediten zur Deckung seiner Dividendenzahlungen zurückgreifen musste.
Unsichere Zukunft
Da die Zukunft von Big Oil ungewiss ist, raten einige der größten Finanzberater der Welt Anlegern immer offener von Ölaktien ab.
Morgan Stanley (NYSE:MS) sagte jüngst in einer Mitteilung, dass Exxon in der Branche am stärksten vom widrigen Umfeld getroffen ist, das von einem Überangebot an Öl, Erdgas und Flüssiggas geprägt ist. Gleichzeitig stufte Goldman Sachs (NYSE:GS) Exxon auf "Verkaufen" herab und senkte sein Kursziel von 72 auf 59 USD.
"Wir sehen keinen zwingenden Grund, XOM im Vergleich zu anderen, mit einem attraktiveren Renditeprofil ausgestatteten Energietiteln zu besitzen", schrieb Goldmans Analyst Neil Mehta.
Ein wichtiger Grund, aus dem Anleger einen Bogen um Exxon-Aktien machen, ist der radikale Ansatz des Unternehmens zur Wertschöpfung. In einer Zeit, in der andere Ölfirmen sich darauf konzentrieren, ihre Cash-Positionen zu stärken, indem sie Großinvestitionen vermeiden, gibt Exxon viel Geld für neue Initiativen aus.
Trotz düsterer Prognosen zur Ölnachfrage glaubt Exxons CEO Darren Woods, dass die Öl- und Gasindustrie Billionen an Dollar investieren muss, um die weltweite Nachfrage nach Energieprodukten bis 2040 decken zu können. Ausgehend von dieser These investiert Exxon in kostengünstige Megaprojekte, die dazu beitragen werden, die Dominanz des Unternehmens auf den Märkten für Öl und Erdgas auf Jahrzehnte zu sichern.
Dieser Ansatz ist zwar nicht anlegerfreundlich, zeigt jedoch einige Erfolge. Die Ölförderung von Exxon im Permischen Becken in den USA ist seit 2018 um 79% gestiegen. Und das Unternehmen hat in Guyana mehr als 8 Milliarden Fass Öl entdeckt - ein Fund, der Rystad Energy dazu veranlasste, Exxon in 2018 als auch 2019 zum Entdecker des Jahres zu krönen.
Trotz dieser Erfolge sind Investoren nicht an der Aktie interessiert. Darren wird voraussichtlich am 3. März Investoren und Analysten den langfristigen Strategieplan des Ölkonzerns vorstellen, in dem er in diesem für die Ölindustrie äußerst negativen Umfeld starke Argumente für seine Ausgabenpläne vorbringen werden muss.
Im November senkte Moody's Investors Service den Ausblick für Exxons erstrangige Schulden aufgrund einer „erheblichen“ Geldverbrennung zur Finanzierung des Wachstums auf negativ.
"Die hohen Kapitalinvestitionen des Unternehmens in Wachstum können nicht mit dem operativen Cashflow und dem Verkauf von Vermögenswerten auf dem prognostizierten Niveau finanziert werden, angesichts der erheblichen Dividendenausschüttung von Exxon Mobil", so Moody's.
Fazit
Zu einer Zeit, in der andere integrierte Ölkonzerne wie Chevron (NYSE:CVX)), ConocoPhillips (NYSE:COP) mehr Geld an die Investoren zurückgeben und der Langzeitausblick für die Energiemärkte schwach bleibt, sieht die Exxon-Aktie sieht trotz ihrer attraktiven Dividendenrendite nicht wie eine gewinnbringende Anlage aus. Darüber hinaus ist das Unternehmen aufgrund seiner hohen Investitionsaufwendungen eine vergleichsweise riskante Wette unter den Ölwerten.