Zur Überraschung der Märkte will die Europäische Zentralbank den Ankauf von Anleihen im nächsten Quartal "deutlich beschleunigen". Grund für die Entscheidung waren der jüngste Renditeanstieg und die Befürchtung, dass "die Gesamtinflation in den kommenden Monaten voraussichtlich zunehmen wird", so die Präsidentin der Zentralbank, Christine Lagarde. Mit dem gestrigen Schritt vergrößert sich die Kluft zwischen der EZB und der Federal Reserve, die den Anstieg der Anleiherenditen und der Inflation nicht als Problem ansieht. Gleichzeitig muss die Europäische Union weitere Rückschläge bei der Verteilung der Impfstoffe hinnehmen: Neben Lieferverzögerungen gibt es neue Bedenken bezüglich des Impfstoffs von AstraZeneca (NASDAQ:AZN). Die Verwendung des Impfstoffs wurde in einigen Ländern vorübergehend gestoppt, weil sich dadurch wohl das Risiko von Blutgerinnseln erhöht.
Der Euro tendierte nach der EZB-Entscheidung zwar schwächer, gab aber seine anfänglichen Gewinne gegenüber dem US-Dollar nicht vollständig wieder ab. Das Paar beendete den Tag unverändert, zum Teil wegen der Wirtschaftsprognosen der Zentralbank. Die EZB hob ihre BIP- und Inflationsprognosen für 2020 und 2021 an. In diesem Jahr erwartet sie ein Wirtschaftswachstum von 4% und einen Inflationsanstieg von 1,5%. Die annualisierte Verbraucherpreisinflation wird sich nach Einschätzung der EZB bei 1,5% einpendeln, könnte aber aus technischen Gründen vorübergehend auf 2% ansteigen. Solange die Erholung in der Eurozone nicht an Fahrt gewinnt, erwarten wir weiterhin eine Underperformance des EUR/USD, insbesondere wenn die US-Renditen weiter ansteigen. Die Federal Reserve kommt nächste Woche zusammen und wird ebenfalls ihre Konjunkturprognosen aktualisieren. Bessere Projektionen werden die Kluft zwischen dem Aufschwung in den USA und der Eurozone in diesem Jahr verdeutlichen. Die Schlüsselunterstützung für den EUR/USD liegt immer noch in der Nähe der 200-Tage-Linie bei 1,1826.
Der US-Dollar wurde gegenüber den meisten Leitwährungen niedriger gehandelt und das, obwohl sich die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung gebessert hat und die Biden-Regierung die Auszahlung der Konjunkturschecks bis Ende des Monats angekündigt hat. Der anhaltende Anstieg der Treasury-Renditen spiegelt den Optimismus des Marktes wider. Heute stehen die Erzeugerpreise und der Verbraucherstimmungsindex der University of Michigan zur Veröffentlichung an. Es werden rundum stärkere Zahlen erwartet.
Nach einer ruhigen Handelswoche rückt das Sterling am Freitag wieder in den Fokus. Für Kursbewegung sorgen die monatlichen Daten zum BIP, zur Industrieproduktion und zum Handel. Volkswirte erwarten, dass die meisten dieser Berichte im Zuge der Erholung der britischen Wirtschaft besser ausfallen werden.
Im Vorfeld des voraussichtlich sehr positiven Arbeitsmarktberichts gab der USD/CAD den dritten Tag in Folge nach. Nachdem zwei Monate lang erhebliche Arbeitsplatzverluste zu verzeichnen waren, erwartet man eine Rückkehr zum Stellenwachstum. Ökonomen gehen davon aus, dass die Wirtschaft mehr als 75.000 neue Arbeitsplätze schaffen wird, wobei es sich dabei ausschließlich um Vollzeitstellen handeln dürfte. Die Bank of Canada ist besorgt wegen lokaler Krankheitsfälle und übertragbarerer Virusvarianten, sieht aber auch Gründe für einen gewissen Optimismus. Diese Zuversicht dürfte sich durch die Daten bestätigen, die voraussichtlich eine Wirtschaft zeigen werden, die sich endlich auf dem Weg der Erholung befindet.