1. Eurozone in einem Chart – Deflationsdruck und Arbeitslosenquote zuletzt nur leicht rückläufig
Die Beschlüsse der EZB, welche seit gestern die wirtschaftlichen und monetären Entwicklungen bewertet, werden um 13:45 Uhr (Veröffentlichung des Leitzinsentscheids) veröffentlicht und um 14:30 Uhr auf der Pressekonferenz mit dem EZB-Chef erörtert. Gerade die Pressekonferenz kann mit Spannung erwartet werden, da von einer Beibehaltung der Zinsniveaus ausgegangen werden kann.
Im Märzstieg laut den vorläufigen Schätzwerten die Teuerungauf -0,1%, doch aus dem negativen Bereich konnte die Inflation noch nicht ziehen und auch der übergeordnete Druck auf die Inflationsrate bleibt präsent. Zudem fiel die Kerninflation zuletzt zurück (+0,6%).
Neben den konventionellen und außergewöhnlichen Maßnahmen der EZB kann die Wirtschaft in der Eurozone aktuell vom schwachen Euro und den tiefen Ölpreis profitieren. Um 0,9% steigerte sich das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal in 2014 im Vergleich zum Vorjahr. Mit dem nun im März gestarteten Kaufprogramm von Staatsanleihen und anderen Wertpapiere betrat die EZB unbekanntes Terrain. Nun stellt sich die Frage, ob das „Quantitative Easing“ bereits positive Entwicklungen anstößt. Hier könnte Mario Draghi bedeutende Hinweise liefern.
Der europäische Arbeitsmarkt verdeutlicht, dassweiterhin eine akkommodierende Geldpolitikbenötigtwird. Die Arbeitslosenquote verharrte, trotz des Rückgangs in der Arbeitslosenquote in der Eurozoneauf 11,3%, auf einem hohen Niveau.
Meine Einschätzung: An dem hohen Grad der akkommodierenden Geldpolitik wird die EZBangesichts der schwachen Inflation und des schwachen Wirtschaftswachstum festhalten. Zinsschritte sind heute nicht zu erwarten. Der Fokus gilt den Wirtschaftsprognosen der EZB.
Eurozone in einem Chart
2. Leitzinssätze des Eurosystems - kaum noch konventioneller Spielraum
Im Juni und im September senkte die EZB letztes Jahr zuletzt die Leitzinsen. Doch der konventionelle Spielraum der EZB ist nun nahezu ausgeschöpft. Die Leitzinsen des Eurosystems stecken zum Teil bereits im Negativkorridor (die Einlagefazilität ). Ein weiteres Senken wäre theoretisch möglich, doch hätte wohl eher einen symbolischen Charakter als einen nennenswerten positiven Effekt auf die Wirtschaft.
Chart Leitzinssätze
3. Liquiditätsspritzen - Bilanz der EZB soll wieder auf das 2012er Hoch getrieben werden
Die Liquiditätsspritzen in Form von LTRO-, den Ankäufen von ABS- und Covered Bond (Pfandbriefen)wurden im März um ein breites Ankaufprogramm von Staatsanleihen erweitert. Auf 3 Bio. Euro könnte die EZB ihre Bilanz wieder aufstocken und damit wieder auf den Höchststand aus 2012 heben.
Bilanzsumme der EZB
4. Euro – Expansive Haltung der EZB schwächt die Gemeinschaftswährung
Seit Mai 2014 ist der zunehmend akkommodierende geldpolitische Kurs der EZB, einer der treibenden Faktoren, die den Euro zwischenzeitlich über 25% gegenüber dem Dollar abwerten ließen.
EURUSD Wochen-Chart
Meine Einschätzung: Die Divergenz der geldpolitischen Haltungen der Fed und der EZB könnte sich schon bald weiter deutlicher ausbauen, denn während die EZB sich einer lockeren Geldpolitik bedient, steht in den USA voraussichtlich noch in diesem Jahr eine Leitzinserhöhung an. Ausgehend von diesen treibenden Kräften könnte der Dollar weiterhin eine Stärke gegenüber dem Euro aufweisen.
Im Falle eines Bruchs des 13-Jahrestiefs im EUR/USD könnte der Schritt Richtung Parität folgen.
EURUSD Daily
Der Kurs neigte sich zuletzt wieder Richtung des 13-Jahrestiefs. Ein Bruch des Wochentiefs der 1,052 könnte auf ein Test des Mehrjahrestiefs von 1,0457 hinauslaufen.
5. Deutscher Aktienmarkt: DAX weiter durch EZB beflügelt?
Die übergeordnete Aufwärtsbewegung im DAX lässt sich zum Teil auf die Liquidität-Flut der EZB zurückführen. Aussagen zu weiteren Stützen oder einer langfristig ausgerichteten lockeren Geldpolitik der Notenbank für die Wirtschaft könnten den DAX weiter beflügeln, das Allzeithoch wieder näher rücken lassen und ein Bruch folgen.
DAX Daily
6. Deutscher Rentenmarkt: Zins 30-jähriger Bundesanleihen fiel heute auf ein Rekordtief
Angesichts eines schwächelnden Wachstums in der Eurozone und einer „dovishen“ EZB (vorrangig dem Aufkauf von Staatsanleihen) vermochte der für den Rentenmarkt richtungsweisende Eurobund auch im April sich bisher kräftig zu präsentieren. 30-jährige Bundesanleihen rentieren zurzeit bei +0,57%und damit so tief wie noch nie zuvor. Die Zinsen am europäischen Rentenmarkt fallen zunehmend negativ aus.
Meine Einschätzung:Schon bald könnte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen negativ ausfallen.Im Eurobund gleicht die expansiv aufdrehende europäische Notenbank einem Rückenwind für den Kurs. Ein Bruch der 160er ist denkbar. Im Falle einer überraschend restriktiven Haltung der EZB hingegen könnte der Aufwärtstrend zu einer Korrektur ansetzen.
Eurobund Daily