Der Konsumgüterproduzent Henkel hat seit 2017 mit rückläufigen Gewinnen zu kämpfen. Dementsprechend erfreulich ist die Tatsache, dass der Konzern für 2023 bisher gute Zahlen abgeliefert hat. Das Management des Herstellers von Konsumgütern wie Waschmittel und Kleber hat für das laufende Jahr Gewinnwachstum prognostiziert. Gemessen am historischen KGV wurde diese Entwicklung im Laufe des Jahres bereits vollständig eingepreist. Der aktuelle Rücksetzer könnte eine Chance für einen erneuten Einstieg sein.
Die Henkel-Vorzugsaktie (ETR:HNKG_p) (ISIN: DE0006048432) hat in den vergangenen fünf Jahren knapp 60% ihres Werts verloren. Ein Grund dafür war die angespannte Lage bei Rohstoffen, Materialien, sowie in der Lieferkette, die zu erheblich höheren Kosten führte. Seit Mitte 2022 tendiert das Papier jedoch wieder moderat aufwärts. In der ersten Hälfte dieses Jahres wurde der Umsatz um 4,9% auf 10,9 Mrd. EUR gesteigert. Henkel begründet dies mit der stärkeren Umsatzentwicklung in den Bereichen Consumer Brands (NYSE:BBWI) und Adhesive Technologies (Klebstoffe, Dichtstoffe und Funktionsbeschichtungen). Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte um 7,6% auf 1,25 Mrd. EUR.
Ein wesentlicher Faktor für die positive Geschäftsentwicklung ist die Preiserhöhung, die Henkel am Markt durchsetzen konnte. So hat das Unternehmen im Bereich Consumer Brands mit der Marke Persil ein zweistelliges organisches Umsatzwachstum erreicht – gestützt durch den Relaunch in 30 Ländern und der Einführung einer neuen Enzymtechnologie. Der Gewinn pro Aktie lag 2022 bei 2,95 EUR. Das Management prognostiziert, dass dieser Wert für 2023 um 5 bis 20 % wachsen wird.
Bewertung auf Basis des Gewinns
Wir nehmen die Bewertung auf Basis der KGVs der vergangenen zehn Jahre vor, die relativ konstant sind. Im Verhältnis zum jährlichen Höchstkurs notierte der Aktienkurs im Durchschnitt beim 25-fachen des Gewinns. Das Jahrestief wurde im Durschnitt beim 18-fachen des Gewinns ausgebildet. Für unsere Bewertung kalkulieren wir mit einem Ergebnis je Aktie von 3,10 EUR, was der unteren Spanne (+5%) der bekannt gegebenen Gewinnprognose der Konzernführung für 2023 entspricht. Auf Basis dieser vorsichtigen Bewertung ergibt sich mit unserem Bewertungstool ein Einstiegskurs von 57 EUR und einem Kursziel von 77 EUR.
Charttechnik
Seit dem Allzeithoch bei 130 EUR im Juni 2017 dominieren bei Henkel die Bären das übergeordnete Chartbild. Zwischenzeitlich gab es nach dem Corona-Tief in 2020 zwar einen Turnaround, die Kursgewinne wurden jedoch im Laufe des Jahres 2021 vollständig wieder abgegeben um im Mai 2022 bei 57 EUR erneut ein Fünf-Jahres-Tief auszubilden. Seit dem befindet sich die Aktie in einer Aufwärtsbewegung, die zuletzt bei ihrem 2023er Jahreshoch von 79 EUR vom übergeordneten Trend ausgebremst wurde. Aktuell wird nun die Trendkante dieser untergeordneten Aufwärtsbewegung bei ca. 66 EUR getestet. Ein Bruch würde voraussichtlich zu einem erneuten Rückfall auf die Marke von 57 EUR führen. Hält der Aufwärtstrend dann dürfte der übergeordnete Abwärtstrend zeitnah erneut getestet werden.
Fazit
Die grundsätzlich positive Entwicklung des operativen Geschäfts und der zuversichtliche Ausblick des Managements sprechen für Henkel Aktien. Aus aktueller Sicht bietet sich in der Vorzugsaktie bis zum errechneten Ausstiegskurs von 77 EUR jedoch nur noch moderates Aufwärtspotenzial von 13%. Das berechnete Einstiegsniveau wurde im laufenden Jahr noch nicht tangiert, was für uns die Vermutung zulässt, dass die Marke von 57 EUR erneut ins Visier genommen werden könnte. Auch die Entwicklung der relativen Stärke auf Basis von 14 Wochen spricht zunächst für einen Rücksetzer. Wir halten die Aktie auf dem aktuellen Niveau im Verhältnis zum prognostizierten Gewinn für fair bewertet und stufen den Titel mit „beobachten“ ein, da wir eine kurzfristige Abwärtsbewegung für wahrscheinlich halten.
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