BYD (F:1211) stößt Tesla (NASDAQ:TSLA) in diesen Tagen vom Thron und verkauft erstmals mehr Elektroautos als der Autobauer von Elon Musk. Die Chinesen arbeiten dabei ähnlich profitabel wie Tesla, sind aber um den Faktor 11 niedriger bewertet.
Die Tesla Aktie (WKN: A1CX3T, ISIN: US88160R1014) hat im laufenden Jahr mehr als 100 % an Wert gewonnen. Dagegen erscheint der Zugewinn beim chinesischen Elektroauto-Konkurrenten BYD (WKN: A0M4W9, ISIN: CNE100000296) mit knapp 6 % geradezu bescheiden.
BYD verkauft im vierten Quartal mehr BEVs als Tesla
Dabei scheint der Autobauer von Elon Musk gerade hinter BYD zurückzufallen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Analystenbefragungen von LSEG , dass Tesla im Jahr 2023 voraussichtlich rund 1,82 Millionen Fahrzeuge ausliefern wird – 37 % mehr als im Vorjahr. Zu dem Absatzplus haben auch Preissenkungen beigetragen.
Konkurrent BYD hat bis November 2,8 Millionen Pkw verkauft – ein Plus von 70 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Wachstum wurde von BEV-Verkäufen angetrieben, die um 73 % stiegen, während Hybride um 56 % zulegten.
Auch bei den rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen könnte BYD Tesla bald überholen. Tesla verkaufte im dritten Quartal 432.000 Fahrzeuge dieses Typs, BYD rund 430.000. Für das vierte Quartal werden für Tesla 485.000 Fahrzeuge, für BYD 500.000 Fahrzeuge erwartet. Die Chinesen übernehmen also in diesen Tagen die Tabellenspitze, die seit der Einführung des Modell S im Jahr 2012 durch Elon Musk gehalten wurde.
BYD konzentriert sich bislang vor nach dem Heimatmarkt, expandiert aber auch im Ausland. Die Expansion wird allerdings durch Einfuhrzölle gebremst. Chinesische Autoimporte unterliegen in Europa einem Zollsatz von 10 % und in den USA einem Zollsatz von 27,5 %. Beide Regionen denken über eine Anhebung der Zölle nach. Tarifäre Schritte dieser Art dürften allerdings einen chinesischen Konter nach sich ziehen, der auch Tesla belasten könnte.
BYD Aktie vs. Tesla Aktie: KGV und PEG
Ein Blick auf die Bewertung der beiden Unternehmen ist ausgesprochen interessant. BYD ist an der Börse aktuell knapp 68 Milliarde USD wert. Tesla kommt auf sage und schreibe 734 Milliarden EUR, ist also rund elfmal so viel wert wie BYD.
Ist dieser Unterschied in der Bewertung gerechtfertigt? Sowohl Tesla als auch BYD erzielten im dritten Quartal einen Gewinn von gut 1,7 Milliarden USD bei einer operativen Marge von knapp 8 %. Gemessen am Zwölfmonatsgewinn beträgt das KGV von Tesla 64, das KGV von BYD rund 13. Für beide Unternehmen wird in den kommenden beiden Jahren ein Gewinnwachstum von 30 % pro Jahr erwartet. Die PEG-Ratio von BYD liegt bei 0,5, die von Tesla bei 2,0.
Selbst unter Berücksichtigung des allgemeinen Bewertungszuschlags für US-Aktien – Aktien des Shanghai Composite werden mit dem etwa 10-fachen der für 2024 geschätzten Gewinne gehandelt, beim S&P liegt die Notierung fast doppelt so hoch – erscheint die Diskrepanz in der Bewertung sehr groß.
Tesla vs. BYD: Musk ist Technologieführer – aber wie lange noch?
Zu erklären ist die Differenz vor mit einer Wette auf neue Technologien wie autonome Fahrzeuge und Batteriespeicher. Gerade im Bereich des autonomen Fahrens liegt BYD noch weit zurück. Allerdings hat das Unternehmen für den 24. Januar einen Technologietag angekündigt, an dem die eigenen Entwicklungen in diesem Bereich vorgestellt werden sollen.
Aber reicht die (nicht in Stein gemeißelte) Technologieführerschaft von Tesla wirklich als Erklärung für den extremen Bewertungsabschlag der BYD Aktie aus? Fünf Wall Street Analysten sprechen eine Kaufempfehlung aus, drei empfehlen „overweight“. Empfehlungen darunter gibt es unter den durch das Wall Street Journal beobachteten Analysten nicht. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 300 HKD erheblich über dem aktuellen Kurs (214 HKD).
Unser Fazit: Wer in Elektroautos investieren möchte und Tesla für zu hoch bewertet hält, kann einen Blick auf die BYD Aktie werfen. Das Unternehmen ist im Heimatmarkt China stark aufgestellt und dürfte auch in den kommenden Jahren stabile Margen einfahren. Die aktuelle Bewertung lässt jedenfalls noch viel Phantasie für Kurssteigerungen.