von Haris Anwar
Der Artikel erschien am 15. März 2018 im englischen Original unter dem Titel 'Is It Time To Bet On An IBM Turnaround?' auf Investing.com.
In Trendwenden zu investieren birgt ein hohes Risiko, aber auch große Gewinnchancen. Wenn Sie ihre Hausarbeiten gut machen, können Sie unter Umständen mit dreistelligen Renditen rechnen.
Auf eine Trendwende zu setzen, könnte man als die ultimative konträre Wette bezeichnen, da Sie auf ein Unternehmen setzen, in das andere Anleger keinen Glauben haben. In den meisten Fällen handelt es sich um bankrotte Firmen, die ihre profitablen Geschäftsbereiche verkaufen müssen, oder Unternehmen die unprofitable Sparten ausgliedern oder alte Unternehmen, die Schwierigkeiten haben mit neueren Wettbewerbern mitzuhalten und ihre dominante Position zu behaupten.
Der über hundert Jahre alte Technologieriese International Business Machines (NYSE:IBM) hat sich in den letzten sechs Jahren an einem solchen Wendepunkt befunden. Big Blue, wie er manchmal genannte wird, kämpft mit Problemen, als Technologie und Konsumentenvorlieben sich schnell verändern, was das gestandene Unternehmen seiner traditionellen Hauptumsatzquellen beraubt. Die Anstrengungen von Vorstandschef Ginni Rometty IBM auf die neuesten Technologien—wie Cloudcomputing und künstliche Intelligenz—auszurichten haben die Investoren bisher unbeeindruckt gelassen.
Im Verlauf dieser Transformation hat IBM einige Märkte verlassen, in Datenzentren investiert und eine Reihe von Firmen übernommen, um Umsätze zu generieren, seine Technologieangebote aufzustocken und mit gewaltigen Datensätzen die Algorithmen der Künstlichen Intelligenz (KI) zu trainieren. Aber diese Investitionen haben sich bisher noch nicht ausgezahlt.
In den vergangenen fünf Jahren hat IBMs Aktienkurs um rund ein Viertel nachgegeben, zu einer Zeit als im Kontrast dazu neue Technologieunternehmen wie Facebook (NASDAQ:FB), Apple (NASDAQ:AAPL) und Netflix (NASDAQ:NFLX) dreistellige Gewinne geliefert haben.
Sollten IBMs treue Investoren die einstmals innovativste Technologiefirmen des Landes aufgeben und sich nach neuen, besseren Alternativen umsehen? Das kommt drauf an.
IBMs jüngstes Quartalsergebnis gibt einen Hoffnungsschimmer. IBM steigerte im vierten Quartal des letzten Jahres den Umsatz und beendete damit den fünf Jahre anhaltenden Rückgang, was vor allem an der Einführung eines neuen Großrechnersystems und dem zweistelligen Wachstum der "strategisch unerlässlichen" Sparten lag, zu denen Cloudcomputing und Sicherheit gehören.
Aber eine gute Entwicklung in ein oder zwei Quartalen ist nicht genug, um eine echte Wende zu beweisen. Legt man die Reaktion des Aktienmarktes zugrunde, dann waren die Investoren nicht wirklich beeindruckt. Warren Buffett, einst unter den größten Investoren in IBM, hat fast seine gesamten Anteile an der Firma abgestoßen, so die jüngsten Zahlen seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa).
"Ich bewerte IBM nicht in der selben Weise, wie vor sechs Jahren, als ich zu kaufen begann." sagte dem US-Wirtschaftskanal CNBC im vergangenen Jahr. "Ich denke, wenn man zurückblickt, auf ihre Vorhersagen und wie sie dachten, sich ihre Geschäft entwickeln würde, dann würde ich sagen, sie sind auf einige ziemlich harte Konkurrenten gestoßen."
Was kommt für IBM als Nächstes?
Big Blue befindet sich in der Mitte eines Transformationsprozesses und es gibt keine Garantie, dass die Wende erfolgreich sein wird. Letzte Woche hat das Unternehmen den Investoren seine langfristigere Vision dargelegt. Die Präsentation war arm an Details aber reich an Versprechen.
Es war ein absichtlicher Versuch des Management, das Setzen jährlicher Zielmarken zu vermeiden, angesichts der schlechten Erfahrungen des Unternehmens mit diesem kurzatmigen Ansatz. Damals in 2010 hatte IBM sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 ein GpA von 20 USD zu erwirtschaften. Das stellte sich als Wunschdenken heraus. IBM schloss das Jahr 2017 mit einem GpA von lediglich 13,80 USD ab.
Diesmal strebt IBM ein niedriges, einstelliges Wachstum des Umsatzes an, einen mittleren einstelligen Anstieg des Umsatzes und hohe, einstellige Zuwächse beim Gewinn pro Aktie. IBM plant rund 70% bis 80% seines freien Cashflows jedes Jahr an die Aktionäre auszuschütten, mittels jährlicher Dividendenanhebungen und fortlaufenden Aktienrückkäufen.
Das Unternehmen erwartet, die Anzahl der gehandelten Aktien jedes Jahr um etwa 2% zu vermindern. IBM plant auch weiterhin seine Geschäftsbereiche Cloudcomputing und globale Dienstleistungen mit "stetigen Investitionen" in Kapitalgüter auszubauen, als Teil seines längerfristigen Geschäftsmodells.
Unterm Strich: Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob das IBM-Management erfolgreich die Kurve bekommen wird und das Unternehmen wieder auf einen Wachstumspfad bringen kann. Eines ist allerdings sicher. Es wird ein langer Weg und lediglich geduldige Anleger mit einem Zeithorizont von 5 bis 10 Jahren sollten einen Kauf der Aktie in Erwägung ziehen.
Da die Aktie mit einem KGV von nur 11,5 gehandelt wird, liegt die Dividendenrendite bei 3,8% verbunden mit einem robusten Aktienrückkaufprogramm. Daher ist eine Wette auf eine Wende bei IBM zwar riskant, könnte aber ein solides, langfristiges Investment sein, wenn man es sich leisten kann, zu warten.