von Haris Anwar
Der Artikel erschien am 12. März 2018 im englischen Original unter dem Titel 'Can Anything Stop Netflix Shares From Exploding Higher?' auf Investing.com.
Nachdem Netflix (NASDAQ:NFLX) bisher in 2018 massive Kursgewinne einfahren konnte, wundern sich viele optimistische Investoren, ob der Kurs des Videodienstes den Fundamentaldaten davongelaufen ist. Ist dies ein guter Zeitpunkt, Gewinne einzustreichen?
Das ist eine Überlegung wert. Wer hätte schon die Höhe von Netflixes Kursgewinnen in den ersten zwei Monaten des Jahres vorhergesagt? Gegenwärtig wird die Aktie zu 331,44 USD gehandelt, 65% über ihrem Niveau vom Jahresanfang, womit sie die anderen Technologieführer in der FAANG-Gruppe weit hinter sich gelassen hat.
Amazon (NASDAQ:AMZN), die zweitbeste Aktie in der Gruppe, hat weniger als die Hälfte des Gewinns von Netflix geliefert. Und wenn man Netflix mit dem weiteren Markt vergleicht, dann sieht es ähnlich aus. Netflix ist die beste Aktie des S&P 500 seit Jahresanfang.
Nach dieser erstaunlichen Rallye beeilen sich viele Analysten ihre Kursziele für Netflix anzuheben, als würden sie versuchen, Sinn in die dramatische Kursentwicklung zu bringen. Einer Analyse von Reuters nach, war der Kursanstieg von Netflix derart schnell, dass die Analysten der Wall Street letzte Woche um bis zu 60 USD hinterherhinkten. Der Kurs bleibt weit über weit über dem durchschnittlichen Analystenziel der letzten 12 Monate und die Abweichung zwischen dem tatsächlichen Kurs und dem durchschnittlichen Kursziel stieg Anfang letzter Woche auf den höchsten Stand in zwei Jahren.
Ist Netflix überbewertet?
Ist die Aktie überkauft? Ich glaube zwei Faktoren werden bestimmen, ob der Markt richtig liegt, als er die Netflix Aktie so schnell so weit steigen ließ.
Erstens, die Aufregung ist vor allem über das Abonnentenwachstum. Solange Netflix die Vorgaben schlagen kann und optimistische Aboprognosen ausgeben kann, wird die Aktie weiter steigen. Im vierten Quartal warb Netflix 8,3 Mio neue Abonnenten an und schlug damit ohne Probleme die Vorhersagen der Wall Street.
Bis Ende 2017 hatte Netflix 117,6 Mio Kunden weltweit. Die Wall Street erwartet nun, dass Netflix das laufende Jahr mit 141,8 Mio Abonnenten für seinen Videodienst beenden wird, ein Anstieg um 20% gegenüber dem letzten Jahr.
Der zweite erwähnenswerte Faktor steht in Verbindung zum ersten, aber der Markt ist darüber noch nicht besorgt. Ich rede hier von dem negativen Cash-Flow des Unternehmen, was notwendig ist, um neue Inhalte zu schaffen und damit neue Abonnenten zu gewinnen.
Die aggressiven Investitionen des Unternehmens in eigene Inhalte und deren Vermarktung bedeutet, dass es wahrscheinlich über Jahre hinweg keinen freien Cash-Flow generieren wird. Im Durchschnitt sagen Analysten Abflüsse in Höhe von 2,85 Mrd USD in diesem Jahr, 1,92 Mrd USD in 2019 und 1,16 Mrd USD in 2020 voraus, so von Bloomberg zusammengestellte Daten.
In unserem Artikel vom 25. Januar schrieb ich, dass der Erfolg von Netflix stark abhängig ist von dem Vermögen des Unternehmens, originelle Inhalte zu schaffen und seine Abonnenten vor den Bildschirmen zu halten. Das ist nicht einfach und erfordert erhebliche Ausgaben. Aber die Nachrichten von dieser Front legen nahe, dass das Unternehmen die richtigen Schritte macht.
Einem neuen Report in der New York Times nach, befinden sich der ehemalige Präsident Barack Obama und die First Lady Michelle Obama in fortgeschrittenen Gesprächen mit Netflix über einen Inhaltedeal. Die New York Times sagt, beide Obamas diskutieren diverse Möglichkeiten, einschließlich dem Ex-Präsidenten als Moderator von Gesprächen zu Themen wie der Einwanderung, Gesundheitsversorgung und dem Klimawandel, während die First Lady Shows zur Ernährung und Fitness für Kinder produzieren könnte.
Die Meldungen zum Obama-Deal folgen auf die jüngste Einstellung von Ryan Murphy, einem preisgekrönten Produzenten, Regisseur und Autor, den Netflix von 21st Century Fox (NASDAQ:FOX) abwarb, mit einem Kontrakt im Wert von 300 Mio USD über fünf Jahre, der größte TV-Deal dieser Art, der jemals geschlossen wurde. Außerdem heimste die Firma letzte Woche ihren ersten Oscar mit dem Dokumentarfilm "Icarus" ein, woraufhin die Netflix Aktie um fast 5% nach oben schnellte.
Mein Punkt: Solange Netflix den Anlegern zeigen kann, dass es das Geld für die richtigen Dinge ausgibt, werden sie sich nicht allzu sehr über die Brennrate sorgen.
Unter dem Strich: Es ist schwierig einen Aktienkauf zu begründen, wenn sie zum 265-fachen ihre Gewinns gehandelt wird. Allerdings hält diese Logik nicht für Netflix und die anderen FAANG Werte, die weiterhin explosives Wachstum aufweisen.
Ich würde an der Netflix-Aktie festhalten, trotz der Versuchung einige Gewinne bei den derzeitigen Niveaus einzustreichen. Ich denke nicht, dass die Rallye abgelaufen ist. In der Tat sehe ich die nächste Kursbewegung auf 400 USD die Aktie, durchaus in Reichweite.