Der Herbstbeginn an den Börsen hatte es in sich: Die Aktienmärkte schwangen sich zu neuen Höchstständen auf, die Inflation meldet sich zurück, die USA wählen Donald Trump zu ihrem nächsten Präsidenten und die deutsche Ampel-Regierung demontiert sich selbst. Binnen kurzer Zeit hat sich das Umfeld für Anleger grundlegend geändert. Was das für europäische Aktien und Anleger bedeuten könnte.
Die Laune US-amerikanischer Anleger könnte kaum besser sein. Die Wirtschaft läuft wieder recht rund und der Aktienmarkt präsentiert sich ebenfalls in robuster Verfassung. Weil auch die Inflation trotz eines zuletzt leichten Anstiegs insgesamt abgeklungen ist, hat die US-Notenbank Fed im laufenden Zinssenkungszyklus zudem bereits zweimal die Zinsen gesenkt und weitere Zinsschritte nach unten in Aussicht gestellt. Und nicht zuletzt endete durch die erneute Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten eine lange Phase der Unsicherheit an der Börse über den künftigen wirtschaftspolitischen Kurs der US-Regierung.
Herausfordernde Gemengelage in Europa
Mit dem neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump nimmt die Unsicherheit an den europäischen Börsen nicht unbedingt ab, dennoch haben sich diese im Jahresverlauf erfreulich entwickelt. Ein Grund für die gute Performance: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat schon Monate vor der Fed den Zinssenkungszyklus eingeläutet, weil die Inflation in der Euro-Zone schneller sank und die Wirtschaft deutlicher an Schwung verloren hat, als in den USA.
Dies bedeutet aber nicht, dass Europas Börsen nun schnurstracks gen Norden marschieren werden. Für Ernüchterung sorgt zum einen das überschaubare Wirtschaftswachstum in der Eurozone – allen voran in Deutschland. Schließlich hat die Bundesregierung jüngst ihre Konjunkturprognose gesenkt und geht für 2024 nun von einem BIP-Rückgang um 0,2 Prozent aus. Strukturelle Probleme in Europa wie eine zu hohe Steuerlast für Unternehmen, die zum Teil hohen Energiekosten, die überbordende Bürokratie, der Fachkräftemangel und die teils veraltete Infrastruktur belasten derzeit die europäische Wirtschaft – und verunsichern auch Investoren.
Und auch die politischen Entwicklungen sind am EuroStoxx 50 und DAX in den vergangenen Wochen vermutlich nicht spurlos vorübergezogen. Die Regierungen in Spanien und Frankreich stehen unter Druck und in Deutschland – ausgerechnet in der größten Volkswirtschaft der EU – ist die regierende Ampel-Koalition auseinandergebrochen. Auch die Ankündigung des designierten US-Präsidenten, nach seinem Amtsantritt Zölle von zehn Prozent auf aus Europa importierte Güter verhängen zu wollen, sorgt nicht für eine ausgeprägte Zuversicht.
Zinssenkungen sorgen für mehr Zuversicht – auch an der Börse
Dennoch: Es gibt durchaus auch einige gute Gründe, weshalb der europäische Aktienmarkt das Jahr 2024 erfolgreich beenden und auch 2025 noch Luft nach oben haben könnte. Zum einen formiert sich in Brüssel gerade die EU-Kommission neu. Und dies bedeutet, dass politische Entscheidungsprozesse künftig zügiger umgesetzt werden und Unternehmen damit einhergehend eine schnellere und somit bessere Planbarkeit erhalten könnten. Zudem sind in Deutschland am 23. Februar 2025 Neuwahlen geplant – verbunden mit der großen Hoffnung, dass ein Regierungswechsel neuen Schwung in die Wirtschaft bringt und eine neue und lange Zeit vermisste Zuversicht in der Bevölkerung auslöst.
Vor allem aber sollte die künftige Geldpolitik der EZB für mehr Optimismus und neue Handlungsspielräume in der europäischen Wirtschaft sorgen: Denn trotz des zuletzt leichten Inflationsanstiegs stehen künftig wohl nicht nur weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank bevor. Möglich ist sogar, dass aufgrund der schwachen Industriekonjunktur in einigen Branchen, die EZB die Zinsen in den kommenden Monaten sogar noch deutlicher senken könnte, als vor einigen Wochen vermutet.
Für den Aktienmarkt wäre das eine gute Nachricht, wenngleich die möglichen Zinssenkungen wohl vor allem im kommenden Jahr ihre Kraft entfalten dürften. Es dauert einfach etwas, bis Zinssenkungen in den Unternehmen zu neuen Investitionen führen. Aber Zinssenkungen sind auch ein starkes Signal für die Börse und dürften den nach wie vor bestehenden Aufwärtstrend stützen. Auf Sicht eines Jahres weisen die europäischen Aktienindizes EuroStoxx 50 und StoxxEurope 600 immerhin ein Kursplus von rund 10 Prozent auf.
Günstige Einstiegschancen
Kurzum: Nach der jüngsten Korrekturphase ergeben sich für mutige und langfristig orientierte Anleger durchaus neue Kaufgelegenheiten für europäische Aktien. Viele international aufgestellte Konzerne haben jüngst erfreuliche Zahlen präsentiert und sind kräftig gewachsen. Dass der EuroStoxx 50 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von weniger als 16 vergleichsweise günstig bewertet ist, sollte ebenfalls kein Nachteil sein. Zum Vergleich: Der US-Index S&P 500 ist mit einem KGV von rund 29 fast doppelt so hoch bewertet.
Doch Vorsicht: Trotz der Chancen bleibt das Umfeld herausfordernd. Um einzelne Aktien sollten Anleger daher aktuell lieber einen Bogen machen, zumal es alles andere als trivial ist, die aussichtsreichen Aktien zu identifizieren. Sinnvoller erscheint es daher, auf die Expertise von professionellen Fondsmanagern zu vertrauen. Sie haben Zugang zu Informationen, die Privatanleger in der Regel nicht haben, führen vor Ort Gespräche mit dem Management und identifizieren so die attraktiven Chancen. Darüber hinaus verteilt ein aktiv gemanagter Fonds das Risiko auf viele verschiedene Schultern. Um das Risiko zusätzlich zu reduzieren, sollten Anleger ihr Depot zudem nicht nur mit Aktien bestücken, sondern auch mit weiteren Anlageklassen wie Anleihen, Rohstoffe und Alternative Investments. Und: Möchte ein Anleger die ganze Allokation nicht in Eigenregie verwalten, bieten sich global gemanagte Mischfonds an.
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