Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0473 (05:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0463 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 154,40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,70. EUR-CHF oszilliert bei 0,9281.
Märkte: Geopolitik hält Märkte in Atem
Am Finanzmarkt dominiert weiter die Geopolitik. Das führt zu Volatilität. Die Eskalation in der Ukraine-Krise generiert aktuell das höchste Risiko eines Weltkriegs seit rund 80 Jahren.
Kommentar: Es wird völlig ausgeblendet, was den Konflikt auslöste (Ursache). Verkürzt war es die Weigerung, Russlands Sicherheitsinteressen in den letzten gut 20 Jahren ernst zu nehmen. Aktuell generieren die USA unter einem faktisch abgewählten Präsidenten die neuen Eskalationsstufen. Ist das der letzte Schachzug der so genannten neokonservativen Eliten (Fakten schaffen vor der Inauguration am 20. Januar?)? Hat es so etwas schon einmal gegeben?
Die Nachrichtenlage aus Europa (Heterogenität der Interessen, Ignoranz der maßgeblichen Probleme, Energielage, Insolvenz Northvolt) und Deutschland (Folgen der Strukturkrise, u.a. Insolvenzen) ist wenig erbaulich. Das belastet zunehmend die internationale Kaufkraft des Euros. Seit August (1,1188) hat der EUR gegenüber dem USD um rund 6,4% nachgegeben.
Zudem sank der Index des Verbrauchervertrauens der Eurozone unerwartet auf den tiefsten Stand seit Juni 2024. Aus den USA erreichten uns sowohl positive als auch negative Datensätze (siehe Datenpotpourri).
Aktienmärkte: Late Dax +0,45%. EuroStoxx 50 +0,39%, S&P 500 +0,57%, Dow Jones +1,08%, US Tech 100 +0,37%.
Aktienmärkte in Fernost Stand 05:58 Uhr: Nikkei (Japan) +0,93%, CSI 300 (China) -1,02%, Hangseng (Hongkong) -1,31%, Sensex (Indien) +0,78% und Kospi (Südkorea) +1,14%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,31% (Vortag 2,36%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,41% (Vortag 4,41%) abwirft.
Devisenmärkte: Der USD (EUR -0,0077) war gegenüber dem EUR im Zuge der geopolitischen Verwerfungen gefragt. Der EUR markierte ein 13-Monatstief.
Gold (+19,00 USD) konnte hinsichtlich der verschärften geopolitischen Lage gegenüber dem USD zulegen. Silber (+0,16 USD)machte leicht Boden gut.
Bitcoin markierte in den letzten 24 Handelsstunden neue historische Höchstmarken gegenüber dem USD (99.378 USD) und korrigierte bisher überschaubar (Stand 06:10 Uhr 98.983 USD).
Deutschland: DIHK besorgt wegen markantem Anstieg der Firmenpleiten
Im Oktober stieg die Zahl der beantragten Insolvenzen laut Statistischem Bundesamt im Jahresvergleich um 22,9%. Damit liegt die Zuwachsrate seit Juni 2023 mit Ausnahme des Juni 2024 im zweistelligen Bereich.
Kommentar: Ohne eine 180 Grad Kehrtwende seitens der Politik Berlins und Brüssels zu interessenorientierter Politik pro Europa und pro Wirtschaft wird sich diese Tendenz bei Insolvenzen insbesondere In Deutschland fortsetzen. Das gilt um so mehr, als dass die USA durch die absehbare Politik unter der Trump-Führung das US-Leistungsprofil schärfen werden und damit noch stärkere Standortvorteile gegenüber Deutschland und Europa generieren werden. Zeit für "verschlafene Reaktionen" haben wir nicht ansatzweise.
Die Entwicklung sei bedenklich, so der DIHK. Wegbrechende Nachfrage aus dem In- und Ausland, hohe Kosten für Energie und Fachkräfte, erhebliche Belastungen durch Steuern und Bürokratie, all das drückte laut DIHK auf die Geschäftsaussichten und die Finanzlage. In diesem Jahr sei mit deutlich mehr als 20.000 Firmenpleiten zu rechnen.
Kommentar: Gute Beschreibung/Nacherzählung, aber wo waren DIHK & Verbände als wenige mahnende Stimmen dieses aktuelle Dilemma frühzeitig projizierten? Der politische Opportunismus der Wirtschaftsverbände ist auch mitverantwortlich für die aktuelle Krisenlage.
Die Forderungen der Gläubiger bezüglich der beantragten Insolvenzen bezifferten die Gerichte auf rund 2,4 Mrd. EUR nach etwa 1,8 Mrd. EUR im Vorjahresmonat.
In diesem Kontext: Bundesbankvorstand Theurer sagte, wegen der stotternden Konjunktur, Unsicherheiten bezüglich der US-Handelspolitik und geopolitischer Spannungen stehe unser deutsches Finanzsystem vor schweren Herausforderungen.
Kommentar: Krisenlagen sind komplex und sie belasten das Finanzsystem. Auch hier hätte ich mir mehr Mut seitens der Bundesbank erhofft, die strukturellen Missstände frühzeitig zu thematisieren und nicht kritische Stimmen zur Räson zu rufen. "Opportunistischer Konjunktur-Permaoptimismus", wie bis vor kurzem an den Tag gelegt, heilt keine Strukturprobleme!
Klartext zum Kfz-Exportmarkt – Ist "Panik" angemessen?
Statista liefert uns mit der Grafik die Möglichkeit einer Einordnung hinsichtlich der Exportaufstellung der deutschen Kfz-Industrie und der Risiken am US-Markt.
12,9% der Exporte gingen in die USA. Unterstellen wir Zölle in Höhe von 10% und die bereits stattgefundene USD-Aufwertung gegenüber dem EUR um rund 6,4% seit August (weitere 5% sind realistisch). Unter diesen genannten Umständen nivelliert sich das Problem. Zudem ist der wichtigste Absatzmarkt der Europas. Die großen Länder stehen für 35% der Exporte, China für 7%.
Kommentar. Die Situation ist herausfordernd, aber es ist deutlich zu früh für einen "Abgesang".
Werfen wir einen Blick auf die jüngste Kfz-Statistik in Europa:
Kommentar: Die Entwicklung ist im hohen Maße volatil, weil die Verbraucher verunsichert sind, denn Europa macht keine interessenorientierte Politik und arbeitet kaum an den Strukturdefiziten (trotz des Draghi-Papiers!). Das ändert sich nur bei einer 180 Grad Wende für loyale Standortpolitik! Für Panik gibt es keinen Grund, sehr wohl aber für Sorgen mangels politischer Professionalität in Berlin und Brüssel (Parteiinteressen vor Staatsinteressen?).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Index des Verbrauchervertrauens unerwartet schwächer
Der Index des Verbrauchervertrauens der Eurozone sank per Berichtsmonat November von zuvor -12,5 (Prognose -12,4) auf -13,7 Punkte. Es war der schwächste Wert seit Juni 2024.
Frankreich: Der Geschäftsklimaindex der Gesamtwirtschaft stellte sich per November auf 96 nach zuvor 97 Punkten. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe lag per November bei 97 (Prognose 95) nach zuvor 93 Zählern (revidiert von 92).
USA: Divergierende Signale – Philadelphia Business Index unerwartet schwach
Der Philadelphia Fed Business Index fiel per November von zuvor +10,3 auf -5,5 Punkte (Prognose +8,0). Der Absatz zuvor genutzter Wohnimmobilien lag per Oktober in der annualisierten Darstellung bei 3,96 Mio. (Prognose 3,93 Mio.) nach zuvor 3,82 Millionen (revidiert von 3,84 Mio.). Der Index der Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board verzeichnete per Oktober einen Rückgang um 0,4% (Prognose -0,3%) nach zuvor -0,3% (revidiert von -0,5%). Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 16. November auf 213.000 (Prognose 220.000) nach zuvor 219.000 (revidiert von 217.000).
Japan: Verbraucherpreise rückläufig – Composite PMI etwas besser
Die Verbraucherpreise nahmen per Oktober im Jahresvergleich um 2,3% nach zuvor 2,5% zu. Die Kernrate der Verbraucherpreise stieg per Oktober im Jahresvergleich um 2,3% nach zuvor 2,4%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.0680 – 1.0710 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe