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Konjunktur: Deutschland fast so schwach wie Russland

Veröffentlicht am 13.06.2023, 12:58
Aktualisiert 02.02.2022, 16:25

Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Deutschland steckt in der Rezession und wird auch eine Weile schrumpfen. Viel bedrohlicher wirkt die Situation des Landes jedoch in der langfristigen Perspektive: Hier schmilzt das Potenzial wie Schnee in der Sonne.

Die technische Rezession hat Deutschland schon lange ereilt. Doch es kommt noch schlimmer: Laut Deutscher Bank wird die deutsche Wirtschaft im gesamten Jahr 2023 schrumpfen und auch 2024 kaum wachsen.

Zum einen sei der kumulierte BIP-Rückgang in den letzten beiden Quartalen mit 0,90 % stark ausgefallen – typisch für einen Abschwung, der noch tiefer führt. Zum anderen wiesen auch schlechte Frühindikatoren in diese Richtung.

Im Wachstumsranking der OECD-Länder liegt Deutschland den aktuellen Prognosen zufolge auf dem vorletzten Platz vor Russland. Das zeigt: Die Ursachen sind nicht allein auf steigende Zinsen zurückzuführen.

Unsicherheitsfaktor: Drohende Energieknappheit

Zum Job von Bundeswirtschaftsminister Habeck gehört ein Stück weit Optimismus. So hält Habeck für das kommende Jahr anders als die Deutsche Bank (ETR:DBKGn) ein Wirtschaftswachstum von bis zu 1,90 % für möglich. Vieles spricht jedoch für das Szenario aus Frankfurt oder eine noch schlechtere Entwicklung: Deutschland droht die Energieknappheit.

Dies äußerte RWE-Chef Markus Krebber vor wenigen Tagen: „Deutschland hat als Industriestandort ein ernstes Problem: Uns steht nicht so viel Energie zur Verfügung, wie gebraucht wird.“

In dieselbe Kerbe schlug Christian Kullmann, Vorstandesvorsitzender des Chemie-Konzerns Evonik (ETR:EVKn). „Wir zahlen in Deutschland die weltweit höchsten Preise für Strom und Energie, und jede Industrie, jede Volkswirtschaft lebt und hängt gerade an einer vernünftigen, heißt also kostengünstigen, heißt also verfügbaren Energieversorgung.“

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Sowohl Krebber als auch Kullmann sehen eine Deindustrialisierung auf das Land zukommen. Habeck indes stellte klar, dass Deutschland notfalls seine Industrie drosseln würde, sollte es bei europäischen Nachbarn zu Engpässen kommen. Ob da noch genug Energie für die Industrieproduktion bleibt?

Das langfristige Bild: Die Produktivität in Deutschland enttäuscht

Die Produktivität einer Volkswirtschaft ist für viele Menschen ein abstrakter Begriff. Sie ist jedoch maßgeblich für den Wohlstand. Und hier gibt es schlechte Nachrichten: Die Produktivität war im ersten Quartal um 1 % niedriger als im Vorjahr, wie aus Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervorgeht.

Enzo Weber, der Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen hält dies nicht für einen einmaligen Ausrutscher: „Nachdem die Produktivität schon zu Beginn des Ukrainekrieges deutlich gesunken war, sackt sie Anfang 2023 noch einmal ab“. Dazu trägt unter anderem der Mangel an Fachkräften, aber auch eine sinkende Auslastung bei.

Eigentlich würde eine alternde Gesellschaft wachsende Produktivität dringend benötigen. Doch die wichtige Kennzahl entwickelt sich flach wie ein Brett, wie ein Blick auf den Index der Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen zeigt. Dieser dürfte nach dem Rückgang im ersten Quartal bei ca. 101 Punkten gelegen haben. Damit ist die Produktivität in den letzten acht Jahren um lediglich 1 % gestiegen. Das Problem existiert schon länger: Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise gab es fast keine Zunahme der Produktivität mehr.

Dabei wird das Produktionspotenzial der deutschen Wirtschaft nicht nur durch eine schwache Produktivität, sondern auch durch – im internationalen Vergleich – geringe Arbeitszeiten eingeschränkt. Laut einer OECD-Studie belief sich die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigem im Jahr 2021 in Deutschland auf 1349 Stunden. Damit war Deutschland OECD-Schlusslicht. Der OECD-Schnitt lag bei 1.716 Stunden.

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Und es könnte noch weniger werden, wie das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt: „Fragt man die Arbeitnehmer nach ihrem Wunschwochenpensum, zeigt sich, dass die meisten eher weniger Zeit im Job verbringen wollen. Laut Sozio-ökonomischem Panel wünschen sich die Menschen in Deutschland im Schnitt eine wöchentliche Arbeitszeit von 32,8 Stunden. Damit ist die Wunscharbeitszeit so niedrig wie noch nie seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 1985.

Grünes Wirtschaftswunder? Ja, aber nicht in Deutschland

Die Politik hofft bekanntlich auf ein grünes Wirtschaftswunder. Wind- und Solarenergie, Elektromobilität und Co. sollen nicht nur der Umwelt einen Dienst leisten, sondern auch der Volkswirtschaft. Die Hoffnung auf ein solches Szenario schwindet jedoch zusehends.

Erstens: Auch andere Länder setzen grüne Energie ein – und können es besser und vor allem billiger. Wer sich in Deutschland eine Solaranlage aufs Dach setzen lässt, erhält laut EEG eine Einspeisevergütung von 8,2 Cent – steuerfrei.

Für den direkten Verbrauch durch Haushalte mag dieser Preis günstig erscheinen – für die Industrie ist er zu hoch. Die Produktionskosten sind auch dann zu hoch, wenn der gewonnene Strom z. B. in Form von E-Fuels und grünem Wasserstoff gespeichert werden soll.

Konkurrenzfähig ist Deutschland bei der durch die Regierung oft zitierten „Wasserstoffwirtschaft“ damit nicht. Zum Vergleich: In Saudi-Arabien entsteht 75 Kilometer südwestlich der heiligen Stadt Mekka am Roten Meer das Solarkraftwerk Al Shuaiba PV IP. Dieses wird den erzeugten Strom für 1,04 Cent pro kWh verkaufen. In Deutschland ist nichts in Sicht, das zu Preisen in dieser Größenordnung Strom (und damit dann z. B. Wasserstoff) erzeugen könnte.

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Zweitens: Deutschland wird für die Dekarbonisierung mehr Wertschöpfung importieren müssen als gedacht. Das lassen jedenfalls jüngste Entwicklungen in Rohstoffländern vermuten. Egal ob Indonesien, Namibia oder Simbabwe: Die Länder wollen nicht nur Erze verkaufen, sondern größere Teile der Wertschöpfungskette im Land halten. Deshalb wurden Exportverbote für Roherze verhängt. Die absehbare Folge: Deutschland muss mehr Wertschöpfung importieren müssen als erhofft.

Drittens: Unternehmen zieht es ins Ausland, wie zuletzt u.a. das „Manager Magazin“ im Hinblick auf die Chemiebranche berichtete. In Nordamerika und Asien sind die Standortbedingungen bei Steuern, Bürokratie und Energieversorgung sehr viel günstiger als hierzulande.

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