Die acht Ölexport-Staaten der Opec+, die sich zuvor auf freiwillige Förderkürzungen geeinigt hatten, planen, die 2023 beschlossene Reduzierung der Tagesproduktion um 2,2 Millionen Barrel ab April schrittweise und unter Vorbehalt aufzuheben. Nach einem virtuellen Treffen verwiesen die beteiligten Länder (Saudi-Arabien, Russland, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait) auf den positiven Marktausblick als Grundlage für diese Entscheidung. Gleichzeitig betonte die Opec, dass die Maßnahme je nach Marktbedingungen unterbrochen oder rückgängig gemacht werden könne, um weiterhin zur Stabilität des Ölmarktes beizutragen. Das Öl-Kartell Opec+ umfasst über 20 Staaten und liefert rund 40 Prozent der globalen Rohölproduktion.
Der Preis für Crude Oil ist am gestrigen Tag somit durch die Ankündigung einer Angebotsausweitung auf ein dreimonatiges Tief von 68,16 USD gesunken.
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Derzeit liegen die Light Crude Oil Futures mit -1,20% im Minus bei 67,55 USD.
Die Hintergründe
Die Opec+ hatte ihre Fördermenge ursprünglich gedrosselt, um Preisstabilität zu gewährleisten, da sich die globale Nachfrage nach Öl abgeschwächt hatte. Das Bündnis koordiniert seine Fördermengen, um Einfluss auf den Ölpreis zu nehmen und Marktstabilität zu gewährleisten. Ein wichtiger Faktor dabei ist die zunehmende Dekarbonisierung vieler Volkswirtschaften, wodurch prognostiziert wurde, dass die langfristige Ölnachfrage sinken dürfte.
Dennoch bleibt der Ölmarkt von einem Überangebot geprägt. Analysten wie Eugen Weinberg von der Commerzbank (ETR:CBKG) weisen darauf hin, dass der Markt bereits jetzt überversorgt sei, und eine höhere Fördermenge den Ölpreis weiter unter Druck setzen könnte. Gerade Saudi-Arabien, das innerhalb der Opec+ die Führungsrolle innehat, möchte dies vermeiden, da es ein stabiles Preisniveau anstrebt. Gleichzeitig verliert die Opec+ zunehmend an Einfluss, weil erdölfördernde Länder außerhalb des Kartells – insbesondere die USA, Kanada und Brasilien – ihre Produktion in den letzten Jahren deutlich gesteigert haben.
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Nun kündigten diese Länder nach einem virtuellen Treffen an, die Kürzungen ab April schrittweise und unter Vorbehalt aufzuheben. Ausschlaggebend für diese Entscheidung ist ein optimistischerer Marktausblick, der auf eine steigende Nachfrage und eine stabilere Weltwirtschaft hindeutet. Allerdings betont die Opec+, dass die Maßnahme je nach Marktbedingungen angepasst oder sogar rückgängig gemacht werden kann, um unerwartete Schwankungen auszugleichen.
Rekordnachfrage erwartet- das Paradoxon?
Der Aramco-CEO, also der CEO der größten Erdölfördergesellschaft der Welt, prognostiziert für das Jahr 2025 eine Rekordnachfrage primär aus China und Indien.
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Der Grund liegt in der Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Es klingt paradox, aber es ist wahr. China verbraucht das Öl zwar trivialerweise weniger als Kraftstoff für Verbrennerwagen. Jedoch nutzt China zunehmend mehr Öl für die Herstellung von Gütern, einschließlich sauberer Technologiegüter wie Elektrofahrzeuge, Windturbinen und Sonnenkollektoren. China verfügt über eine sehr CO2-intensive Industrie, dessen Produkte in der Verwendung „sauber“ sein mögen, dessen Produktion jedoch aufgrund der Verwendung von Öl geschieht. Die Rede ist von sogenannten petrochemische Rohstoffen.
In der Abbildung der Financial Times sieht man, dass jene stark zugenommen hat. Dies wirft die provokante Frage auf, ob E-Autos tatsächlich mit einer CO2-neutralen Bilanz bewertet werden sollten…
Quelle: FT