Fast genau 33 Jahre lang prägten 30 Firmen das Gesicht des bekanntesten deutschen Börsenbarometers, das am 1. Juli 1988 ins Leben gerufen wurde. Im September werden zehn weitere Unternehmen in die erste deutsche Börsenliga aufsteigen. Nachdem die Pleite des Zahlungsdienstleisters Wirecard (DE:WDIG) eklatante Schwächen im Regelwerk der Deutschen Börse (DE:DB1Gn) offengelegt hat, soll ein reformiertes Regelwerk den neuen DAX 40 moderner und repräsentativer gestalten – und die größten börsennotierten Gesellschaften noch umfassender abbilden. Im Gegenzug verkleinert sich der bislang 60 Werte umfassende MDAX um zehn auf 50 Indexmitglieder.
Außer der Anzahl der DAX-Titel ändert die Deutsche Börse auch eine Reihe weiterer Kriterien für die Aufnahme in den Elite-Index. Die wichtigste Neuerung: Bei der Auswahl entscheidet nur noch die Marktkapitalisierung der frei gehandelten Aktien der letzten 20 Handelstage. Somit kommt in den DAX, wer unter den derzeit 231 für die Aufnahme in den Auswahlindex qualifizierten Unternehmen die Plätze 1 bis 40 erreicht. Der Rang im Börsenumsatz im elektronischen Handelssystem Xetra spielt hingegen keine Rolle mehr. Künftig reicht ein Mindestumsatz.
Krisensicherer durch die Zukunft
Zudem werden alle Index-Mitglieder seit März dieses Jahres dazu verpflichtet, sowohl testierte Geschäftsberichte als auch Quartalsmitteilungen zu veröffentlichen. Firmen, die dies nach einer 30-tägigen Warnfirst nicht einhalten, werden unmittelbar ausgeschlossen. Damit soll ein zweites Wirecard-Desaster vermieden werden. Der Zahlungsdienstleister musste im Frühjahr 2020 mehrfach die Veröffentlichung seines Zahlenwerks verschieben, blieb aber weiter im DAX und musste schließlich im Juni vergangenen Jahres Insolvenz anmelden. Ebenfalls neu ist die zweimal jährlich stattfindende Überprüfung der Zusammensetzung, jeweils im März und September. Bis zuletzt nahm der Arbeitskreis Aktienindizes die Zusammenstellung des Vorzeige-Index nur einmal jährlich im September unter die Lupe.
Der größte Neueinsteiger in den DAX 40 wird Airbus (PA:AIR). Gemessen an der Marktkapitalisierung ist der Flugzeughersteller das fünftgrößte deutsche Unternehmen. Die Aufnahme in den deutschen Blue Chip-Index scheiterte bislang daran, dass die Aktie des Konzerns, an dem die Regierungen in Deutschland, Frankreich und Spanien eine Beteiligung halten, vor allem in Paris gehandelt wird. So gut wie sicher scheint auch der DAX-Einzug für den Onlinemodehändler Zalando (DE:ZALG), den Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers (DE:SHLG), den Duft- und Aromenhersteller Symrise (DE:SY1G), den Kochboxenversender Hellofresh (DE:HFGG), die Porsche (DE:PSHG_p) Automobilholding und den Chemikalienhändler Brenntag (DE:BNRGn).
Diversifikation bleibt Trumpf
Die höhere Streuung und der steigende Anteil dynamisch wachsender Unternehmen sind für den DAX positiv: Je breiter ein Aktienmarkt-Barometer aufgestellt ist, desto geringer fallen einzelne Marktkapriolen ins Gesamtgewicht. Gab es bisher eine hohe Konzentration auf die „Old Economy“ wird der erweiterte Index künftig eine breitere Range der deutschen Wirtschaft abbilden und somit auch Firmen mit zukunftsorientierten Geschäftsmodellen einen Zugang zur ersten Börsenliga ermöglichen.
Gleichwohl ist der DAX auch mit 40 Mitgliedern kein Allheilmittel für Sparer. Nur auf einen einzigen Index zu setzen, ist unter dem Strich sicherlich zu riskant. Vielmehr sollten Anleger ihre Investments über unterschiedliche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder auch Edelmetalle sowie Regionen streuen. So lassen sich zugleich globale Chancen nutzen und Einzelrisiken verringern. Wer zum Beispiel 2018 nur im DAX investiert gewesen wäre, hätte in diesem turbulenten Jahr ein zweistelliges Minus eingefahren – während die Leitindizes in den USA und anderen Ländern diese Phase ohne nennenswerte Verluste überstanden. Mischfonds stellen vor diesem Hintergrund eine adäquate Anlagemöglichkeit dar. Hier gibt es zum einen defensive Produkte, bei denen die Risikobegrenzung im Vordergrund steht. Auf der anderen Seite gibt es offensiver ausgerichtete Mischfonds mit einem höheren Aktienanteil. Diese Fonds weisen in der Regel ein höheres Risiko auf als die defensiveren Varianten, im Gegenzug bieten sie aber auch die Chance auf höhere Erträge.
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