- Berichtet zum Q4 2020 am Dienstag, dem 19. Januar, nach Handelsende an der Wall Street
- Umsatzerwartung: 6,6 Milliarden US-Dollar
- Gewinnerwartung: 1,35 USD pro Aktie
Netflix (NASDAQ:NFLX) beschwerte im vergangenen Jahr seinen Anlegern starke Kursgewinne. Der Streaming-Unterhaltungsriese profitierte immens von der globalen Covid-19-Pandemie, die die Menschen zwang, zu Hause zu bleiben.
Es lockte mehr Abonnenten an, weil dessen Dienste die Corona-Quarantäne zu Hause oder das vorsorgliche Homeoffice angenehmer machten. Aber diese unglaubliche Nachfrage nach Streaming-Inhalten hat auch andere große Anbieter auf den Plan gerufen, wodurch es auf dem Markt voll wurde, was Unsicherheit über das künftige Wachstum von Netflix schuf.
Wenn der im kalifornischen Los Gatos ansässige Medienriese morgen die Ergebnisse des vierten Quartals 2020 vorlegt, werden Anleger nach Beweisen suchen, dass das Unternehmen mit seinem explosiven Wachstum nicht gegen die Wand gefahren ist. Und sie wollen eine Bestätigung, dass Netflix in einer guten Position bleibt, um seine Dominanz zu verteidigen.
Trotz seiner starken Position auf dem Markt ist es unwahrscheinlich, dass das explosive Wachstum des Unternehmens für immer anhält. In dem am 30. September endenden Quartal konnte der kostenpflichtigen Streaming-Dienst nur 2,2 Millionen neue Abonnenten hinzugewinnen.
Diese Zahl lag weit unter den von Analysten prognostizierten 3,32 Millionen sowie der konservativeren Prognose des Unternehmens. Netflix prognostizierte außerdem, dass es im vierten Quartal 6 Millionen neue Abonnenten gewinnen wird, was unter der Wall Street Schätzung von 6,54 Millionen lag.
Obwohl das Management bereits gewarnt hatte, dass das Hochschnellen seiner Neuabonnentenzahlen der frühen Tage der Pandemie nicht nachhaltig ist und dass sich das Wachstum dieser Kennzahl irgendwann verlangsamen würde, ist es die Konkurrenz innerhalb dieses Marktsegments, die seine Expansion stärker bedroht.
Der Hauptkonkurrent des Unternehmens ist Disney (NYSE:DIS), das mit seinem Disney+ Streamingdienst erheblich an Boden gewinnt. Disney+ hat bereits im ersten Jahr nach seiner Einführung mehr als 80 Millionen Abonnenten gewonnen. Im Vergleich dazu hatte Netflix im September 195 Millionen Abonnenten.
Netflix wächst langsamer
Das globale Medienforschungsunternehmen Nielsen sagte in seinem Bericht mit dem Titel "Tops of 2020", dass sieben der zehn am meisten gestreamten Filme des letzten Jahres auf Disney+ gesehen wurden, das erst im November 2019 an den Start ging.
Laut dem Marktforschungsinstitut hat sich die durchschnittliche Verweildauer auf den Streaming-Plattformen leicht verändert: Netflix nimmt nur noch 28% der Streaming-Zeit in Anspruch - im Jahr 2019 waren es noch 31% -, während Disney+ auf 6% kommt.
Aber Disney+ ist nicht der einzige Konkurrent, der Netflix Kopfzerbrechen bereitet. Die WarnerMedia-Sparte von AT&T (NYSE:T) befindet sich mitten in einer ähnlichen Umstrukturierung, in der sie sich auf ihre neue HBO Max-Streaming-Plattform konzentriert. Außerdem richtet NBCUniversal von Comcast (NASDAQ:CMCSA) seine Unterhaltungsaktivitäten neu aus, um seinem neuen Peacock-Streamingdienst den Vorrang einzuräumen.
Die schlechtere Entwicklung der Netflix-Aktie in den letzten drei Monaten im Vergleich zu Disney ist ein klarer Indikator dafür, wie schnell sich die Anlegerpräferenzen verschoben haben.
Während die Netflix-Aktie in diesem Zeitraum um 8% fiel, gelang Disney seit dem Einbruch im März mit einem Anstieg von 39% ein beeindruckendes Comeback. Die Netflix-Aktie beendete den Freitag zu 497,98 USD.
Neben der wachsenden Konkurrenz ist es vor allem die angespannte Liquiditätslage, die Netflix innerhalb der FAANG-Gruppe anfällig macht. Denn das Unternehmen gibt viel Geld aus, um seine exklusiven Shows zu entwickeln und internationale Märkte zu erobern, und verbrennt daher jedes Quartal eine Menge Bargeld.
Um seine Cash-Position zu verbessern, hat Netflix im letzten Quartal die Preise für seinen beliebtesten Aboplan angehoben, das zweite Mal in ebenso vielen Jahren. Der Schritt könnte sich in einem Umfeld, in dem Menschen ihre Arbeit verlieren und der Wettbewerb schärfer wird, als kontraproduktiv erweisen. In der Vergangenheit haben Netflix-Preiserhöhungen zu einer Verlangsamung des Abonnentenwachstums geführt, insbesondere auf dem reiferen US-Markt.
Fazit
Die Attraktivität von Netflix, während die Leute zu Hause bleiben mussten, brachte den Anlegern im Jahr 2020 gewaltige Gewinne, aber angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs sind sich einige Anleger nicht sicher, ob sich dieses explosive Wachstumstempo fortsetzen wird. Trotzdem hat Netflix in seiner internationalen Reichweite und Inhaltstiefe immer noch einen weiten Vorsprung - zwei Bereiche, in denen Wettbewerber viel Zeit benötigen werden, um aufzuholen.
Aufgrund dieser Stärke sollte unserer Ansicht nach jeder Einbruch der Netflix-Aktie nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen als Kaufgelegenheit genutzt werden.