

Versuchen Sie es noch einmal mit einem anderen Suchbegriff
Der Aktienmarkt scheint in einigen Bereichen bereits wieder massiv zu übertreiben. Bestes Beispiel ist derzeit NVIDIA (NASDAQ:NVDA). Die Aktien des Chip-Herstellers schoss am Mittwoch im Späthandel plötzlich durch die Decke, als sich das Unternehmen optimistischer zur Geschäftsentwicklung äußerte. Auf den ersten Blick könnte man dies als rationale Marktreaktion werten, doch bei NVIDIA steckt der aktuelle Hype um Künstliche Intelligenz (KI) dahinter, der den Anlegern offenbar die Sinne vernebelt.
Derzeit müssen Firmenchefs scheinbar nur das Kürzel „KI“ in den Mund nehmen, um den Aktienkurs des eigenen Unternehmens prozentual zweistellig in die Höhe zu treiben. Das erinnert mich schon sehr stark an die Zeiten des Neuen Marktes, als ein Unternehmen nur irgendetwas mit Internet zu tun haben musste, um Anleger in Scharen anzulocken.
Grundsätzlich ist der Kursanstieg der NIVIDIA-Aktie gerechtfertigt, denn die Entwicklungen im KI-Bereich beschert dem Unternehmen derzeit einen Nachfrageboom. Für das abgelaufene Vierteljahrs meldete der Chip-Hersteller am Mittwoch einen über den Erwartungen liegenden Umsatz von 7,19 Mrd. USD. Auch das wäre eigentlich ein Grund für einen Kursanstieg. In Euphorie versetzte Anleger dann vor allem der Ausblick: Für das 2. Quartal wurde ein Umsatz von 11 Mrd. USD (plus/minus 2 %) in Aussicht gestellt, während Analysten bislang nur mit 7,15 Mrd. USD gerechnet hatten. Die Überraschung war also relativ groß. Und so schoss der Aktienkurs allein am Mittwochabend um fast 30 % nach oben (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart).
In einigen Fällen könnte man auch einen solchen Kurssprung durchaus noch als nachvollziehbare Marktreaktion betrachten. Nicht so bei NVIDIA.
Denn das Unternehmen wird an der Börse mittlerweise mit fast 1 Bio. USD bewertet. Allein durch den aktuellen Kurssprung ist die Marktkapitalisierung um mehr als 220 Mrd. USD gestiegen. Nie zuvor hat ein einzelnes Unternehmen an einem einzigen Tag so viel an Wert hinzugewonnen.
Schon diese Information zeigt, dass hier etwas Besonderes passiert ist. Was das zu einer Übertreibung macht, ist Folgendes: Umsatz und Börsenwert passen nicht zusammen
Ein zusätzlicher Umsatz von weniger als 4 Mrd. USD hat dazu geführt, dass NVIDIA plötzlich 220 Mrd. USD mehr wert sein soll. Der Wertzuwachs ist also mehr als 55 mal so hoch wie der Umsatzzuwachs! Und wir reden hier „nur“ vom Umsatz, noch nicht vom Gewinn. Letzterer ist für die Aktionäre aber eigentlich viel relevanter.
Aber bleiben wir vorerst noch beim Umsatz: Analysten erwarteten bislang für 2023 einen Jahresumsatz von fast 30 Mrd. USD, nach knapp 27 Mrd. USD im vergangenen Jahr. Das wäre ein Umsatzwachstum von rund 10 %. Im Jahr 2024 soll der Umsatz auf fast 37 Mrd. € steigen, was einem Wachstum von einem Viertel (+24,3 %) entspricht. Eine hohe Bewertung ist bei diesem Wachstum sicherlich gerechtfertigt.
Doch mit einer Marktkapitalisierung von mittlerweile fast 1 Bio. USD wird NVIDIA mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 31,6 (2023) bzw. 25,4 (2024) bewertet. Ein Wert von 1 gilt hier laut Faustregel eigentlich als fair, bei Wachstumsunternehmen darf es auch gerne ein KUV von 2 oder meinetwegen auch 3 sein. Aber hier haben wir es mit dem 10-fachen zu tun.
Ähnlich absurd sieht es beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aus. Analysten erwarten für das laufende Jahr einen Gewinn je Aktie von 3,25 USD, nach 1,74 USD im Vorjahr. 2024 sollen es 4,77 USD sein. Bei einem Aktienkurs von rund 380 USD errechnet sich damit ein KGV von 117 (2023) bzw. 80 (2024). Das ist selbst mit dem beeindruckenden Gewinnwachstum von 87 % (2023) bzw. 47 % (2024) kaum noch zu rechtfertigen.
Die Hälfte der Marktkapitalisierung würde es auch tun
Ich würde sagen, dass NVIDIA auch mit einem Börsenwert von 500 Mrd. USD, also der Hälfte, gut bedient wäre. Das KUV läge dann immer noch ca. bei viel zu hohen 15 bzw. 12, das KGV bei deutlich akzeptableren 58 bzw. 40. Damit käme man in die Nähe einer Price-Earnings-to-Growth-Ratio (PEG) von 1, was als faire Bewertung gilt.
Mit anderen Worten: Eine Halbierung des Aktienkurses von NVIDIA würde ich als fair erachten. Der aktuelle Kurssprung hingegen ist in meinen Augen eine völlig übertriebene Marktreaktion.
Und dass der Kursanstieg einer einzigen Aktie einen Aktienindex wie den Nasdaq 100 quasi im Alleingang um rund 1,7 % nach oben schießen lässt, wie es am Mittwochabend (MEZ) der Fall war, zeigt ebenfalls die Absurdität, mit der wir es derzeit an den Börsen in einigen Bereichen zu tun haben. Lag der Nasdaq 100 vor der Unternehmensmeldung mit den anderen Aktienindizes im Minus, so drehte er dank NVIDIA am Mittwoch kurz vor Torschluss noch ins Plus und koppelte sich dadurch von der negativen Entwicklung der übrigen Indizes ab.
Und so ist NVIDIA ein konkretes Beispiel dafür, dass der Aktienmarkt in den USA derzeit wieder nur von einigen wenigen großen Unternehmen getrieben wird, was ich bereits kürzlich kritisiert hatte (siehe unter anderem „So stark wird der Markt von Groß-Unternehmen dominiert“). Als ich das letzte Mal über diese Problematik berichtet hatte (siehe zum Beispiel Börse-Intern vom 03.12.2021 „Nur eine Handvoll Aktien hält die US-Indizes oben“), kam es kurze Zeit später zum jüngsten Bärenmarkt. Und so befürchte ich, dass sich die Sache auch dieses Mal wieder durch deutlich fallende Kurse auflösen wird.
Aber vielleicht passiert das nicht bereits im aktuellen Anlauf der Bären. Womöglich geschieht dies erst im Rahmen einer typischen Herbstkorrektur. Denn Übertreibungen können lange anhalten. Das haben wir zuletzt 2021 gesehen, wie der folgende Chart des Nasdaq 100 zeigt.
Interessant ist übrigens, dass der Bärenmarkt ziemlich genau 61,80 % der übertriebenen Aufwärtsbewegung korrigiert hat. Und die anschließende Kurserholung hat inzwischen fast 61,80 % des Bärenmarktes korrigiert (siehe folgender Chart).
Möglicherweise stellt die Fibonacci-Marke bei 14.349,01 Punkten wieder das Ende der Fahnenstange dar. Die Saisonalität verspricht allerdings für Juni und Juli wieder bzw. weiter steigende Kurse.
Und der Dow Jones hat mein Kursziel der abc-Korrektur inzwischen vollständig abgearbeitet.
Zur Erinnerung: In der Börse-Intern-Ausgabe vom 10. Mai hatte ich dieses Szenario mit folgendem Chart dargestellt:
Der Dow Jones hat sich also genau an die Kursprognose gehalten. Und auch er hat damit nun fast 61,80 % der vorherigen Trendbewegung korrigiert.
Gut möglich daher, dass der Index mit dem gestrgen Kursverlauf knapp oberhalb dieser Marke wieder nach oben gedreht hat, die ABC-Korrektur damit zu Ende gegangen ist und der Dow Jones im Juni und Juli die von der Saisonalität „versprochenen“ Kursgewinne erzielen kann. Darauf würde ich aber vor allem bei fundamental hoch bewerteten Aktien nicht setzen. Denn Kursentwicklungen der Vergangenheit sind natürlich keine Garantie für die Zukunft.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
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