Nach den vorgestrigen US-Erzeugerpreisen folgten gestern die für die Geldpolitik der US-Notenbank wesentlich bedeutenderen US-Verbraucherpreisdaten. Und auch diese enttäuschten wieder die Markterwartungen. Die jährliche Inflation ging im September zwar auf 8,2 % zurück, die Kernrate stieg aber auf +6,6 %. Und sie markierte damit sogar ein neues zyklisches Hoch.
Zum Vergleich: Im August lag die jährliche Inflation bei +8,3 % und damit schon deutlich unter dem Juni-Hoch von 9,1 %. Der jetzige Rückgang setzte den positiven Trend fort. Allerdings waren die Konsensschätzungen von einem etwas stärkeren Rückgang auf +8,1 % ausgegangen.
Die Kernrate lag im August bei +6,3 % und damit ebenfalls unter dem Hoch, welches in diesem Fall im März bei +6,5 %, markiert wurde. Hier hatten die Analysten im Durchschnitt zwar sogar eine Rückkehr auf dieses Hoch erwartet, doch wurde dieses sogar übertroffen.
Aktienindizes brechen auf neue Korrekturtiefs ein
Und so setzten die Börsen erneut darauf, dass die Notenbanken die geldpolitischen Zügel noch straffer anziehen werden. Die Anleihen- und Aktienkurse gaben massiv nach. Der Nasdaq 100 verlor zum Beispiel aus dem Stand binnen nur einer Minute mehr als 3,4 %. Er brach damit auf ein neues Korrekturtief ein, wie auch viele weitere relevante Aktienindizes.
S&P 500 und Nasdaq 100 erreichen wichtige Fibonacci-Marken
Der S&P 500 erreichte dabei ein wichtiges Niveau. Denn bei 3.505,24 Punkten hat er inzwischen 50 % der gesamten Kursgewinne abgegeben, die er seit dem Tief des Corona-Crashs erzielt hatte.
Diese Marke hat der Nasdaq 100 längst hinter sich gelassen. Der Technologieindex ist gestern mit der negativen Kursreaktion auf die US-Inflation sogar unter das 61,80%-Fibonacci-Retracement der „Post-Corona-Crash-Rally“ gefallen.
Dies ist natürlich ein sehr bearishes Signal. Denn aus Sicht der Fibonacci-Marken wurde damit das Maximalkorrekturkursziel unterschritten, so dass die Rally-Bewegung nun als beendet gilt.
Haben die Bullen jetzt noch genug Kraft?
Allerdings dienen diese Fibonacci-Marken auch häufig als Unterstützung. Und ich sehe dafür auch dieses Mal eine Chance. Schließlich haben sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq 100 im Rahmen ihrer dritten Korrekturwellen schon eine sehr weite Strecke zurückgelegt. Ich erinnere daran, dass sich der Verlauf bereits 5-gliedrig zählen lässt (siehe Börse-Intern vom Dienstag und Freitag). Und daher könnte den Bären die Kraft fehlen, um solche Unterstützungen im ersten Anlauf zu durchbrechen.
Mit anderen Worten: Ich halte die Aktienmärkte weiterhin für massiv überverkauft und sehe die zunehmende Chance auf eine Gegenbewegung.
Nur 43 % positive Handelstage
Dies auch vor dem Hintergrund einer interessanten Statistik von Bespoke Investment. Demnach endeten von den letzten 200 Handelstagen nur 43 % im Gewinn. Das mag nicht dramatisch klingen, laut den Analysten von Bespoke ist es das aber. Denn in den letzten 70 Jahren gab es nur vier weitere Perioden, in denen dieser Wert so niedrig war: Januar 2003, Oktober 1982, Dezember 1974 und Juli 1970.
So lautet die gute Nachricht: Diese Art von Schwäche wird nicht ewig dauern. Und es kann nicht mehr viel schlimmer werden – zumindest statistisch betrachtet. Der heutige Intraday-Turnaround kann dabei die kurzfristige Wende hin zu einer starken Gegenbewegung und Kurseholung eingeleitet haben.
Ich wünsche Ihnen viel jedenfalls Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus