Es gelang den Börsen zwar kein Turnaround-Tuesday, aber immerhin konnten in Folge der freundlichen US-Anleihen die Technologiewerte deutlich zulegen, was für stabile Index-Schlussstände sorgte. Dank des gestrigen Renditerückgangs der deutschen und US-Staatsanleihen sind diese erneut aus unserer Definition des Rentencrashs ausgebrochen, was dem APX heute +12 Punkte bringt. Von dieser Entwicklung profitieren auch südeuropäische Staatsanleihen (+1 im APX).
In Asien belasteten heute früh Aussagen des japanischen Notenbankchefs Kazuo Ueda. Er sprach im Parlament die Möglichkeit an, dass die BoJ eine Rücknahme der gelpolitischen Lockerung in Erwägung ziehen könne, um einem Anstieg der durch Lohnsteigerungen bedingten Inflation zuvor zu kommen. Sie könne z.B. die Steuerung der Zinskurve oder aber die negativen Zinssätze anpassen. Topix und Nikkei gerieten deutlicher unter Druck, der Yen legte hingegen zu. Am Anleihemarkt wurde das Bekenntnis zu Preisstabilität hingegen begrüßt: die Renditen der 10y Bonds sanken um 3 Basispunkte auf 0,85%. Die Börsen in Hongkong und Festlandchina beendeten den Handelstag ebenfalls mit leicht nachgebenden Kursen. In Sydney legten die Aktien leicht zu, hier schürten schwache Jobdaten eines Stellenportals Hoffnungen, dass Australiens Notenbank ihren Zinserhöhungszyklus nach ihrer erneuten Anhebung gestern nun beendet haben könnte. Der südkoreanische KOSPI gab heute früh hingegen erneut mit -0,9% deutlich nach.
Der deutsche Vertreter in der EZB, Bundesbankchef Joachim Nagel, hält die Inflation in der Eurozone immer noch für zu hoch. Insbesondere die kräftige Lohnzuwächse würden diesen Aufwärtsdruck auf längere Sicht aufrecht erhalten. Damit indiziert er, dass es für Zinssenkungshoffnungen viel zu früh ist. Das könnte der Grund sein, warum die zinssensitiven Versorger (NYSE:XLU) heute früh im STXE 600 stärker nachgeben. Recht positiv nach mehrtägiger Unterperformance präsentieren sich die Automobilwerte. Das dürfte an den guten Verkaufszahlen aus China liegen. Im Oktober kletterten die Verkäufe mit der höchsten Dynamik seit 5 Monaten und lagen mit 2,03 Mio Einheiten 10,2% über den Absatzzahlen vom Oktober 2022. Mehr als ein Drittel entfiel auf EVs. Die Exporte sprangen um 49% auf fast 400T Einheiten. Unter den Einzelwerten des STXE 600 fällt Marks & Spencer (LON:MKS) positiv auf, der britische Einzelhändler erstaunt mit überraschend guten Zahlen. Auf der Gegenseite steht der weltgrößte Betreiber von Supermarktketten -Ahold Delhaize- nach Vorlage seines Geschäftsberichts unter hohem Abgabedruck und belastet mit -8,4% den ESX 50. Heute Nachmittag (MEZ) wird sich Jerome Powell äußern. Etliche Marktbeobachter befürchten, dass er den aktuellen Zinssenkungshoffnungen der Investoren einen Dämpfer verpassen wird. Denn es liegt nicht im Interesse der FED, dass die Marktzinsen stärker zurückkommen, bevor die Inflation deutlich tiefer steht. Deshalb gibt es weiterhin viele prominente Empfehlungen, die dazu raten, erst dann wieder offensiv in „Risk Assets“ (Aktien) einzusteigen, wenn sich die Inflation dem Zielkorridor der US-Notenbank erheblich weiter angenähert hat.
Der CIO von Templeton Global Equity sieht eine Chance für chinesische Aktien, sollte es zeitnah zu einem Treffen zwischen Joe Biden und Xi Jinping kommen. US-Staatsekretärin Janet Yellen und ihr chinesisches Pendant kommen diese Woche in San Francisco zusammen. Es wird vermutet, dass dieses Meeting u.a. dazu dient, ein Gipfeltreffen zu vereinbaren. Die ausgebliebene Eskalation in Nahost drückt den Preis unseres Risk off- Indikators Gold weiter. Er steht nun wieder unter dem 20-Tage-Durchschnitt, was dem APX +2 Punkte bringt.