Die europäischen Indizes wiesen gestern auf Grund von Sonderbewegungen eine unterschiedliche Tendenz auf: eine fast 20%ige Rallye in Novo Nordisk (NYSE:NVO) half dem STXE 50, ein positives Tagesergebnis zu erzielen. Diese Aktie ist jedoch nicht Bestandteil des ESX 50. Stattdessen belastete dort der schwere Kurseinbruch der Banken, insbesondere die italienischen Kreditinstitute standen unter massivem Abgabedruck. Heute früh eröffnen Europas Börsen deutlich fester, dahinter steht zum einen die Kurswende in den USA nach Xetra-Schluss, aber auch eine Gegenbewegung im Bankensektor und bei den Basisrohstoffen. Der von uns besonders beobachtete STXE 600 (Net Return) hat zur Eröffnung 1% zugelegt und damit die 20 Tage - Durchschnittslinie (aktuell 1093,30) touchiert. Stecken dahinter lediglich Shorteindeckungen oder Überzeugungskäufe, die auf ein Ende der seit Anfang August laufenden Korrekturbewegung hindeuten? Die Erholung bei den Banken ist auf neueste Meldungen aus Italien zurückzuführen: die gestern angekündigte Gewinnabschöpfung soll gedeckelt werden. Sie soll nicht höher sein als 0,1% des Firmenwertes (Assets). Banken, die ihre Einlagenzinsen erhöht haben, sollen keine signifikante Auswirkung spüren, wurde laut Bloomberg aus dem Finanzministerium verkündet. Das würde die gestern befürchtete Abgabelast erheblich verringern - Citibank (NYSE:C) hatte überschlägig eine fünfmal so hohe Belastung errechnet. Es ist jedoch noch offen, ob mit „Assets“ die globalen oder lediglich die italienischen Vermögenswerte gemeint sind, was für Global Player wie Unicredit (BIT:CRDI) eine großen Unterschied macht.
Auch in den USA standen gestern anfänglich die Finanzwerte unter Druck. Dort war der Auslöser aber nicht die geplante Übergewinnsteuer, sondern die von Moody vorgenommen Rating-Abstufung etlicher Banken des Sektors. Insbesondere die kleineren Regionalbanken verloren zunächst deutlich, konnten sich dann aber erholen. Ansonsten verloren viele Techwerte aus der zweiten Reihe massiv. Ab 17:45 MEZ setzte eine Aufwärtsbewegung ein, wozu vielleicht die Beruhigung bei den Renditen beigetragen hatte. Es scheint, dass derzeit weder Bullen noch Bären über genügend Kraft besitzen, den Markt in eine Richtung zu treiben. Es fehlen die schlagenden Argumente für eine klare Tendenz. Vielmehr gleichen sich positive und negative Fakten aus: die Gewinne der Unternehmen sind zu gut, um großen Abgabedruck zu rechtfertigen. Andererseits scheint der Margendruck zuzunehmen, was neben den globalen Einkaufsmanagerindizes (PMI) für ein schwieriges drittes Quartal spricht. Die Inflation scheint allmählich wieder auf tolerierbare Levels einzuschwenken. Andererseits ist sie noch viel zu hoch, um zeitnah Zinssenkungshoffnungen auszulösen. Das derzeitige Renditeniveau ist ein echter Konkurrent für die Aktienmärkte, was sich am derzeitigen ungünstigen Verhältnis der Gewinnrendite von Aktien zu den Anleiherenditen zeigt. In diesem Zusammenhang ist auch eine von Reuters publizierte Untersuchung von BofA Global Research interessant: die Korrelation zwischen dem S&P 500 und den 10y-Renditen ist auf dem negativsten Stand seit dem Jahr 2000. Das bedeutet, die Richtung der langlaufenden Anleiherenditen ist nun wieder der maßgebliche Einflussfaktor für die Richtung der Aktienmärkte.
China meldete heute früh, dass im Juli zum ersten Mal seit zwei Jahren die Verbraucherpreise im Jahresvergleich gefallen sind: um 0,3%. Beobachter hatten mit -0,4% jedoch sogar einen noch niedrigeren Wert erwartet. Die Kernrate ohne Nahrung und Energie kletterte um knapp 1%. Der Produzentenpreis-Index sackte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4% ab, Ökonomen hatten 4,1% erwartet. Dieser Wert hatte im Juni bei -5,4% gelegen. Chinas Börsen reagierten mit leichten Abgaben.
Der APX gewinnt wegen freundlicher italiensicher und spanischer Staatsanleihen 4 Punkte, währen auf der Gegenseite Kupfer acht verliert. EM-Anleihen und -Aktien sowie Shanghai Composite verlieren je einen Punkt, der STXE 600 gewinnt zwei.