Die Börsen in Festlandchina und Hongkong hatten sich im November vom freundlichen globalen Börsentrend völlig abgekoppelt. Auch die Meldung von heute früh, dass Chinas Caixin-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im November unerwartet auf 50,7 (Prognose 49,8) und damit in den expansiven Bereich geklettert ist, verpuffte wirkungslos. Gestern hatte die offizielle Statistikbehörde für das produzierende Gewerbe eine weitere Kontraktion für den November veröffentlicht. In Japan setzt sich die Abschwächung der Fabrikaktivität den sechsten Monat in Folge fort. Die Firmen klagen über sinkende heimische und externe Nachfrage. Der Jibun Bank Manufacturing Index fiel auf 48,3 nach 48,7. Jedoch entwickelt sich der Jobmarkt weiterhin robust, die Arbeitslosenquote fiel von 2,6 auf 2,5%.
Der PCE-Preisindex, der die persönlichen Konsumausgaben in den USA erfasst, ermäßigte sich im Jahresvergleich von 3,7% auf 3,5% und lag damit im Rahmen der Erwartungen. Es wird für die FED immer schwieriger, den Märkten mit ihren Warnungen vor weiter steigenden Zinsen respektierliche Zurückhaltung einzuflößen. Zwar hält die US-Notenbank die Renditen am kurzen Laufzeitende hoch - 1 Jahr wirft weiterhin Renditen über 5% ab – jedoch haben sich die zehnjährigen Langläufer bei 4,3% eingependelt. Auch der weitere Anstieg der dauerhaften Arbeitslosigkeit auf ein Zweijahreshoch unterstützt die Erwartungen des Marktes auf Zinssenkungen in 2024. Die Prognosen liegen derzeit laut CME Group (NASDAQ:CME) Data so, dass die FED nächstes Jahr fünf Zinssenkungen zu jeweils 0,25% vornehmen wird. Freilich gibt es auch gewichtige Skeptiker, die befürchten, dass die Notenbank zu langsam reagieren wird bzw. dass sie schon längst hätte beginnen müssen, die Zinsen wieder zu senken. Diese Analysten glauben nicht an die gelungene sanfte Landung, die sich in den Kursen widerspiegelt. In den letzten Monaten galt: schlechte Konjunkturdaten sind gute Nachrichten wegen der damit verbundenen Hoffnungen auf eine milder gestimmte Notenbank. Aber nun wird es zunehmend wichtig, dass diese Werte wieder gut ausfallen, um den Beweis zu erhalten, dass der Bogen nicht bereits überspannt ist. Gestern schlossen die US-Börsen (ETR:SXR4) uneinheitlich: nach markanten Kursgewinnen im November haben einige Investoren bei diversen Tech-Megacaps wie Nvidia (NASDAQ:NVDA), Tesla (NASDAQ:TSLA) und Meta (NASDAQ:META) zum Monatsende Kasse gemacht.
Die Ölpreise gerieten gestern Nachmittag mächtig unter Druck, nachdem OPEC+ angekündigt hatte, dass es zu keiner formalen Ausweitung der bestehenden Produktionskürzungen kommen werde, wenngleich Saudi Arabien seine freiwillige Förderreduktion um 1 Mio Barrel pro Tag bis Q1 2024 aufrecht erhalten will. Auch einige andere Länder wie z.B. Russland wollen moderate Kürzungen vornehmen bzw. die bestehenden beibehalten.
Europas Börsen reagieren erfreut auf die Caixin-Meldung aus China und setzen unter Führung der Bergbauwerte Rio Tinto (LON:RIO) und Glencore (LON:GLEN) ihre Rallye fort. Dass alle Sektoren des STXE 600 zulegen, belegt, dass frisches Geld in die Märkte fließt. Dieses kommt nicht von den Anleihemärkten, denn auch dort steigen die Kurse. Neben dem üblichen Effekt zum Monatsanfang dürfte insbesondere die anhaltende Beruhigung beim Preisauftrieb zum guten Start in den Dezember beigetragen haben. So hat z.B. Goldman Sachs (NYSE:GS) nach den gestern veröffentlichten Inflationsdaten von lediglich 2,4% für November seine Projektionen angepasst und erwartet nun bereits in Q2 eine erste Zinssenkung der EZB. Italiens Notenbank-Gouverneur Fabio Panetta hat zudem seine Kollegen gewarnt, nicht zu lange „hawkish“ zu sein. Disinflation sei auf dem Weg. Es gälte nun, unbedingt zu vermeiden, dass mit zu hohen Zinsen – welche die wirtschaftliche Aktivität einschränkten und die Finanzstabilität gefährden könnten - unnötiger Schaden für die Wirtschaft entstände.
Der APX verliert 2 Punkte wegen der (zu) festen Staatsanleihen, in seiner systematischen Lesart ist dies evtl. Ausdruck von Rezessionsfurcht. Das Konjunkturmetall Kupfer bringt +4.