Am US-Anleihemarkt stiegen im gestrigem Tagesverlauf die Renditen spürbar an. Die 10y US-Staatsanleihen werfen aktuell 3,68% ab. Damit ist der Rückgang vom Mittwoch wieder egalisiert. Das belastete die US-Aktienmärkte ebenso wie der anhaltende Kurseinbruch bei Alphabet (NASDAQ:GOOGL). Im Handelsverlauf machte sich eine Konditionsschwäche bemerkbar, nahezu alle Aktien schlossen im Minus. Markantes Beispiel für den Intraday-Schwenk: Disney (NYSE:DIS), die nach +5,5% zum Start mit -1,5% schlossen. Bereits seit einigen Tagen fällt auf, wie schwierig es momentan ist, mit US-Aktien Geld zu verdienen, in der Breite driftet der Markt unter Schwankungen ab. Das ist am Indexstand ablesbar: der S&P 500 notiert 3% unter seinem bisherigen Jahreshoch im Tagesverlauf des 2. Februar. Interessanterweise passiert das vor dem Nachrichtenhintergrund (AAII-Umfrage), dass die US-Privatanleger erstmals seit fast einem Jahr wieder „bullish“ sind. Freilich ist das typisch: die Stimmung folgt den Kursen, nicht umgekehrt.
Dass die Entwicklung in Europa ganz anders verläuft – gestern wurde ein neues Zwölfmonatshoch erreicht – liegt laut Beobachtern an der Bewertung, aber auch am Gewinntrend der Unternehmen. Dieser habe sich in Europa zuletzt beschleunigt, während in den USA die Tendenz unverändert abwärts gerichtet ist. Die Berichtssaison in den USA verlief bislang durchwachsen, der Anteil der Bilanzen mit positiven Überraschungen war niedrig. Aber keine Regel ohne Ausnahme: auch in Europa gibt es Firmen mit enttäuschendem Zahlenwerk. Jüngstes Beispiel ist Adidas (ETR:ADSGN), mit -11% heute früh eine Belastung für ESX 50 und DAX.
In Japan bahnt sich eine Überraschung an: laut Wirtschaftszeitung Nihon Keizai Shimbun (Nikkei) plant die japanische Regierung, Kazuo Ueda zum neuen Notenbankchef zu ernennen. Dieser gilt als „falkenhafter“ als der bislang amtierende Haruhiko Kuroda und vor allem auch als der bislang als Favorit geltende Masayoshi Amamiya. Der Yen reagiert auf diese Meldung mit einem deutlichen Kurssprung. Nicht zu unterschätzen wäre diese Entscheidung für den globalen Carry Trade: ein tendenziell festerer Yen gepaart mit höheren Zinsen macht es unattraktiver bzw. sogar riskanter, sich in Japan zu verschulden und den Gegenwert in anderen Währungen anzulegen. Das wirkt also wie ein globaler Liquiditätsentzug. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum Aktien und Anleihen heute weltweit schwächer tendieren.
Der Hang Seng Tech Index verlor heute mit -4,7% mehr, als er gestern zulegte. Teilweise lässt sich das zwar begründen durch die Abgaben, die gestern bereits via Nasdaq / ADRs stattfanden, aber es türmten sich auch neue Verluste auf. Der seit Ende Oktober existierende steile Aufwärtstrend ist nun endgültig gebrochen und auch die jüngste Konsolidierungszone wurde nach unten verlassen.
Chinas Nationales Statistikamt meldet für Januar einen stärker als erwarteten Rückgang der Produzentenpreise (PPI) um 0,8% zum Vorjahr, nach -0,7% im Dezember. Der Verbraucherpreisindex (CPI) lag um 2,1% höher als ein Jahr zuvor, nach +1,8% im Dezember. Dass der CPI im Januar zulegt, ist üblich wegen des saisonal bedingten Anstiegs der Ausgaben während des Mondneujahrsfestes. Die schwache Entwicklung des PPI deutet darauf hin, dass Chinas Wirtshaft bislang nicht wieder in die Gänge gekommen ist. Dem entsprechend verzeichneten Festlandchinas Indizes heute Verluste.
Russland plant, als Reaktion auf den gegen das Land beschlossenen Preisdeckel ab März seine Ölproduktion um 500T Barrel/Tag zu kürzen. Mit dieser beträchtlichen Verknappung würde das globale Ölangebot unter der weltweiten Nachfrage liegen. Brent und WTI reagieren auf die Nachricht mit deutlichen Aufschlägen. Das wiederum beflügelt die Ölaktien (NYSE:XLE), weshalb der Energiesektor aktuell 1,5% zulegt und wegen seiner recht hohen Gewichtung im STXE 50 diesen damit vergleichsweise stabil (-0,5%) aussehen lässt.
Der Renditeanstieg führt zu einem Kursrückgang des Goldpreises: +2 Punkte (da Risk off - Indikator) im APX.