Abrupt einsetzende massive Gewinnmitnahme bei den Halbleiteraktien belasteten im Verlauf des Freitagshandels den Nasdaq 100 und über diesen auch den S&P 500. Vorhergegangen waren Zahlen des Schwergewichts Broadcom (NASDAQ:AVGO), die zeigten, dass die Geschäfte jenseits der KI-Fantasie zwar auch gut liefen, aber insgesamt doch deutlich weniger Zuwächse verzeichneten als die mit direkten Bezug zu Artificial Intelligence. Das warf wohl die Frage auf, ob die Bewertung des Sektors nicht doch etwas vorausgeilt ist: die meisten Chiphersteller haben wesentliche Geschäftsbereiche mit relativ flacher Dynamik. Wir haben am Freitag intuitiv den idealen Ausstiegszeitpunkt erwischt und kurz vor 17:00h exakt am Allzeithoch des Van Eck Semiconductor-ETFs unsere 6%-Position im apano Global Systematik verkauft. Gestern zum Xetra-Handelsschluss stand er sechs Prozent tiefer.
In Asien setzt sich gestern die jüngste Verkaufswelle in Japan fort. Dass das Q4-BIP kräftig von -0,4% auf +0,4% nach oben revidiert wurde, verstärkte Befürchtungen über eine straffer agierende Notenbank, die Erwartung des Marktes tendiert nun dahin, dass die BoJ bereit am 19. März die Zügel anzieht. Mit dem Break unter den 20-Tage Durchschnitt haben wir gestern Morgen unsere Investition in Japan mit immer noch sehr hohem Gewinn um ¼ reduziert. In China ist der Nationale Volkskongress zu Ende gegangen, bemerkenswert war der Appell, Energie einzusparen. Zudem verstärkten sich zuletzt aufgekommene Spekulationen, dass Chinas Regierung für die Installation von Solaranlagen Erleichterungen plane, was Aktien dieses Genres erneut befeuerte. Außerdem trafen sich Chinas Regulierer mit Bankern, um diese aufzufordern, den Immobilienentwicklern finanzielle Unterstützung zu gewähren. Gegen den globalen Trend zeigten sich Chinas Aktien gestern bärenstark, übertroffen wurden sie lediglich von Hongkong: der von uns gehaltene China Tech ETF legte im Xetrahandel 4% zu.
Heute früh zeigen sich sowohl die US-Futures als auch Japans Börsen (im Vergleich zum gestrigen offshore Xetraschluss) leicht erholt. Stimulanz für die US-Tendenz war der erfreulich gute Quartalsbericht des Software-Riesen Oracle (NYSE:ORCL) gestern nach US-Börsenschluss. Die Aktie zieht vorbörslich um 12% an, was den Nasdaq-Future leicht anschiebt. In Japan lagen die Produzentenpreise im Februar wie erwartet 0,6% höher als im Vorjahr, ggü. Januar ergab sich ein Zuwachs um 0,2%. Notenbankpräsident Ueda sprach heute die schwache Konsumneigung in Japan an. Ist das ein Indiz, dass im März doch noch keine Zinserhöhung kommt? Auch Finanzminister Suzuki (TYO:7269) warnte: die Deflation sei noch nicht vollständig überwunden. Der Yen gab erstmals seit sechs Tagen leicht nach. In Hongkong stiegen die Kurse heute früh erneut dynamisch an – der o.g. China Tech ETF legt aktuell weitere 1,7% zu.
Europas Indizes hielten sich gestern vergleichsweise stabil, hoher Abgabedruck bestand jedoch wegen der globalen Vorgaben im Technologiesektor. Aktuell steht der STXE 600 0,3% höher. Unter Führung von Banken und Basic Resources tendieren die meisten Sektoren freundlich. Gegen den Trend etwas schwächer Versorger (NYSE:XLU) und Automobile. Bei diesen könnte belasten, dass mit Xiaomi (HK:1810) ein neuer Player am chinesischen Markt für EV aktiv wird. Im ESX 50 liegen Prosus (AS:PRX) vorne, hier stimuliert die Tencent-Beteiligung. Auch SAP (ETR:SAPG) ist gesucht – das dürfe an den Oracle-Zahlen liegen. UK meldet einen überraschenden Anstieg der Arbeitslosigkeit und eine Verlangsamung bei den Lohnzuwächsen. Die Rendite der britischen Staatsanleihen (Gilts) fällt, mir ihr der Pfundkurs.
Heute Nachmittag werden die US-Verbraucherpreise (CPI) höchste Beachtung finden. Erwartet wird für den Februar Core-CPI ein Anstieg um 0,3% ggü. Januar bzw. +3,% ggü. Vorjahr, was der moderateste Zuwachs seit April 2021 wäre. Achtung: Sommerzeit – die Zahlen kommen bereits um 13:30 MEZ! Zuvor wird der monatliche OPEC-Report relevant
Bereits gestern verlor der APX 2 Punkte wegen des Nikkei-Kursrückgangs.