Bis morgen um 14:30h MEZ werden sich die Investoren wahrscheinlich abwartend verhalten. Dann werden die US-Verbraucherpreise (CPI) für den Januar veröffentlicht. Nach den äußerst stark ausgefallenen Arbeitsmarktdaten ist die Nervosität sehr hoch, dass es auch hier zu einer Wiederbeschleunigung kommen könnte. Die Renditen am US-Anleihemarkt haben sich in der letzten Woche bereits deutlich nach oben in Bewegung gesetzt: am 2. Februar warfen 10y US-Treasuries 3,37% ab, aktuell sind es 3,73%. Gegen diese Entwicklung sind die Aktienmärkte machtlos: im gleichen Zeitfenster hat der S&P 500 von seinem Intraday-Hoch fast 3% eingebüßt, was zum großen Teil auf die zinsanfälligen Techwerte zurückzuführen ist: der Nasdaq 100 knickte um 5,5% ein. So wurde die letzte Woche für Wall Street die bislang schlechteste seit Jahresbeginn. Die Konsenserwartung liegt bei einem CPI-Anstieg von 0,4% zum Vormonat bzw. um +6,2% zum Januar 2022. Extrem wichtig werden dann auch die Angaben zu den Einzelhandelsumsätzen, diese werden aber erst am Mittwoch veröffentlicht.
Heute früh hat die Schweiz ihre Januar-Verbraucherpreise veröffentlicht. Gegenüber Vorjahr kletterten diese um 3,3%, das ist mehr als mit +2,8% prognostiziert, trotzdem nicht überzubewerten: dahinter steht der Sondereffekt, dass in der Schweiz Strompreise nur 1x im Jahr (im Januar) angepasst werden. Diese stiegen seit 01/2022 um 25%. Die EU-Kommission gibt eine recht zuversichtliche Prognose für 2023 und 2024 ab: in diesem Jahr würde das BIP in der Eurozone um 0,9% wachsen – die vorherige Schätzung lag bei +0,3% - für nächstes Jahr werden +1,5% erwartet. Zugleich hofft sie auf eine stärkere Beruhigung der Inflation: für 2023 geht sie nun von 5,6% aus – bislang 6,1% - für 2024 erwartet sie lediglich noch eine Teuerung von 2,5%. Vermutlich ist der anhaltende Einbruch der Gaspreise einer der wichtigsten Gründe für diesen recht rosigen Ausblick. Auch heute rutscht der Dutch TTF Natural Gas Future wieder ab und fällt auf ein neues 12-Monats-Tief. Er notiert weit unterhalb des Preisniveaus, das er am Tag vor der russischen Invasion hatte. Der STXE 600 legt zur Stunde um 0,3% zu, die Sektoren Bau (Barclay hat das Kursziel für das Schwergewicht Vinci (EPA:SGEF) erhöht) und Industrie führen mit je knapp +1% die Entwicklung an. Gewinnmitnahmen beim Öl belasten hingegen Energietitel und auch Basisrohstoffe setzen ihre derzeitige Unterperformance fort. Hier belastet der duale Anstieg von US-Dollar und Zinsen, aber auch die Sonderstory, dass der südafrikanische Staat Botsuana – größter Diamantenproduzent des Kontinents - erwägt, die Zusammenarbeit mit der Anglo American (LON:AAL) Tochter De Beers zu beenden.
Der Yen zeigt sich heute früh schwach. Der vermutlich neue (Japans Regierung entscheidet morgen) Notenbankchef Kazuo Ueda gilt zwar als eher „falkenhaft“, bekannte sich in einem Interview jedoch zu einer vorläufigen Fortsetzung der ultralockeren Zinspolitik. Japans Aktien konnten davon aber nicht profitieren. China erhöht die Anforderungen an die Banken, ihre Asset-Risiken zu klassifizieren. Finanzwerte notieren schwächer, jedoch legten Chinas Aktien u.a. dank der Index-Schwergewichte Kweichow Moutai (SS:600519) und Contemporary Amperex Technology zu. In Hongkong notierten Techwerte freundlich, während Immobilienaktien unter Druck standen. Die South China Morning Post schreibt, dass Link Reit, Asiens größter Immobilienentwickler, überraschend eine 2,4 Mrd USD-Finanzspritze von seinen Anteilseignern erbeten hat. Der Hang Seng Property Index, erschrocken über diese Maßnahme, verlor 3,1%. Jedoch sagt das Unternehmen, dass HSBC (LON:HSBA), DBS, JPMorgan (NYSE:JPM) und andere Banken die neuen Anteile (mit einem 30%-Discount) übernehmen werden. Link Reit selbst sackte um 12,8% ab.
Der APX verliert 3 Pinkte wegen des Renditeanstiegs in Südeuropa. Unterhalb des Radars ziehen Volas und Creditspreads an.