Den Republikanern fehlen nur noch zwei Sitze zur Mehrheit auch im Repräsentantenhaus, den Demokraten hingegen elf. Die „Rote Welle“ ist damit so gut wie sicher. Donald Trump erhält daher eine hohe Machtfülle, was ihm ermöglicht, seine Agenda durchzusetzen. Gestern wurde an den Märkten die Schattenseite dieses Szenarios gehandelt: die Erwartung einer laxen Ausgabenpolitik treibt die Renditen der langlaufenden US-Staatsanleihen immer höher: mit 4,44% für die 10y Treasuries stehen sie heute früh auf dem höchsten Stand seit Anfang Juli – trotz seitdem erfolgter kräftiger Senkung der kurzen Zinsen durch die Fed. Diese Entwicklung belastete gestern die US-Aktien mit Ausnahme der wenig zinssensitiven Titans und der nicht zyklischen Verbrauchsgüterbranche. Deutlich unter Druck (-1,8%) gerieten die kleineren Unternehmen des Russell 2000, die zumeist über vergleichsweise wenig Eigenkapital verfügen und eine hohe Schuldenquote aufweisen. Das hohe Gewicht der stabilen Megacaps ließ den S&P 500 robuster erscheinen, als er tatsächlich war. Die US-Futures zeigen sich zur Stunde abwartend. Da heute Nachmittag die US-Verbraucherpreise für Oktober veröffentlicht werden, ist es zu früh, über die Tagestendenz zu spekulieren. Erwartet wird ein Anstieg des CPI von 2,6% im Vergleich zum Vorjahr (+0,2% zum September) bzw. von +3,3% in der Kernrate. Spannend wird, ob die Zahlen neue Zinsfantasie werden entfachen können. Momentan rechnen etwa 2/3 der Marktteilnehmer mit einem weiteren Schritt der Fed im Dezember. Wegen der zu erwartenden expansiven Fiskalpolitik der Republikaner kalkulieren die Marktteilnehmer mit einer restriktiveren US-Notenbank: es werden momentan nur noch zwei Zinsschritte bis Ende Juni 2025 prognostiziert, vor zwei Wochen waren es noch vier.
Sehr schwach performten gestern die europäischen Aktienmärkte. Alle Sektoren wiesen teils heftige Verluste auf. Der STXE 600 schloss mit ca. -2% auf dem niedrigsten Stand seit Mitte August. Die heutige Börseneröffnung zeigt bislang kaum Rückkaufneigung. Es gibt jedoch eine kleine Rotation: die in den letzten Tagen besonders geprügelten Basisrohstoffe legen leicht zu, wohingegen die gestern noch vergleichsweise stabilen Techwerte zur Stunde das Schlusslicht bilden. Stärkster Sektor ist die Energiebranche, was auf die Sonderrallye von Siemens Energy (ETR:ENR1n) nach einem erstaunlich guten Q3-Report zurückzuführen ist.
Fernost präsentierte sich heute früh nach dem gestrigen schwachen Tag überwiegend erneut leichter. Da der Yen wieder zur Schwäche neigt, sind die Verluste in Japan für den nicht gehedgten Nikkei-ETF zu Stunde mit -1,4% recht deutlich ausgeprägt. Unter Ausklammerung des Yen-Effekts ist der Rückgang hingegen mit lediglich -0,4% moderat und zeigt, dass der eigentliche Kursrückgang in Japan bereits gestern offshore erfolge – genauso wie schon am Vortag. Der japanische Kassamarkt folgt damit derzeit den "offshore" Nikkei-Futures. Dort wiederum zeichnet sich aktuell eine zaghafte Erholung ab. Unter Druck stand erneut der südkoreanische KOSPI (-2,6%), der australische S&P/ASX 200 gab um 0,75% nach. Freundlich hingegen China – hier werden zur Stunde die gestrigen Kursrückgänge von über 2% zum großen Teil wieder aufgeholt.
Interessant ist eine Beobachtung von Bloomberg: der MSCI World (ETR:X010) ex USA notiert auf Dreimonatstief. Das deute darauf hin, dass Trumps „America First“ -Vision von den globalen Investoren ernst genommen werde. Auch das Exposure von Fondsmanagern zu Gunsten von US-Aktien sei so stark ausgeprägt wie zuletzt 2013. Meiner Meinung nach liegt das aber auch zum großen Teil daran, weil die US-Unternehmen schlichtweg in der Breite liefern, was an den guten Q3-Reports der S&P 500 Komponenten ersichtlich wird. Wir sind bereits seit vielen Wochen in den USA massiv übergewichtet, was ein Grund dafür ist, dass der apano Global Systematik gestern erneut auf ein neues Allzeithoch kletterte.
Der APX verliert wegen Nikkei und STXE 600 vier Punkte.