Die US-Produzentenpreise (PPI), Maßstab für die Großhandelspreise, sind im Juli um lediglich 0,1% (erwartet 0,2%) geklettert und liegen nun noch 2,2% (Vormonat 2,7%) über dem Vorjahr. Das entspricht nahezu dem Inflationsziel der Fed. Diese kann sich damit nun ihrer anderen Aufgabe, dem Arbeitsmarkt zuwenden. Da dieser sich zuletzt schwach entwickelte, spricht auch aus dieser Ecke Einiges dafür, dass die US-Notenbank die Zinsen zügig absenken könnte. Die Börsen feierten gestern vor, jedoch werden letzte Zweifel erst heute Nachmittag beseitigt werden können, wenn der Verbraucherpreisindex vorgelegt wird. Hier wird für den offiziellen sowie für den Kern-CPI jeweils ein Anstieg um 0,2% erwartet. Der Aufschlag zum Vorjahr liegt jedoch noch bei 3% bzw. 3,2%, das heißt, in dieser Kennzahl ist die Fed noch ein Stück von ihrem Ziel entfernt. Sollte der Wert auf der Unterseite überraschen, darf trotzdem von einem 0,5%-Zinsschritt im September geträumt werden. Ansonsten werden es eben lediglich 0,25%. Ein Stillhalten der Fed gilt als ausgeschlossen, denn sie müsste nun „eigentlich“ ihr zweites Ziel in Angriff nehmen: den Arbeitsmarkt wieder in Schwung zu bringen. Hier weist CNBC auf die Sahm-Rule hin. Das ist ein Echtzeit-Rezessionsindikator, der von der US-Ökonomin Claudia Sahm entwickelt wurde. Er schlägt Alarm, wenn innerhalb von 12 Monaten die Arbeitslosenquote um mindestens 0,5% über den niedrigsten Wert steigt. Aktuell liegt die Quote bei 4,3% und damit 0,8% über dem Tiefstand. Wenngleich dieser Zuwachs auch teilweise mit hoher Migration begründet werden kann, so ist der Anstieg dennoch beachtlich. Sollte die Fed im September keine Zinssenkung vornehmen, dürften die Aktienmärkte sehr unfreundlich reagieren.
Die Renditen der US-Anleihen fielen deutlich auf 3,86% zurück, was den USD schwächte und Gold beflügelte. Nur moderat war hingegen die Entwicklung in der Breite der Aktienmärkte. Die Indizes wurden positiv überzeichnet von der Stärke der Techs/Titans. Der gleichgewichtete S&P 500 kam ebenso wie der Russell 2000 kaum voran. Vielleicht lag das auch daran, dass die erfreuliche Entwicklung des PPI auch eine gravierende Schattenseite hat: denn ihr zu Grunde liegt auch eine in Teilbereichen ausgeprägte Margenabschwächung. Heute früh tendieren die US-Futures seitwärts in gespannter Erwartung des CPI-Reports.
Japans Börsen legten gestern „offshore“ weiter deutlich zu, was im offiziellen Handel heute früh nachgeholt wurde. Jedoch entstanden keine frischen Aufschläge. Sydney reagierte wohlwollend auf die Zinssenkung in Neuseeland. In Südkorea legten die Kurse um 0,9% zu. Regional gefragt waren insbesondere erneut Halbleiteraktien. Chinas Börsen gaben nach. Dies wird begründet mit dem erstmals seit 19 Jahren gesunkenen Kreditvolumen der Banken. Das offenbart den uninspirierten Zustand der Wirtschaft. Zudem warten die Investoren auf morgen anstehende neue chinesische Konjunkturdaten (Einzelhandelsumsätze, Hauspreise und Industrieproduktion) .
Wieder einmal bildet in Europa der Sektor „Basisrohstoffe“ die hohe Abhängigkeit von China ab: die konjunkturelle Flaute dort – welche sich durch die Zurückhaltung bei den Neukrediten noch stärker mainifestiert - schlägt sich darin nieder, dass der Branchenindex 1% verliert, obwohl der STXE 600 0,45% zulegt. Ganz konkret belasten aber auch die warnenden Töne, die der weltgrößte Stahlproduzent, die China Baowu Steel Group, bei Veröffentlichung des Q2-Reports anschlägt: es drohe eine sehr ernsthafte Krise der Branche. Die Eisenerz-Futures taumeln auf ein neues Einjahrestief. Natürlich wird es nach 14:30h mit den US-CPI Zahlen lebhaft werden. Wobei: die wirklich wichtigen Zahlen kommen erst morgen. Denn dann werden US-Konjunkturdaten veröffentlicht (Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und Jobs). Die globalen Investoren benötigen griffige Signale, dass zumindest die US-Wirtschaft nicht noch weiter an Schwung verliert.
APX: +1 VIX, +1 EM-Aktien, S&P +3.