Die US-Verbraucherpreise entwickelten sich im Mai exakt wie erwartet. Da die FED eine transparente Zinspolitik betreibt und diese neuen Daten kein Schockelement enthielten, dürfte es so kommen, wie sie es bereits über ihre Gouverneure in den letzten Wochen angedeutet hat: die US-Notenbank wird heute die Zinsen nicht anheben. Jedoch wird wichtig, was Jerome Powell in der anschließenden PK verkünden wird zum weiteren Vorgehen. Derzeit geht die Mehrheit der Marktteilnehmer davon aus, dass die US-Notenbank im Juli den nächsten Zinsschritt vollzieht. Ganz sicher wird sich Powell heute nicht festlegen, sondern die Strategie der FED bekräftigen. Das bedeutet, weiterhin auf Sicht zu fahren, also die eingehenden Konjunkturdaten zur Basis der Entscheidungen zu machen – ganz wichtig daher heute um 14:30h die Bekanntgabe der Mai-Produzentenpreise. Der PPI läuft der Verbraucherinflation voraus. Rhetorik ist eine wichtige Taktik der FED. Deshalb wird sie die unerschütterliche Entschlossenheit zur Inflationsbekämpfung betonen und ganz sicher wird wieder der Satz fallen, dass die Inflation zu hoch ist und die US-Notenbank entschlossen handeln wird, um sie in den Zielkorridor zurück zu führen. Die US-Aktien legten gestern auf breiter Front zu, beachtenswert dabei erneut die Stärke des Nebenwerteindex Russell 2000.
In Fernost verzeichnete Japan weitere stattliche Zugewinne, in China und Hongkong gaben die Kurse hingegen nach. Lediglich der Hang Seng Tech Index konnte sein Niveau halten. Morgen früh wird China wichtige Wirtschafszahlen für den Mai veröffentlichen. Bei den Einzelhandelsumsätzen wird ein Anstieg um 13,7% zum Mai 2022 erwartet, nach +18,4% im April. Aber Achtung: vor einem Jahr war Shanghai im Lockdown, deshalb sind diese Werte positiv überzeichnet. Für die Industrieproduktion wird ein Anstieg um lediglich 3,5% im Vorjahresvergleich prognostiziert nach +5,6% im April. Auch bei den Bauaktivitäten gehen die Voraussagen von einer Abschwächung des Wachstums aus. Laut CNBC vermutet die britische Barclay`s Bank, dass China in einen Zinssenkungszyklus einschwenken wird und bis Frühjahr 2024 jedes Quartal eine Reduktion vornehmen wird. Insbesondere für Immobilienkredite auf Neu- und Gebrauchtobjekte erwartet sie eine massive Senkung um 60-80 Basispunkte. Auch die Citibank (NYSE:C) sieht einen Wandel im Verhalten der chinesischen Notenbank: eine Abkehr vom „zuwarten und beobachten“ hin zu proaktivem Handeln.
Europas Aktienmärkte legen nach zögerlichen Beginn mittlerweile um 0,5% zu. An der Spitze stehen Automobilwerte, gefolgt vom Bausektor – Vinci (EPA:SGEF) ist aktuell stärkster Titel im STXE 50. Dass die Bergbauwerte Rio Tinto (LON:RIO) und BHP (ASX:BHP) in Sydney heute früh um 3% gesprungen sind, stimuliert den Basis Resources - Sektor weiter. Australien hatte gestern Feiertag und heute früh die Rallye vom Dienstag nachgeholt. Die Internationale Energie Agentur (IEA) hat ihre Schätzung für den Ölverbrauch in 2023 um 200T Barrel pro Tag nach oben revidiert. Erwartet wird nun ein globaler Tagesverbrauch von 102,3 Mio Barrel. Da zugleich das Angebot steige, bleibe der Markt im Gleichgewicht. Wegen der sukzessiven Substitution von Verbrennern zu EVs werde sich das Nachfragewachstum in den nächsten Jahren immer stärker abschwächen. Den Hochpunkt des globalen Verbrauchs sieht die IEA 2028 erreicht bei dann 105,7 Mio Barrel pro Tag. Ölpreis und Energieaktien (NYSE:XLE) reagieren bislang kaum verändert auf diese Prognose. Unter leichtem Druck steht heute Prosus (AS:PRX), was den ansonsten freundlichen Gebrauchsgütersektor abbremst. Das Unternehmen erwartet für das GJ 2022/2023 deutlich sinkende Ergebnisbeiträge seiner Portfoliounternehmen. Insbesondere Chinas Internetriese Tencent (HK:0700), an der Prosus mit 26% beteiligt ist, dürfte die Bilanz belastet haben.
Im APX verlieren span. Staatsanleihen (Risk on Indikator) einen Punt. Der leichte globale Zinsanstieg belastet zugleich den Risk off - Indikator Gold (+2). Damit steigt der APX auf ein neues Zyklushoch.