Der Kursabsturz der kleineren US-Regionalbanken wurde gestern durch Schnäppchenjäger und Shorteindeckungen teilweise wieder aufgeholt. Das half dem Gesamtmarkt ebenso wie die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise für Februar: der Anstieg des CPI fiel in etwa wie erwartet aus. Damit dürfte die kürzlich von einigen Marktteilnehmern befürchtete 0,5%-Zinserhöhung der FED im März vom Tisch sein. Zwar gelang dem S&P 500 deshalb eine kräftige Erholung, zu beachten ist aber, dass diese exakt an der wichtigen 200-Tagelinie (3938 ) endete. Offenbar gibt es dort etliche Abgabe bereite Investoren, viele Analysten sind bekanntlich pessimistisch. Dem Durchbrechen dieser Trendlinie folgt fast immer eine stärkere Bewegung in Laufrichtung – das gleiche gilt aber auch bei einem Abpraller. Seit einem Jahr endeten fast alle Ausflüge der Bullen an dieser Durchschnittlinie, so dass akut erhöhte Wachsamkeit erforderlich ist. Fast genauso hohe Beachtung findet die 100-Tagelinie. Diese verläuft aktuell bei 3849. Vor größeren Long- Engagements erscheint es deshalb empfehlenswert, darauf zu achten, dass beide Barrieren überwunden werden. Erst bei Kursen oberhalb von 3950 – also etwa 1,7% oberhalb des aktuellen Standes - erscheint es uns deshalb vertretbar zu sein, sich wieder stärker prozyklisch „long“ zu positionieren. Interessant am Rande: laut Reuters hat Goldmans Sachs das Bondportfolio erworben, welches die Silicon Valley Bank mit 1,8 Mrd USD Verlust veräußert hatte.
In Asien setzte sich die Erholung der US-Aktien abgebremst fort. Gut performte Hongkong unter Führung des Tech-Segments, das 2% zulegte. Aus China kamen zwar ordentliche Wirtschaftsdaten: im Zweimonatsfenster Jan-Feb sind sowohl Einzelhandelsumsatz (+3,5% gegenüber Vorjahr) als auch die Industrieproduktion (+2,4%) angestiegen. Jedoch lag hier der Zuwachs unter den Erwartungen von +2,6%. Chinas Festlandbörsen legten wie Südkorea und Australien zwischen 0,6-1,3% zu. Japan trat auf der Stelle: Bankaktien (NASDAQ:KBWB) wurden zurück gekauft, dafür standen Eisenbahngesellschaften unter Druck.
In Europa fällt die Gegenbewegung von gestern wieder komplett wieder in sich zusammen. Zwar berichtet Deutschland über eine weitere Beruhigung bei den Großhandelspreisen – der Anstieg ggü. Feb 2022 beträgt 8,9%, im Januar waren es noch +10,6%. Aber zwei wichtige Unternehmen des Einzelhandels enttäuschten die Anleger: der Umsatz von Inditex (BME:ITX) (u.a. Zara, Pull & Bear) war in Q4 etwas schwächer gestiegen als erwartet (Aktie -4%), das gleiche berichtete H&M (ST:HMb) für sein erstes Quartal (Aktie -7%). Unter hohem Abgabedruck stehen auch die Bergbauwerte, was an Chinas Plänen liegt, die Stahlproduktion in 2023 zu kürzen. Das bedeutet weniger Nachfrage nach Eisenerz. Die dritte große Verlierergruppe sind die Banken, die zur Stunde nicht nur alle Gewinne der gestrigen Gegenrallye wieder abgeben müssen, sondern nun sogar noch tiefer stehen als am Montag. Auch Autowerte stehen deutlich unter Druck, was daran liegen könnte, dass Chinas Statistik belegte, dass der Neuabsatz zurück geht. Auf die Stimmung an Europas Börsen dürfte zudem die Aufwärtsrevision der Verbraucherpreise in Frankreich (besonders Lebensmittel und Dienstleistungen) drücken: zum einen wird dies allmählich zum sozialen Problem, zum andern wird es die Optimisten, die mit dem SVB-Zusammenbruch hofften, die EZB würde nur um 0,25% erhöhen, ernüchtern.
Der APX verliert aktuell nach den seit gestern Vormittag wieder anziehenden globalen Renditen alle zuletzt in den Bond-Indikatoren gewonnenen 11 Punkte. Das wechselt aber evtl. morgen wieder – der heutige neue Aktieneinbruch scheint die Anleihekurse gerade wieder zu beflügeln. Einen Pluspunkt bringt der leichte Rückgang der US-Vola. Mit -14 liegt der Index auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2022. Nachdem nun fast alle Aktien- und Renten-Indikatoren des APX negativ sind, werden wir uns der empfohlenen niedrigen Soll-Allokation weiter annähern.