Nach dem freundlichen Wochenstart sind am gestrigen Dienstag die wichtigsten europäischen Aktienmärkte nach einem volatilen Verlauf nahezu unverändert aus dem Handelstag gegangen. Der Dax schloss mit 15.251 Indexpunkten (+0,1%) leicht besser. Spitzenreiter war mit deutlichem Abstand dank einer positiven Unternehmensanalyse der Flugzeugbauer Airbus (EPA:AIR) (+3,6%). Das Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft, der ZEW-Index, konnte sich in Bezug auf die Konjunkturerwartung deutlicher aufhellen als vom Markt erwartet wurde. Die Erwartungen lagen bei -8,5 Punkten (Vorwert lag bei -11,4). Tatsächlich betrug der Wert nur -1,1. In Europa konnte sich der Euro Stoxx 50 mit einem Plus von +0,1% behaupten. Unter den Sektoren lagen die Einzelhandelswerte mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 1% weit vorne, Finanzwerte hingegen verloren im Schnitt -0,8%.
Nachmittags überraschten die sehr positiven Einzelhandelsdaten aus den USA. Nach einem Vorwert von 0,9 wurde ein Abfallen auf 0,2 erwartet. Die US-Konsumenten zeigten sicher abermals als Rückgrat der US-Wirtschaft und der Wert lag mit 0,6 um Faktor 3 besser als erwartet. Es hat sich doch in den letzten Monaten immer wieder gezeigt, dass die US-Wirtschaft außerordentlich robust ist. Immer wenn viele Marktteilnehmer denken, die von vielen prognostizierte Rezession, würde sich langsam im Wirtschaftsbild zeigen, überraschen Konjunkturdaten und signalisieren Stärke. Auch die US-Industrieproduktion konnte im September positiv überraschen. Damit erhöht sich allerdings im Umkehrschluss der Druck auf die FED und Zinserhöhungen sind nicht final vom Tisch, was letztlich den Aktienmarkt belastet. Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen jedenfalls reagierten unmittelbar und stiegen in der Spitze auf 4,85 und klettern aktuell moderat weiter. Der S&P500 schloss mit einem knappen Minus. Zudem drückt der politische Machtkamp in den USA auf die Stimmung. Gestern scheiterte erneut die Neuwahl des Sprechers des Repräsentantenhauses. Die Blockade hat nach wie vor schwerwiegende Folgen für die Verabschiedung des Haushaltplans sowie damit zusammenhängend auch die Finanzierung der Aktivitäten im Kontext des Ukrainekrieges und des Israel-Gaza-Kriegs.
In Asien meldet sich China mit den BIP-Daten des 3. Quartals. Die Wirtschaft wuchs mit 1,3% in diesem Quartal. Das BIP des 2. Quartals lag noch bei 0,5%. Die Zahlen entsprechen einem Wachstum auf Jahresbasis von 4,9%. Einerseits wird damit deutlich, dass sich die chinesische Wirtschaft weiter stabilisiert. Jedoch liegt die Krise am Immobilienmarkt und auch die sich weiter verschärfenden Wirtschaftssanktionen des Westens als Schatten über dem Markt. Gestern erst hatten die USA die Restriktionen für die Lieferung von Chips verschärft, was speziell Nvidia (NASDAQ:NVDA) betrifft. Die Aktie von Nvidia schloss mit -4,7% deutlich.
Ganz aktuell lässt die Eskalation im Israel-Gaza-Krieg sowohl Öl als auch Gold steigen. Neben dem ungeklärten Einschlag einer Rakete in einem Krankhaus im Gazastreifen, verringert auch die Absage des Gipfeltreffens zwischen dem US-Präsident Joe Biden und arabischen Führern die Wahrscheinlichkeit einer diplomatischen Lösung.
Die Unsicherheit zeigt sich auch im Börsen-Stimmungsindex APX. Die zuletzt wieder gestiegene Volatilität verschlechtert das angeschlagene Stimmungsbild um -1 auf in Summe -22 Punkte. Einerseits scheint der Markt auf diesem Niveau durchaus einen Boden finden zu wollen. Anderseits ist die geopolitische Lage sehr fragil und es könnte auch durchaus noch eine Stufe nach unten gehen.