Die US-Börsen (ETR:SXR4) gerieten am großen Verfallstag unter Abgabedruck, der sich über alle Sektoren erstreckte. Hauptauslöser war der schwache Anleihemarkt, die Renditen der 10y US-Staatsanleihen schlossen oberhalb der kritischen 4,30er Marke. Möglicher Hintergrund: die hohen Forderungen der Autogewerkschaft UAW. Die Gefahr eines Branchen übergreifenden Lohnkostenschubs ist real. Ohne Preiserhöhung belastet das die Gewinnmarge – was nach jüngsten Aussagen selbst Präsident Biden ok findet. Bauen aber die Firmen die gestiegenen Personalkosten in ihre Verkaufspreise ein, dreht sich die Inflationsspirale bald wieder schneller, was der FED gar nicht gefallen dürfte. Die Wachstumswerte insbesondere aus dem Technologiesektor verloren wegen des Zinsanstiegs am meisten. Unter Druck standen aber auch die Energiekonzerne, trotz weiter steigendem Ölpreis. Hintergrund: laut Wall Street Journal reichte der US-Bundesstaat Kalifornien am Freitag eine Milliardenklage gegen „Big Oil“ ein mit dem Vorwurf der bewussten Umweltzerstörung über Jahrzehnte hinweg. Einen dritten Grund für die schwächere Börsenverfassung lieferte der Uni Michigan Index September. Mit 67,7 fiel die Stimmung unter den Verbrauchern schlechter aus als mit 69,2 prognostiziert. Dennoch ist der Wert klar expansiv – die privaten US-Verbraucher schauen optimistischer in die Zukunft als die Börsenanalysten, die laut JPMorgan`s Aktien-Chefstrategen Wilson mittlerweile überwiegend für 2024 eine Rezession erwarten. Die Fabrikaktivität im Bundesstaat New York hat dank neuer Aufträge unerwartet zugelegt und unterstreicht die gegenwärtig robuste Verfassung der US-Wirtschaft. Dies plus der steigende Ölpreis gilt jedoch als Warnsignal für die FED, die diese Woche tagt. Es wird zwar keine Zinserhöhung erwartet, wohl aber muss damit gerechnet werden, dass Jerome Powell in seiner Pressekonferenz die Zinssenkungshoffnungen für 2024 weiter dämpft.
In Fernost belasteten heute früh die negativen Vorgaben aus den USA. Am unteren Ende stand der Hang Seng Index mit -1,3%. Hier verlor insbesondere wieder der Immobiliensektor: Zhongrong International Trust meldete, einige Rückzahlungsverpflichtungen könnten nicht geleistet werde. Das Unternehmen hält Beteiligungen im Property-Sektor. Die Festlandchina-Börsen hingegen konnten sich nach schwächerer Eröffnung stabilisieren und gegen den regionalen Trend zulegen. Der CSI 300 hatte den Handel am Freitag auf Jahrestief beendet. Japans Börsen blieben wegen eines Feiertags geschlossen.
Europas Börsen starten mit Abgaben in die neue Woche. Zwar war der US-Kursrückgang zum größten Teil bereits am Freitagnachmittag (MEZ) eingetreten, aber: die Rendite der 10y Treasuries steht bei 4,355%, das ist ein neues Zyklushoch. Spannend: am 22.8. traten auf diesem Niveau Käufer auf, die dann bis Monatsende einen Renditerückgang um 20 Basispunkte bewirkten. Wird sich das heute wiederholen? Falls nein: wir stehen bereit. Bei 4,40% wollen wir unsere bislang kleine Position in US-Langläufern ein wenig aufstocken.
Unter den Branchen des STXE 600 legen Einzelhandel und Versorger (NYSE:XLU) aktuell zu. Auch Finanztitel (NYSE:XLF) tendieren stabil. Negative Ausnahme ist Societe Generale (EPA:SOGN), der neue CEO legte heute früh eine sehr defensive Geschäftsstrategie vor. Unter Abgabedruck stehen die Sektoren Gesundheit, Bau und Technologie. Dass TSMC (NYSE:TSM) am Freitag große Ausrüster gebeten hatte, die Lieferung neuer Anlagen zur Chip-Produktion zu verschieben, wirkt heute weiter nach. Dies wird als Botschaft verstanden, dass die Nachfrage schleppend verläuft. Dazu passend: Nordic Semiconductor hat heute früh seine Prognose für Q3 gesenkt. Mit -13% ist die Aktie der größte Verlierer im STXE 600. Reuters weist darauf hin, dass sich auch die Streiks in der US-Autoindustrie auf die Nachfrage nach Halbleitern negativ bemerkbar machen könnten.
APX: Deutsche Staatsanleihen -2. Gold -2. Negativ zu werten: klettert trotz steigender Zinsen. S&P -6. Shanghai Composite +2. DAX -4.