Die neue Handelswoche beginnt in Asien, wie die alte geendet hat. Weiterhin stehen Chinas Aktienmärkte unter Abgabedruck und Japans Börsen profitierten auch heute früh wieder von verhältnismäßig guten Rahmenbedingungen – niedrige Inflation und daher niedrige Zinsen – sowie anscheinend auch von einigen regionalen Umschichtungen aus China. Dass Chinas Botschafter in Frankreich, Lu Shaye, am Wochenende in einem in Frankreich ausgestrahlten TV-Interview die Souveränität der baltischen Staaten angezweifelt hat, rief zu Recht eine weltweite Welle der Empörung hervor und verlangt nach einer offiziellen Richtigstellung der chinesischen Regierung. Diese ist nun offenbar erfolgt- die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, sagte heute früh – wenngleich auch erst nach einer konkreten Anfrage - in einer Pressekonferenz in Peking, Chinas Haltung sei unverändert: das Land respektiere die Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjet-Republiken als souveräne Staaten nach der Auflösung der Sowjetunion. Das Ausbleiben einer solchen Klarstellung hätte indiziert, dass das Land entgegen seiner Beteuerungen Russlands militärischen Kurs befürwortet und die Bedrohung von Taiwan real, wenn auch sicher nicht unmittelbar bevorstehend, wäre. Insofern war dieses Statement geopolitisch sehr wichtig.
Europas Bösen starten behauptet in den Tag. Auffallend ist, dass es seit Handelsbeginn zu einer kleinen Rotation kam. Zu Beginn standen defensive Sektoren vorne, nun sind es Einzelhandel und Automobile. Auf Ebene der Einzelaktien führt Philips (ETR:PHI1) den STXE 600 an. Der Q1-Report des Unternehmens für Gesundheitstechnologie führt zu einem Kurssprung von 12% und beflügelt auch die Kurse von Fresenius Medical Care (ETR:FMEG) und Siemens Healthineers (ETR:SHLG). Am hinteren Ende des STXE 50 notieren wegen ihrer erneut schwachen Tencent-Beteiligung wieder einmal Prosus (AS:PRX)
Der ifo-Geschäftsklimaindex für April steigt von 93,2 auf 93,6. Prognostiziert war 93,8. Positiv ist der Anstieg der Geschäftserwartungen zu beurteilen. Freilich hat sich die aktuelle Lage ein klein wenig eingetrübt.
An den US-Börsen (ETR:SXR4) stehen diese Woche u.a. die Zahlen von Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Amazon (NASDAQ:AMZN), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Meta (NASDAQ:META) an. Das wird Aufschluss liefern, ob die seit Jahresanfang gelaufene Rallye der Mega-Caps, dank derer der S&P 500 einen positiven Jahresauftakt hatte, gerechtfertigt ist. Bloomberg berichtet, dass die Netto-Short Positionen auf 10y US-Staatsanleihen einen neuen Höchststand erreicht hätten. Diese Markteilnehmer gehen davon aus, dass die langlaufenden Renditen über das derzeitige Niveau hinaus klettern werden, also im Umkehrschluss vermutlich erwarten, dass die FED in absehbarer Zeit nicht an eine Reduktion der Zinssätze denkt. Gleichzeitig notieren auch die Netto-Short Positionen auf den S&P 500 auf einem 12-Jahreshoch, obwohl die Unternehmen, die bislang ihre Zahlen vorgelegt haben, ihre Margen ganz überwiegend auf einem auskömmlichen Level halten oder sogar ausbauen konnten.
Aus den jüngsten Zahlen von Refinitiv geht hervor, dass die Umfrageteilnehmer erwarten, dass die Gewinne der STXE 600 Unternehmen in Q1 um 2,5% fallen werden – Anfang März lagen die Erwartungen bei +5,4%. Für den S&P 500 wurden die Taxen hingegen von -5,2% auf -4,7% leicht angehoben. Für das zweite Quartal wird von den Befragten für den STXE 600 ein weiterer Gewinnrückgang um 5,4% erwartet. Einige Analysten halten diese Skepsis aber für überzogen. Wichtig sei die Beobachtung der Gewinnmargen, insbesondere bei den Konsum nahen Unternehmen, und die weitere Inflationsentwicklung.
Im APX verlieren der Shanghai Composite Index und der Schwellenländer-Aktienindex MSCI EM zusammen 3 Punkte.