Der erschreckend schwach ausgefallene Euroregionen-Index für das verarbeitende Gewerbe drückte im gestrigen Handelsverlauf spürbar auf die zyklischen Sektoren. Noch stärker unter Druck stand jedoch das Luxusgütersegment: eine Aktie wie LVMH (EPA:LVMH) verliert nicht jeden Tag 5% an Wert. Dahinter stehen Sorgen, dass die Kauflust der US-Amerikaner auf hochpreisige Waren nachlassen könnte. Heute früh sind die beiden schwächsten Branchen Automobile sowie Basisrohstoffe. Der Rohstoffsektor fällt auf ein neues 2023er Tief. Akuter Auslöser ist der Kurssturz von Kupfer unter die psychologische 8000 USD/Tonne - Marke, das ist der niedrigste Stand seit November. Dahinter steht ein wochenlanger schleichender Kursverfall, der damit zusammen hängt, dass China – entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit – nicht die Ausgaben für Infrastruktur und/oder Wohnungsbau hochfährt, um seine lahmende Wirtschaft anzukurbeln.
Wie schon in den USA und Fernost beginnen die Marktteilnehmer nun auch in Europa, einen Zahlungsausfall der USA einzupreisen. Dass die Republikaner anzweifeln, dass bereits am 1. Juni erste Zahlungen eingestellt werden könnten, ist ein neues Indiz, dass sie anscheinend bis aufs Äußerste pokern wollen – und die Demokraten stehen dem offenbar in nichts nach. Es wird nun gefährlich, denn an den Börsen könnte sich eine Lawine in Bewegung gesetzt haben – interessanterweise wurde diese These vor einigen Wochen von einigen Beobachtern geäußert: „erst, wenn Wall Street wankt, bewegen sich die Fronten“. Währenddessen sagte McCarthy bereits am Montag, dass derzeit ein kleiner Themenkreis, der bereit sei für einen Kompromiss, intensiv angegangen würde. Bloomberg berichtet, dass offenbar eine kleine Gruppe von etwa 10 Demokraten bereit sei, John McCarthy bei der Stimmabgabe zu unterstützen, falls die erarbeiteten Vorschläge für die Hardliner unter den Republikanern unannehmbar sind. Das ist jedoch für alle Beteiligten innenpolitisch riskant, deshalb zur Stunde eher eine theoretische Erwägung.
Die Mai-Prognose für den deutschen ifo-Geschäftsklimaindex lag bei 93 (Lage 94,5/ Erwartungen 91,9). Der Wert wurde mit 91,7 unterboten, was an den enttäuschenden Geschäftserwartungen (88,6) lag. Das ist nun die zweite schwache Konjunkturzahl aus Deutschland innerhalb von 24 Stunden. Zusammen mit den übergeordneten globalen Debt Ceiling – Abgaben rutscht der DAX an seinen 20-Tage Durchschnitt.
Die Rendite für US 1-Monatsgeld steht heute früh bei 5,81%. Das ist ein halbes Prozent höher als die 2-4 monatigen Laufzeiten und zeigt, dass die Investoren einen Risikoaufschlag verlangen, um kurze US-Schulden zu halten. Das Ausbleiben guter Nachrichten zur Schuldenfrage macht sich inzwischen auch am globalen Bondmarkt bemerkbar: die Anleihen profitieren nicht von Fluchtbewegungen aus Aktien, sondern werden ebenfalls verkauft. Es ist dabei auch nicht hilfreich, dass die Notenbank Neuseelands den Zinserhöhungszyklus heue früh weiter fortgesetzt hat. Nach hawkishen Tönen der Bundesbank befürchten einige Marktteilnehmer, dass auch in dem heute Abend veröffentlichten Report der letzten US-Notenbanksitzung (Fed Minutes) Inhalte stecken, die unangenehm sein könnten. Gold wird anscheinend derzeit als sicherer Hafen empfunden – der Kurs konnte seit gestern leicht zulegen. Aber auch Öl zeigt sich robust, was an warnenden Worten des saudischen Energieministers in Richtung Short Sellern (Leerverkäufern) lag: OPEC + könnte die Produktion weiter drosseln.
Der APX verliert drei Punkte. Auslöser sind EM-Aktien und der STXE 600.