Nach der anhaltenden Schwäche des Technologiesektors an der Wall Street fehlt es am Dienstag auch in Europa an Impulsen. In Asien hingegen wurden die gemischten Vorgaben der Wall Street abgeschüttelt. Der Nikkei-Index in Tokio zeigt seit Montag relative Stärke zu den Leitbörsen. Unterstützung kommt vom Yen, der gegenüber dem US-Dollar in der Nähe eines 34-Jahres-Tiefs notiert. Der schwache Yen verbilligt japanische Exporte. Zudem hat die kräftige Lohnerhöhungen in Japan die Konsumnachfrage gestärkt. Sowohl in den USA als auch in Europa sind die klassischen Sektoren wie Energie und Versorger (NYSE:XLU) gefragt. Über Europa schwebt bis zum Wochenende noch das Damoklesschwert der Wahlen in Frankreich. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron scheute sich nicht, angesichts der Wahlprogramme rechter und linker Parteienbündnisse bürgerkriegsähnliche Szenarien heraufzubeschwören, was Marine Le Pen vom rechten Rassemblement National als Eingeständnis wertete, dass Macron mit einer Niederlage rechne. In den USA werden am Freitag die für die Zinspolitik der US-Notenbank wichtigen PCE-Inflationsdaten veröffentlicht, so dass bis dahin ein eher richtungsloser Wochenverlauf erwartet wird.
Der spektakuläre Kursanstieg von Nvidia (NASDAQ:NVDA) legte eine Verschnaufpause ein. Der Chiphersteller weitete am Montag den starken Abverkauf aus, der kurz nach der kurzzeitigen Übernahme des Titels des nach Börsenwert weltgrößten Unternehmens begonnen hatte. Seither ist der Kurs innerhalb von drei Handelstagen um 13% gefallen und hat damit die Schwelle von 10% überschritten, ab der von einer Korrektur gesprochen wird. Dennoch hat das Unternehmen, das im Zentrum der KI-Revolution steht, in diesem Jahr um fast 140 % zugelegt.
In Japan waren infolge des schwachen Yen Automobilwerte gefragt, während im Einklang mit der Schwäche bei Nvidia Spezialmaschinenbauer, die der Chipindustrie (ETR:VVSM) zuarbeiten, verkauft wurden. Ein ähnliches Bild lieferte Südkorea, wo die Speicherchiphersteller unter Druck gerieten.
Bitcoin verzeichnete am Montag den größten Rückgang seit zwei Monaten. Die Verluste auf dem Kryptomarkt häufen sich und spiegeln die sinkende Nachfrage nach börsengehandelten Bitcoin-Fonds sowie die Unsicherheit über die Geldpolitik wider. Die Risse in den Kryptowährungen kommen inmitten von Zweifeln über die Möglichkeiten der Federal Reserve, die Zinssätze schnell von einem Zwei-Dekaden-Hoch zu senken. Für einige Analysten ist der Rückgang bei den digitalen Vermögenswerten ein Warnsignal für eine sinkende Risikobereitschaft im Allgemeinen.
Die Präsidentin der Fed von San Francisco, Mary Daly, die in diesem Jahr über die Geldpolitik abstimmt, gab zu verstehen, dass eine gedämpfte Nachfrage erforderlich sein wird, um die Inflation wieder auf das 2-Prozent-Ziel der Zentralbank zu bringen. Sie warnte aber, dass eine weitere Verlangsamung des Wirtschaftswachstums eine höhere Arbeitslosigkeit bedeuten könnte. Ihre Äußerungen folgten auf Kommentare mehrerer Beamter in der vergangenen Woche, die betonten, dass vor einer Zinssenkung mehr Beweise für eine Abkühlung der Inflation erforderlich seien. Anfang dieses Monats hatten die Fed-Beamten lediglich eine Zinssenkung für das Jahr 2024 in Aussicht gestellt, während im März noch drei Zinssenkungen prognostiziert worden waren, und zwar auf Basis des Dot-Plots, der die Prognosen der politischen Entscheidungsträger zusammenfasst. Der Markt hat nach schwächeren Konjunkturdaten zuletzt begonnen, wieder zwei Zinssenkungen einzupreisen.
Ein knapper Anstieg der Volatilität in den USA lässt den apano-Börsenstimmungs-Index um einen Punkt auf immer noch zuversichtliche 21 sinken.