Die US-Börsen (ETR:SXR4) hatten gestern den besten Handelstag seit Januar, wobei die Kurse von Beginn an bis zum Handelsschluss stetig kletterten. In Anbetracht der US-Konjunkturdaten war das nicht zwingend so zu erwarten gewesen. Das BIP wuchs in Q1 mit annualisiert 1,1% nur etwa halb so stark wie erwartet (2%). Zudem stieg der BIP-Deflator für die persönlichen Konsumausgaben im ersten Quartal mit 4% stärker als mit 3,7% prognostiziert. Dieser misst die Preisentwicklung aller im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ging von 246T auf 230T zurück, erwartet waren 249T. Triebfeder des Kursanstiegs war neben der leichten Entspannung rund um die First Republic Bank (NYSE:FRC) erneut der Techsektor, allen voran Meta (NASDAQ:META). Nachbörslich meldeten Amazon (NASDAQ:AMZN) und Intel (NASDAQ:INTC). Zunächst sprang der Amazon-Kurs um 10% an. Mittlerweile notiert die Aktie aber leicht negativ und gibt die Hälfte ihres gestrigen in der regulären Börsenzeit angefallenen 4,5%-Kursanstiegs wieder ab. Sowohl Umsatz als auch Gewinn hatte die Erwartungen weit übertroffen, was zunächst beflügelt hatte. Als jedoch bekannt wurde, dass sich das Wachstum im Cloud-Geschäft (Amazon Web Services - AWS) von 16 auf 11% verlangsamt hatte – das ist der geringste Anstieg seit Start dieser Sparte in 2015 - setzten Abgaben ein. Deshalb und auch wegen der Auskonsolidierung der hohen Kurszuwächse notieren die US-Futures aktuell etwas niedriger. Intels Zahlenwerk war sehr schlecht, aber besser als befürchtet. Daher, und weil das Unternehmen vom Erreichen der Talsohle spricht, zieht der Kurs aktuell um 5% an. T-Mobile, die US-Tochter der Deutsche Telekom (ETR:DTEGn), übertraf die Gewinn- und unterschritt die Umsatzprognose. Letzteres wiegt schwerer: die Aktie verliert zur Stunde 2,5%. Aus der zweiten Reihe sackten Snap (NYSE:SNAP) um 18% und Pinterest (NYSE:PINS) 14% nach enttäuschenden Umsatzzahlen ab.
Im Pazifikraum zogen heute früh die Kurse im Sog der US-Märkte an, jedoch kühlte die Euphorie im Sitzungsverlauf etwas ab. So gewann z.B. der Hang Seng Tech Index 1% nach +2,5% zu Sitzungsbeginn. Der Shanghai Composite Index legte 1,1% zu, Japan ca. 1,3%. Der Yen geriet unter starken Abgabedruck, nachdem der neue BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda das Bekenntnis erneuerte, die Zinspolitik ultralocker zu belassen. In Europa ist von der guten Stimmung nichts mehr übrig, der ESX 50 verliert zur Stunde fast 1%. Verkauft werden insbesondere Bankwerte und Rohstoffaktien. Banken leiden unter der Aussage der NatWest (LON:NWG) Group, dass der Margen-Schub, der durch die höheren Zinsen entstanden sei, beginne, zu schwinden. Rohstoffe spüren wieder einmal die negative Korrelation zum aktuell anziehenden US-Dollar.
Das deutsche BIP stagnierte im ersten Quartal und enttäuschte somit leicht: erwartet waren +0,2%. Frankreich und Spanien hingegen übertrafen mit +0,2% /+0,5% die Prognosen. Ein IWF-Sprecher warnte heute vor einem „unkontrollierten“ Abrutschen der Immobilienpreise in Europa mit einem Korrekturpotenzial von 15-20%, da der Markt weiterhin stark überteuert sei. Auslöser könnten insbesondere weiter steigende Zinsen und erschwerte Finanzierungskonditionen sein. Zugleich plädiert er aber für weiter steigende Zinsen in Europa und ein Durchhalten des Zinsgipfels bis mindestens Mitte 2024. Wie die FED tagt auch die EZB nächste Woche, konkret am 4. Mai. +0,25% gelten als gesetzt, eventuell aber sogar 0,5%.
Heute besonders relevant wird um 14:30h der Kern PCE Preisindex der USA. Erwartet wird, dass dieser im März so wie im Februar um 0,3% zugelegt hat. Die Veränderungsrate auf ein Jahr wird mit 4,5% nach 4,6% taxiert. Anschließend werden die Anleger wohl letzte Justierungen bei ihren Annahmen vornehmen, was die FED bei ihrer Sitzung am 3. Mai beschließen wird. Eine überwältigende Mehrheit geht momentan von einem 0,25% Zinsschritt aus und der PK-Ankündigung, dass es damit vorerst dann getan sei.
Im APX bringen Spaniens Anleihen +1 Punkt, S&P und Shanghai Composite +4. Der DAX kostet 2 Punkte.