Gute Konjunkturnachrichten aus den USA haben gestern ab 14:30h MEZ schlagartig die tagelang vorherrschende Katerstimmung an den Weltaktienmärkten - sechs Minustage in Folge - beendet. Die Auftragseingänge für langlebige Industriegüter sind im Mai um 1,7% gestiegen, die Prognosen hatten bei -1% gelegen. Um 16:00h dann zwei weitere erfreuliche Meldungen: die Neubauverkäufe sind trotz der hohen Zinsen im Mai um 12,2% auf 763.000 Einheiten gestiegen, erwartet worden waren 675T. Zudem hat sich das Verbrauchervertrauen im Juni weiter aufgehellt: von 102,5 im Mai auf 109,7. Auch dieser Wert lag oberhalb der Schätzungen (104). Als glänzend wurde die aktuelle Lage eingeschätzt, dieser Wert stieg von 148,9 auf 155,3. Die Erwartungen sind zwar weiterhin düster, haben sich aber ggü. dem Vormonat von 71,5 auf 79,3 verbessert. Das klingt alles nicht nach Rezession, entsprechend erfreulich entwickelten sich insbesondere Industrials und der Nebenwerteindex Russell 2000. Aber auch die Techwerte konnten ihre hohen Vortagesverluste teilweise ausbügeln, es floss eindeutig den US-Börsen (ETR:SXR4) frisches Geld zu. Unter Abgabedruck stand hingegen der Goldpreis, dem sowohl schwindende Rezessionssorgen als auch zurück gehende Zinssenkungshoffnungen zusetzten. Wir konnten aufgrund der guten Wirtschaftsdaten die geplante weitere Reduktion in den USA streichen, denn unsere Stopp Loss Marke wurde gleich zu Handelsbeginn wieder übersprungen. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im Juli in den USA liegt aktuell laut Reuters bei 77%. Goldman Sachs (NYSE:GS) hat aufgrund der gestrigen robusten Konjunkturdaten die Schätzung für das Q2-BIP um 0,4 auf +2,2% erhöht.
Auch in Europa und Japan hat sich das Chartbild wieder aufgehellt. Der STXE 600 NR steht aktuell exakt an der 50-Tagelinie. Sollte er diese gegen Xetraschluss überwinden, werden wir die Region behutsam wieder aufstocken. Dem Nikkei gelang mit einem eindrucksvollen 2%-Anstieg die Rückeroberung des 20-Tagedurchschnitts. Freilich war ein Teil davon bereits gestern Nachmittag offshore – via Futures – erfolgt. Sydney profitiert mit +1,1% von erfreulichen Inflationsdaten. Diese ist im Juni stärker als erwartet gesunken, was Hoffnungen schürt auf eine stillhaltende Notenbank. Der Austral Dollar gibt daraufhin heute früh kräftig nach.
Die Börsen in China und Hongkong traten heute früh auf der Stelle. Die von Januar bis Mai 2023 erwirtschafteten Gewinne der chinesischen Industrieunternehmen liegen laut Reuters 18,8% unter dem gleichen 5-Monatszeitraum des Vorjahres. Kleiner Lichtblick: von Jan-April war dieser Wert mit -20,6% noch schwächer gewesen. Positiver Ausreißer war die Verdopplung der Gewinne der Automobilfirmen, was freilich viel mit dem Basiseffekt (COVID-Beschränkungen) zu tun hat. Im direkten Monatsvergleich lagen die Industriegewinne im Mai 12,6% unter dem Stand von Mai 2022. Für Stirnrunzeln sorgt ein Report des Wall Street Journal, dass offenbar das US-Handelsministerium Exportbeschränkungen für KI-Chips nach China erwägt. Diese noch nicht offiziell bestätigte Nachricht belastet vorbörslich Nvidia (NASDAQ:NVDA) und AMD (NASDAQ:AMD) (je -3%).
Aus Deutschland kommen wieder einmal schwache Konjunkturdaten: der GfK-Konsumklimaindex ist entgegen der Erwartungen im Juni gesunken und zeugt von der sich verschlechternden Stimmung der hiesigen Verbraucher. Im STXE 600 notieren die meisten Sektoren fester. Gegen den Trend geben Basisrohstoffe 0,7% nach. Einziger nennenswerter Verlierer im STXE 50 ist Bayer (ETR:BAYGN), was daran liegt, dass die FDA ein neu entwickeltes Augenmittel zunächst nicht zulässt. Vom Treffen der globalen Notenbankchefs in Portugal werden falkenhafte Töne erwartet. Aber ohnehin preist der Markt mit 90% Wahrscheinlichkeit ein, dass die EZB im Juli die Zinsen um weitere 0,25% anhebt.