Asiens Börsen tendierten heute früh insgesamt stabil. In Festlandchina konnten Shenzhen Composite und ChiNext die Hälfte ihrer gestrigen Verluste aufholen, lediglich der Shanghai Composite rutschte um weitere 0,3% ab. Der heute früh wieder etwas festere Yen bremste zwar den Export lastigen Nikkei aus, der stärker Inland orientierte Topix hingegen legte um 0,6% zu. Hongkongs Indizes schlossen nahezu unverändert. Frische Impulse sind keine auszumachen. Mangels Stories richtet sich die Aufmerksamkeit der globalen Investoren bereits auf den Freitag. Dann soll der US-Arbeitsmarktbericht den letzten Hinweis liefen, ob die Fed die Zinsen um 0,25% oder um 0,5% senkt. Erwartet wird ein Anstieg der Beschäftigung um 160.000 Stellen außerhalb des Landwirtschaftssektors. Heute Nachmittag wird der US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe relevant. Hier wird zwar eine Verbesserung erwartet, der Wert dürfte jedoch tief kontraktiv bleiben. Ich gehe davon aus, dass die Börsen sehen wollen, dass sich die Konjunktur befestigt – auch wenn dies den großen 0,5% -Zinsschritt unwahrscheinlicher macht. Deshalb erwarte ich, dass ein Indexstand des ISM von über 45,7 (das ist die Prognose) von den Anlegern positiv aufgenommen wird. Auffallend war heute früh die Schwäche von Austral- und Neuseeland-Dollar zum US-Dollar. Zudem fiel der erneute starke Rückgang chinesischer Bankenwerte aus – ich habe hier dazu ja schon kürzlich meine Bedenken geäußert, was mit den Margen passiert, wenn/falls sie zu Zinszugeständnissen für die Schuldner von Immobilienkrediten gezwungen werden. Vor wenigen Tagen berichteten bereits vier der fünf größten Banken von gesunkenen Q2-Profiten, insbesondere wegen des schleppenden Immobiliengeschäftes. Bloomberg hat dazu weitere Berechnungen angestellt. Der Effekt auf Chinas-BIP wäre minimal, wird mit max. ca. +0,1% eingeschätzt. Zumal die Banken wohl zum Margenschutz die Einlagenzinsen ebenfalls absenken, was Mindereinnahmen – und damit reduzierte Kaufkraft - für Sparer ohne Immobilienbesitz bedeutet.
Auch Europas Börsen verharren in der Warteschleife. Gestern gelang es dem STXE 600, nach schwächerem Beginn wieder etwas Tritt zu fassen, insgesamt notieren Europas Indizes aber weiterhin knapp unter den Freitagshochs. Ein wenig dürfte auch der Respekt vor der Saisonalität Mitschwingen: die Finanzmedien betonen eindringlich, dass der September traditionell der schwächste Monat für Geldanlagen ist. Das gelte gleichermaßen für Aktien, Anleihen und Rohstoffe. Aktuell wird als Begründung das hohe Kursniveau genannt und das mögliche Enttäuschungspotenzial der Notenbanken, zudem die insgesamt schleppende Weltkonjunktur sowie das geopolitische Umfeld. Zugleich fehle es an stimulierenden Stories. Temporäre Absicherungen werden deshalb oftmals in diesen Artikeln empfohlen. Auf Sektorebene des STXE 600 zeigen sich heute früh die Rohstoffwerte schwach, aber auch die Banken. Zunehmend auch Techwerte wegen der absinkenden Nasdaq-Futures. Auf der Gegenseite sind die Verlierer von gestern gesucht: Industriewerte (NYSE:XLI) und Hersteller von Luxusgütern. Robust zudem wie schon in den Tagen zuvor die Performance der Bauwerte (Constructions & Materials). Auch die defensiven Nahrungsmittel- und Getränkeerzeuger sind gefragt.
Der Kupferpreis (Risk on – Indikator) hat wie gestern hier bereits vermutet mit einem weiteren Kursrückgang heute ein derart negatives Signal ausgelöst, dass er den APX 8 Punkte kostet. Die Überdominanz Chinas wird wieder einmal deutlich: neue negative Nachrichten zum erwarteten Verbrauch lassen die Kupfer-Futures an der Rohstoffbörse absacken. Das wird dadurch verstärkt, dass Goldman Sachs (NYSE:GS) seinen Optimismus zurückgefahren hat. Positiv hingegen könnte diese Entwicklung für die Zinserwartungen sein, da niedrige Rohstoffpreise Inflationsbefürchtungen dämpfen. Diese Überlegung könnte der Grund sein, warum sich der Goldpreis heute früh befestigt.