Die jüngsten Konjunkturdaten deuten auf eine weitere Beruhigung der US-Wirtschaft hin. So ist das Verbrauchervertrauen zwar weiterhin robust, hat sich aber im August weiter zurückgebildet als prognostiziert. Der Indexstrand von 106,1 liegt deutlich unter dem Vormonat (114) und den Schätzungen (116). Sowohl die aktuelle Lage (144,8) als auch die Erwartungen (80,2) waren rückläufig. Zudem hat sich die Anzahl der neuen Jobs mit 8,83 Millionen viel schwächer entwickelt als vermutet, der Zuwachs ist der geringste seit 2021. Die allermeisten Investoren erwarten nun, dass die FED im September keine Zinserhöhung vornehmen wird. Die Abkühlung am Arbeitsmarkt lässt die Anleger hoffen, dass sich der Lohnanstieg - einer der am meisten gefürchteten Treiber weiterer Inflationswellen - gemäßigt fortsetzt. Daher kam gestern aus zwei Richtungen kräftiger Rückenwind für die US-Aktien: erstens sanken die Renditen über alle Laufzeiten hinweg deutlich, die Erwartung einer (letzten) Zinsanhebung der FED im November ging laut Bloomberg von 75% auf 56% zurück. Zudem erwartet der Marktkonsens nun eine erste Zinssenkung bereits im Juni 2024 (bislang Juli). Zweitens haben wegen dieses Job Opening - Reports die Investoren gestern ihre Zurückhaltung vor dem übermorgen veröffentlichten großen Arbeitsmarktbericht abgelegt und kräftig vorgekauft, wobei freilich heute (Jobs Privatwirtschaft) und morgen (Arbeitslosenstatistik) noch weitere Daten anstehen. Die Rallye wurde von der Charttechnik kräftig unterstützt: der S&P 500 überwand kurz nach Handelsbeginn die 20 Tage-Linie und etwas später auch die 50er. Der Anstieg erfolgte in der Breite, fast 90% der Aktien legten zu. Klare Marktführerschaft übernahmen jedoch die zinsreagiblen Technologie- und Rohstoffwerte.
In China hat heute früh der Kursanstieg der letzten Tage ein vorläufiges Ende gefunden, trotz der Nachricht, dass führende chinesische Banken eine Zinssenkung erwägen, um die Nachfrage anzukurbeln. Einige US-Ökonomen haben sich dazu bereits geäußert. Sie erwarten daraus einen bescheidenen Wachstumsimpuls von 0,1-0,2 Prozentpunkten.
Dem STXE 600 gelang gestern direkt in der Eröffnung der Sprung über die wichtige 20 Tage - Linie, was massive Anschlusskäufe nach sich zog. In einer dadurch ausgelösten Kettenreaktion überwand er auch die 50- und 100-Tage Durchschnitte. Das war teilweise einem Nachholeffekt aus UK geschuldet, die den guten Handelstag am Montag wegen eines Feiertags („Sommerfeiertag“) gestern nachholten. An der Spitze standen Basisrohstoffe, auch hier war der besonders stimulierende Treiber der Renditerückgang. Spanien und NRW haben jedoch heute früh mit ihren Inflationszahlen ernüchtert. Beide berichten von einer Beschleunigung. Freilich haben inzwischen auch andere Bundesländer veröffentlicht, das Ergebnis ist uneinheitlich. Heute Nachmittag steht die Veröffentlichung der August-Verbraucherpreise für Deutschland an, für die größte Volkswirtschaft der Eurozone wird ein CPI-Anstieg um 0,2% erwartet und im Jahresvergleich eine Beruhigung von +6,2% auf 6,0%. Eine Abweichung nach oben dürfte den Falken unter den EZB-Mitgliedern Auftrieb geben. Der Bund-Future gibt deshalb im Vorfeld nach. Einzige Profiteure der wieder leicht gestiegenen Zinsangst sind Banken. Auffallend ist die Trotz leicht steigender Renditen anhaltende Robustheit des Sektors „Basisrohstoffe“. Das hängt mit dem vorangegangen Kursanstieg in Australien zusammen – das Schwergewicht Rio Tinto (LON:RIO) hat ein Doppellisting in Melbourne und London – aber auch mit der Hoffnung, dass Chinas avisierte Zinssenkung den Immobilienmarkt stabilisiert und damit die Nachfrage nach Metallen ihren zyklischen Tiefpunkt erreicht haben könnte. Sehr schwach hingegen die Versorger (NYSE:XLU). Hier belastet eine hohe avisierte Abschreibung von Örstedt (-20%) auf seine Windkraftanlagen. Insbesondere RWE (ETR:RWEG) und die im STXE 50 und ESX 50 vertretene Iberdrola (BME:IBE) verlieren deutlich.
Der APX legte seit Dienstag um 13 Punkte zu.